Mittwoch, 27. Januar 2010

Freitag, 12.2.2010

Wir haben einen Gott, der da hilft, und den HERRN, der vom Tode errettet.

Psalm 68,21

Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.

Römer 10,9

Vertrauen und Bekennen

Während die Losungen und Lehrtexte der letzten Tage uns daran erinnert haben, dass unser Glaube auch Auswirkungen auf unser Tun und Handeln haben sollte, so rufen uns die beiden Verse für den heutigen Tag in Erinnerung, dass wir unseren Glauben dennoch nicht aufs Tun reduzieren können.

Erinnern lassen sollen wir uns auch an den Grund unseres Glaubens - Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Die Botschaft von dem Gekreuzigten und Auferstandenen, der mit uns geht bis ans Ende der Tage - sie trägt uns im Leben und im Sterben. Trotzdem ist auch Vorsicht geboten mit der Aufforderung zum Bekennen in unserem heutigen Lehrtext. Denn diese Glaubensgewissheit lässt sich nicht einfach in Lehrsätzen abbilden und allzu leicht kann daraus ein Lippenbekenntnis werden. Worum es aber geht, das ist eine Herzensgewissheit, die in uns wachsen soll. Auch beim Bekennen haben wir nur die tastenden und suchenden Formulierungen, mit denen wir unseren Glauben in Worte fassen können. Bekennen schafft Gemeinschaft, verbindet die Glaubenden miteinander und mit dem Grund ihres Glaubens. Aber es darf nicht zum Bekenntniszwang werden, sondern Einladung und Angebot.

Donnerstag, 11.2.2010

Der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre.

Jesaja 58,11

Jesus nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten.

Johannes 6,11

Teilen macht satt

Stellen Sie sich einmal folgende Szene vor: Jesus nimmt das Brot und spricht das Dankgebet und gibt es dem ersten der Lagernden in die Hand. Der sieht, wie wenig es ist und verschlingt das Brot, bevor jemand reagieren kann. Als Jesus dann die Fische verteilen will, stürzen sich die nächsten beiden darauf, einer verschlingt seinen Fisch sofort und der andere versteckt ihn und macht sich aus dem Staub. Vermutlich würden sich die anderen auf diese Egoisten stürzen und es gäbe einen Riesentumult. Es sei denn, die Leute hielten Jesus für einen Zauberer und warteten darauf, dass er noch weitere Brote und Fische hervorzaubern kann.

Eine andere Szene: Jesus dankt Gott für Brote und Fische und gibt sie weiter. Beschämt von dieser Grosszügigkeit fangen einige an, ihre Vorräte auszupacken und sie mit den anderen zu teilen. Gerade noch hatten sie überlegt, wo sie diskret ihre knurrenden Mägen stillen könnten. Hier in der Menge, das ging ja nicht. Da würden sich doch alle auf einen stürzen - und schliesslich hat man ja nicht genug für alle dabei. Zum Teilen reicht es bestimmt nicht. Aber nun fängt dieser Jesus genau damit an. Er gibt weiter, was er auftreiben kann. Er fragt überhaupt nicht danach, ob das je für alle reichen kann. Er weiss genau, dass es niemals reicht. Einer allein schafft das nie. Aber einer muss anfangen, damit die anderen seinem Beispiel folgen und miteinander teilen. So beginnt diese wunderbare Gnadenwirtschaft und das Wunder geschieht und alle werden satt. Und was niemand für möglich gehalten hat: alle werden satt und es ist mehr als genug.

Ob es so war, kann ich nicht beurteilen. Sich die Szene so vorzustellen ist aber für mich gewiss kein Zeichen des Unglaubens, sondern weckt in uns die Einsicht, dass nur teilen satt macht. Es kommt nicht so sehr darauf an, wie das Wunder damals sich konkret abgespielt hat. Worauf es ankommt, ist, dass wir heute nicht auf Wunder warten und nicht nur auf uns selber schauen, sondern uns anstecken lassen von dieser grossen Teilete in der Wüste und am eigenen Leib erfahren, dass Teilen satt macht und uns noch dazu miteinander verbindet.

Mittwoch, 10.2.2010

Recht und Gerechtigkeit tun ist dem HERRN lieber als Opfer.

Sprüche 21,3

Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.

Hebräer 13,16

Glück

Was sind all die Schätze dieser Welt verglichen mit dem Glück, einen Menschen zu finden, dem ich vertrauen kann? Was sind die die grossartigsten Gedankengebäude im Vergleich zu einem Menschen, der mich umarmt? Was sind die herausragendsten Leistungen angesichts dessen, der mich gegen das Unrecht verteidigt? Was sind alle Genüsse dieser Welt im Vergleich zu einem vertrauten Gespräch unter Freunden? Was sind die stolzesten Traditionen angesichts eines Menschen, der bereit ist, mit mir etwas Neues zu wagen?

Einfache Fragen - naheliegende Antworten. Und doch vergessen wir sie in unserem Lebensalltag so oft. Was auch immer wir erreichen wollen, welche Ziele wir auch verfolgen - nie dürfen wir vergessen, dass es die Menschen sind, auf die es ankommt, nicht die, die uns nützlich sind, sondern die, die uns brauchen. Denn die nützlichen Menschen nützen oft nichts mehr, wenn wir sie wirklich brauchen. Und wenn wir andere unter dem Aspekt ihres Nutzens betrachten, werden wir die Menschen übersehen, die wirklich wichtig für uns sind. Wichtiger als alle Gedankengebäude und Erkenntnisse, ja wichtiger noch als unsere religiösen Erkenntnisse und Glaubenssätze sind die Menschen.

Meister Eckehardt hat es wunderbar formuliert:
"Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, das notwendigste Werk ist stets die Liebe."

Und nicht weniger treffend die grossartige Lyrikerin Rose Ausländer:

Die Menschen

Immer sind es
die Menschen

Du weisst es

Ihr Herz
ist ein kleiner Stern
der die Erde
beleuchtet

Montag, 25. Januar 2010

Dienstag, 9.2.2010

Der HERR sprach: Ich habe vergeben, wie du es erbeten hast.

4.Mose 14,20

Christus spricht: Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.

Johannes 14,13

Beten

Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheissungen. Ich weiss nicht mehr, von wem diese Formulierung stammt, aber sie trifft den Kern des Gebets sehr gut. Denn wenn wir beten, breiten wir vor Gott aus, was uns beschäftigt und Sorgen macht. Und oft haben wir dabei ja auch Vorstellungen darüber, was wir eigentlich bräuchten und wie uns zu helfen wäre. Würden wir nun erwarten, dass Gott unsere Wünsche einfach erfüllt, so würden wir ihn auf eine Wunscherfüllungsmaschine reduzieren. Aber könnte es nicht sein, dass Gott besser weiss, was uns gut tut, als wir selbst? Oder ist es nicht so, dass wir unsere Entscheidungen letztlich selber treffen müssen und auch Verantwortung dafür übernehmen? Das Gebet wäre dann in solchen Momenten eine Art Entscheidungshilfe, das Geschenk innerer Ruhe und Klarheit, wenn wir bereit sind auf die Stimme Gottes in unserem Herzen zu achten.

Beten ist kein Wunschkonzert und Gott nicht der grosse Zauberer, der alle Wünsche erfüllt. Was Gott uns gibt ist viel mehr. Er befähigt uns, unser Leben in die Hand zu nehmen und eigene Entscheidungen zu treffen. Er vergibt uns, wenn wir Irrwege gehen und Fehler machen. Und er will, dass uns alle Dinge zum Besten dienen.

Bitten in Jesu Namen bedeutet für mich: 1. Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe; 2. sich an den Bitten des Unser-Vater-Gebets orientieren; 3. Klarheit suchen über den richtigen Weg. Mehr brauchen wir nicht und wenn wir so bitten, dann dürfen wir auch vertrauen, dass Gott unser Bitten nicht enttäuscht.

Montag, 8.2.2010

Ich bin, ehe denn ein Tag war, und niemand ist da, der aus meiner Hand erretten kann. Ich wirke; wer will´s wenden?

Jesaja 43,13

Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.

Offenbarung 4,8

Ehrfurcht vor dem Leben

Zur heutigen Tageslosung und zum Lehrtext kommt mir die berühmte Formulierung von Albert Schweitzer in den Sinn. Wir sind Leben inmitten von Leben, das leben will. Deshalb ist die einzig angemessene Halltung allem Lebendigen gegenüber die "Ehrfurcht vor dem Leben". Wenn Gott heilig ist und nichts ohne sein Ja existieren kann, so ist alles Leben gleichursprünglich zu Gott. Dann hat kein Lebewesen dem anderen gegenüber einen prinzipiellen Vorrang.
Zugleich aber müssen wir niemand und nichts in der Schöpfung vergöttlichen. Nicht Anbetung, sondern Respekt und Fürsorge sind wir dem Leben schuldig. Und das Vertrauen, dass Anfang und Ende, alles Leben und auch der Tod in Gottes Hand sind, bewahrt uns davor uns von Menschen oder Dingen abhängig zu machen. Der Glaube an den Schöpfer allen Lebens schenkt uns ein Grundvertrauen in das Leben und ermöglicht uns, unser Leben rational, respektvoll gegenüber der Mitschöpfung, fürsorglich und bewahrend zu gestalten.

Freitag, 22. Januar 2010

Sonntag, 7.2.2010

Gott, der du die Erde erschüttert und zerrissen hast, heile ihre Risse; denn sie wankt.

Psalm 60,4

Die Apostel wurden erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

Apostelgeschichte 2,4

Heilen

Während ich diese Zeilen schreibe, sind die Medien voll von den bestürzenden Nachrichten aus Haiti, wo die Erde erschüttert wurde. Unbegreiflich ist die enorme Zahl von Todesopfern, jedes einzelne ein Mensch mit seiner Geschichte, mit Menschen, die um ihn/sie trauern. Unzählige haben alles verloren - Angehörige und Freunde, ihr Obdach, Hab und Gut. Die bildhaften Worte des Psalms verbinden sich mit den realen Bildern aus dem Fernsehen und den Medien.

Sollen wir nun Gott fragen, wie er so etwas zulassen kann? Aber was wäre das für ein Gottesbild? Gott ist ja nicht der, der da oben im Himmel thront und nach Belieben die Fäden zieht. Ein Gott, der nach Belieben ein solches Erdbeben zulassen oder verhindern könnte, wäre ein Willkürherrscher und noch dazu zynisch, würde er es zulassen. Und hoffentlich haben wir uns auch abgewöhnt, in solchen Naturkatastrophen Strafen Gottes zu sehen. Denn das wäre nicht Glaube, sondern Zynismus und Blasphemie.

Was bleibt nun stattdessen? Ein ohnmächtiger Gott statt dem allmächtigen Gott. Aber wie könnten wir dann vertrauensvoll unser Leben in Gottes Hand legen? Bei solchen Katastrophen können wir nach menschlichen Ursachen und menschlicher Verantwortung fragen. Aber wir werden damit nicht alles erklären können. Darüber hinaus bleibt uns nichts anderes als die Erkenntnis Hiobs. Wir stossen an Grenzen unseres Begreifens, die wir aushalten müssen. Es bleibt uns nur die Erkenntnis, das es ist, wie es ist - und dass uns nur die haltung des Mitgefühls und die praktische Solidarität, die materielle Hilfe bleibt. Und das Vertrauen, dass auch diese Not und dieser Schrecken noch in Gottes Hand sind. Denn Gott ist weder allmächtig noch ohnmächtig. Gott ist mitfühlend. Er bleibt an der Seite seiner Menschen in ihren Glücksmomenten, aber auch in den tiefsten und dunkelsten Tälern.

Samstag, 6.2.2010

Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet.

Jesaja 61,10

Paulus schreibt: Ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.

Galater 3,27

Freiheit

Christlicher Glaube ist eine befreiende Botschaft. Er macht Menschen frei von überfordernden Idealen, er macht frei von der Sorge um das eigene Ego, er macht frei zu einem gleichberechtigten, partnerschaftlichen Miteinander. Losung und Lehrtext stehen heute im Kontext dieser befreienden Botschaft. Die Losung führt uns in die Zeit nach der Rückkehr des Volkes Israel aus der babylonischen Gefangenschaft. In den Mühen des Alltags und des Wiederaufbaus soll das Volk den Wert der Freiheit nicht vergessen und sich bemühen um ein Zusammenleben in Gerechtigkeit. Freiheit und Gerechtigkeit - das sind die Leitlinien des Handelns für Menschen, die den Weisungen Gottes folgen wollen. Wie ein Kleid oder einen Mantel sollen die Israeliten die Freiheit und die Gerechtigkeit mit Stolz tragen.

Der Galaterbrief, aus dem der heutige Lehrtext stammt, schreibt die Freiheit ebenfalls ganz gross. Wer Christus angezogen hat, der ist ein freier Mensch. Damit ist nicht eine Beliebigkeit des Handelns gemeint, aber die Freiheit, verantwortlich zu handeln und nicht einfach gehorsam von aussen auferlegte Gebote zu erfüllen. Aus diesem Verständnis des Glaubens folgt für Paulus auch, dass alle Getauften grundsätzlich gleichrangig sind - vgl. den folgenden Vers Gal 3,28. Niemand erachte sich als frömmer oder fortschrittlicher oder aus irgend einem anderen Grunde für überlegen. Weder nationale Zugehörigkeiten noch das Geschlecht oder der gesellschaftliche Rang begründen im christlichen Glauben irgendeinen Vorzug. Übrigens kann es dann konsequenterweise auch keine kirchlichen Ämter geben, die nur Männern vorbehalten wären.

Menschen sind nicht einfach gleich. Es gibt Unterschiede, die nicht nivelliert werden müssen. Worauf es aber ankommt, ist, dass daraus keine Rangordnung entsteht und Menschen deshalb unterschiedlicher Wert zugeschrieben wird oder dass die einen wegen dieser Unterschiede kaum beachtet werden. Jeder mensch hat das Recht so wahrgenommen und aufgenommen zu werden, als wäre er jesus Christus selbst.

Donnerstag, 21. Januar 2010

Freitag, 5.2.2010

Du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.

Psalm 22,11

Paulus schreibt: Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus.

Galater 3,26

Geborgen, geliebt und gesegnet

Der Beter oder die Beterin des 22. Psalms schenkt uns ein wunderbares Bild der Geborgenheit. Dies ist umso kostbarer und berührender, wenn wir bedenken, dass es sich bei diesem Psalm um ein Gebet in tiefster Not un dVerzweiflung handelt. Es ist der Psalm, aus dem auch die Worte Jesu am Kreuz stammen: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen." Doch in allem Dunkel dieses Psalmes leuchtet diese Zuversicht und dieses Vertrauen auf: "Du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an." Da wo alle Sicherheiten zerbrechen, kein Halt mehr zu finden scheint, da bleibt diese Zuflucht, da bleibt dieses mütterliche Bild der Geborgenheit. Zurückgeworfen auf den Anfang sind wir nicht verloren, sondern geborgen, geliebt und gesegnet.
Man mag solche bilder regressiv nennen, ab er ich bin überzeugt, dass kein Mensch ohne ein solches Grundvertrauen leben kann, ob wir es nun mit Gott in Verbindung bringen oder nicht. Wir brauchen ein Urbild der Geborgenheit, eine Hand, die uns hält. Für mich ist Gott dieses Urbild, der Inbegriff von Geborgenheit und Lebenskraft, die wir uns selber nicht geben können und die auch im tiefsten Dunkel noch da ist.
Auf den ersten Blick bietet uns auch der Lehrtext aus dem Galaterbrief ein solches regressives Bild. Durch den Glauben sind wir Kinder Gottes. Aber im Galaterbrief stehen die Kinder Gottes im Widerspruch zu den Sklaven. Die Kinder sind die Erben, die Erben der Verheissung. Sie sind zur Freiheit gerufen und nicht Abhängige. Und sie sollen in der Freiheit bleiben und nicht in die Sklaverei zurückfallen. In diesem Bild der Kinder Gottes werden wir nicht in der Rolle von Abhängigen festgehalten. Wir sind eingeladen wie Kinder zu vertrauen und zugleich als klare freie Menschen den aufrechten Gang zu üben, unser Leben in die Hand zu nehmen und uns von nichts und niemandem abhängig zu machen - ausser Gott.

Donnerstag, 4.2.2010

Ich will euch heimsuchen, spricht der HERR, nach der Frucht eures Tuns.

Jeremia 21,14

Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.

Galater 6,9

Werkgerechtigkeit?

Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Auf den ersten Blick ist diese Aussage logisch. Und dennoch sollte sie - zumindest aus protestantischer Perspektive - so einleuchtend nicht sein. Denn das war ja die eine grosse Entdeckung der Reformatoren, dass wir unser Heil nicht durch unsere guten Werke und Taten bewerkstelligen können. Allein aus Gnade leben wir un dnicht weil wir so grossartige Taten vollbringen. Was gilt nun? Sucht Gott uns heim nach den Früchten unseres Tuns oder ist Gott uns gnädig? Oder ist das eine falsche Alternative?
Zuerst einmal gilt, dass wir nicht von unseren guten Taten leben. Die Güte und Barmherzigkeit Gottes können und müssen wir uns nicht verdienen. Dieses Vertrauen kann uns zuerst einmal mit einer inneren Ruhe und Gelassenheit erfüllen, weil wir uns nicht ständig fragen müssen, ob wir auch genug tun. Der Galaterbrief und der Römerbrief des Paulus reden zuerst einmal lange und ausführlich von dem, was Gott für uns tut und worauf wir vertrauen dürfen, bevor es dann ums Tun des Guten geht. Was Gott für uns tut, geht unserem Tun voraus und ist in keiner Weise von unserem Tun abhängig. Ebenso klar ist für Paulus aber, dass aus dem Vertrauen auf die Liebe und Zuwendung Gottes logisch und zwangsläufig ein Handeln aus Liebe, ein Tun, das sich dem Anderen zuwendet, folgen muss.
Die Perspektive aber ist völlig unterschiedlich, ob wir danach fragen, was wir tun müssen, damit Gott uns wohlgesonnen ist oder ob die Frage lautet, welches Tun denn der Liebe entspricht, die Gott uns schenkt. Es ist der Unterschied zwischen Gehorsam und Dankbarkeit, zwischen Pflicht und Freiheit, zwischen Müssen und Können. Die Bibel will uns nicht an die Pflicht zum Tun des Guten erinnern, sondern die Freude am Guten in uns wecken. Zugleich erinnert uns der enge Zusammenhang von Glauben und Tun daran, dass es gar nicht möglich ist, dem Gott Israels und Vater Jesu Christi zu vertrauen und zugleich Menschen auszunutzen, zu demütigen und um ihr Recht zu bringen. Und genau das wirft Jeremia den Mächtigen in Israel vor. Glaube besteht - wie Dietrich Bonhoeffer geschrieben hat - im Beten und im Tun des Gerechten, im Gespräch mit Gott und im Einsatz für irdische Gerechtigkeit. Beides gehört zusammen, die Reihenfolge aber ist unumkehrbar.

Mittwoch, 3.2.2010

Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Lass sie aufstehen; lass sehen, ob sie dir helfen können in deiner Not!

Jeremia 2,28

Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns den Sinn dafür gegeben hat, dass wir den Wahrhaftigen erkennen. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

1.Johannes 5,20

Woran du dein Herz hängst ...

"Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott." - so knapp un dtreffend hat Martin Luther das 1. Gebot interpretiert. Wir sollten die heutige Losung keinesfalls als Aufruf zu religiöser Intoleranz und als Beleg für die Absolutheit und den alleinigen Wahrheitsanspruch des Christentums missbrauchen. Viel eher ist es ein Aufruf zum verzicht auf alle absoluten Wahrheitsansprüche. Denn wenn allein Gott die Wahrheit selber ist, so sind alle Religionen menschliche Antworten auf den Anruf des Göttlichen, also Menschenwerk. Sobald sie verabsolutiert werden, sind ihre Götter letzlich solche, die wir uns selber gemacht haben und die nicht helfen können.Wir machen dann unsere eigene Ideologie, so fromm sie auch daherkommen mag, zu unserem Gott.
Aber können wir Menschen das überhaupt, an einen Gott glauben, von dem wir uns keine Bilder machen dürfen? Wir Menschen machen uns immer Bilder von Gott. Worauf es ankommt ist, dass wir Gott nicht auf diese Bilder festlegen. Das ist die erste Botschaft unserer Tageslosung. Bleibt offen und berührbar für das lebendige Wort Gottes, wo immer er euch heute begegnen will. Sperrt in nicht ein im Buchstabenglauben und in eure Lehrgebäude. Bleibt offen für die Erfahrungen die andere mit ihrem Glauben, mit Gott machen und respektiert ihre Wege und Erfahrungen.
Das zweite ist, dass uns die Losung darauf aufmerksam macht, dass wir uns nicht auf das verlassen sollen, was wir an materiellen Sicherheiten haben, nicht auf den erfolg oder die Karriere, die wir uns vielleicht erarbeitet haben. Wir leben nicht von dem, was wir uns selber beschaffen können. Wir sind angewiesen auf das, was un sim Leben zukommt und geschenkt wird. Trotzdem machen wir unser leben und unser Glück allzu oft von solchen Dingen abhängig, die uns letzlich keinen Sinn und Halt geben können. Und - wie Luther treffend gesagt hat - woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Für solche Götter sind wir oft bereit ungeheure Opfer an Zeit und Lebensenergie zu bringen. Lebten wir nicht erfüllter, wenn wir in dem Vertrauen leben könnten, dass Gott mit uns geht und dass er unser Leben zum Ziel führt und wir deshalb uns nicht immer weiter krampfhaft um uns selber drehen, Idealen und Zielen nachjagen müssten - immer auf der Suche nach dem Glück, dass uns schon längst begegnen könnte, wenn wir achtsam würden für das, was Gott uns zukommen lässt? Nicht das Vertrauen auf die selbstgemachten Götter gibt uns Halt, sondern nur das Vertrauen, das wir gehalten sind, was auch immer uns begegnen mag.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Dienstag, 2.2.2010

Sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben.

Sacharja 12,10

Pilatus spricht: Seht, das ist euer König! Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn!

Johannes 19,14-15

Falsche Helden

Weg mit ihm. Wir brauchen einen starken Führer und nicht diese Jammergestalt mit der Dornenkrone auf dem Kopf. Kaum etwas macht Menschen gnadenloser und unbarmherziger als enttäuschte Hoffnungen. Die biblischen Passionserzählungen kontrastieren eindrücklich den jubelnden Empfang Jesu bei seinem Einzug in Jerusalem und dieses enttäuschte "Weg mit dem!", als Jesus als gedemütigter und verspotteter Angeklagter vor Pilatus steht.
Dabei sollten wir vorsichtig sein mit unserem Urteil. Denn weder waren es die Juden, die so rufen - sondern einfach eine zugleich eingeschüchtert-angepasste und aufgeputschte Menschenmenge - noch sollten wir allzu schnell glauben, dass wir bestimmt nicht mitgebrüllt hätten. Das Bedürfnis nach starken Führern und falschen Helden ist uns auch heute nicht fremd. Der Erfolg von Populisten und Scharlatanen in der Politik, in der Wirtschaft und im geistlichen Bereich zeigt das deutlich.
Die bilbische Botschaft zeigt uns die Fragwürdigkeit der Sehnsucht nach starken Helden und Führern. Sie legt uns etwas ganz anderes nahe: Achtet auf das Verletzliche und das Verletzte, schaut auf die, die gedemütigt und verspottet werden, leiht denen eure Stimme, die für sich selbst nicht eintreten können. Nicht die starken Führer helfen uns in der Not, sondern Mesnchen, die auf das Kleine und Verletzliche achten und der Gott, dem unsere Sorgen und Nöte nicht fremd sind, weil er selbst Verletzung, Spott, Demütigung und Leid kennengelernt hat. Wir brauchen keine starken Helden, weil wir einen gnädigen und mitfühlenden Gott haben. Das genügt.

Montag, 1.2.2010

Ich preise dich, HERR; denn du hast mich aus der Tiefe gezogen.

Psalm 30,2

Ein Mensch lag achtunddreißig Jahre krank. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.

Johannes 5,5.8-9

Auf eigenen Füssen stehen

Steh auf
nimm dein Leben in deine eigenen Hände
nimm deinen Weg unter deine eigenen Füsse
lass dich nicht von den Erwartungen der anderen bestimmen
lauf nicht mit der Menge
lass dich nicht von deinen Enttäuschung bestimmen
verlass das Bett deiner Resignation
lass dich nicht von deiner Arbeit bestimmen
mach dich auf den Weg, der dich atmen lässt.

Steh auf
bleib nicht am Ort
das ist das Wunder,
das Gott an dir tut -
dass du anfängst, dein Leben zu leben
dass du hoffen lernst,
dass du vertrauen kannst,
dass du dir selbst und den anderen etwas zutraust.

Steh auf
und vertrau den neuen Wegen,
vertrau dem Raum, der vor dir liegt,
das ist dein Wunder
so legst du dein Leben in Gottes Hand.

Sonntag, 31.1.2010

Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes.

Psalm 33,6

Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, sodass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.

Hebräer 11,3

Wer glaubt, sieht mehr

Der Anfang aller Philosophie ist das Staunen darüber, dass etwas ist und nicht nichts. Wir können versuchen, dieses Staunen durch wissenschaftliche Welterklärungen aufzuheben. Wir können heute vieles erklären. Mit der Evolutionslehre haben wir eine plausible Theorie darüber, wie sich das Leben auf dieser Erde entwickelt hat und es ist nicht die Aufgabe des Glaubens, biblisches Schöpfungsdenken und Evolution gegeneinander auszuspielen. Die Bibel will uns nicht erklären, wie die Welt und das Leben entstanden sind. Sie will uns vielmehr das Staunen lehren, dass etwas ist und nicht nichts.
Wenn wir uns dieses Staunen bewahren und den Glauben daran, dass Gott alles gut geschaffen hat und wir mit all unserem Wissen und unserem Machen das Geheimnis der Schöpfung nicht ergründen können, dann ist das nicht eine bessere Welterklärung, sondern der Anfang aller Ehrfurcht vor dem Leben.
Aus dem Staunen kann Dankbarkeit entstehen. Aus dem Staunen entsteht Poesie, weil wir entdecken, dass die Dinge mehr sind als verwertbares Material, mehr als Zwecke. Aus dem Staunen kann Liebe wachsen, weil wir lernen, die Schönheit und Güte des Lebens zu entdecken. Aus dem Staunen erwächst der Wunsch, die Schöpfung zu erhalten und zu bewahren. Das Staunen gibt uns ein Mass, das uns zögern lässt, alles den Kriterien des Erfolgs, der Machbarkeit und der Effizienz unterzuordnen. Wer glaubt, dass Gottes Wort alles ins Leben gerufen hat, der sieht tatsächlich mehr.

Samstag, 30.1.2010

Ich nahm mich deiner an in der Wüste, im dürren Lande.

Hosea 13,5

Sie werden nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf ihnen lasten die Sonne oder irgendeine Hitze; denn das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und leiten zu den Quellen des lebendigen Wassers.

Offenbarung 7,16-17

Heilsame Bilder

In Wüstenzeiten fühlen wir uns manchmal ziemlich allein. Wie sollen wir die Leere und die Trostlosigkeit aushalten? Und gerade in solchen Zeiten, wo wir auf die Kraft unseres Glaubens angewiesen wären, spüren wir so wenig davon. Wir erkennen, dass wir den Schatz unseres Glaubens in irdenen, zerbrechlichen Gefässen tragen und dass er sich nicht wie ein Wunderheilmittel mit sofortiger Wirkung einsetzen lässt.
Nicht immer können wir das begreifen oder wahrnehmen, aber dennoch gilt die Zusage der Tageslosung. Auch und gerade in Wüstenzeiten, im dürren Land, nimmt Gott sich unser an. Wir sind nicht allein, auch wenn unsere Augen und Herzen im Moment blind sein mögen für Gottes Gegenwart. Können wir deshalb darauf vertrauen, dass sich auch die Wüstenzeiten unseres Lebens im Rückblick als Zeiten der Nähe Gottes, als Zeiten des Wachsens und Reifens erweisen werden? Halten wir fest an dem Vertrauen, dass der Tag kommen wird, an dem wir nicht mehr hungern und dürsten werden?
Die heilsamen Bilder unserer beiden Bibelverse für den heutigen Tag dürfen wir uns sagen lassen in guten Tagen, damit sie uns auch dann noch begleiten, wenn wir sie fast nicht mehr glauben können. Wir können Erfahrungen, wo wir durch Wüstenzeiten hindurchgetragen wurden, geführt und bewahrt worden sind, in unseren Herzen bewahren, weil sie uns ermutigen können, wenn unser Weg aufs neue durch die Wüste führt. Und wir brauchen Geduld, denn manchmal kann der Weg durch die Wüste weit sein und es kann lange dauern, bis wir in dem, was uns widerfährt einen Sinn sehen können. Aber vielleicht können uns die heilsamen Bilder der Losung und des Lehrtextes durch solche Wüstenzeiten hindurchtragen und ein Gegengewicht sein gegen den Zweifel und die Resignation, die uns manchmal befallen. Wo wir dann in Wüstenzeiten auf sprudelnde Quellen stossen und unser Durst gestillt wird, da gehört dies zu den bereicherndsten und beglückendsten Erfahrungen, die wir machen können. Dann kann gerade in der Wüste, die Hoffnung und das Vertrauen erblühen, dass uns wirklich nichts von Gottes Liebe trennen kann.

Montag, 18. Januar 2010

Freitag, 29.1.2010

Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der HERR.

Sprüche 20,12

Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.

1.Johannes 4,14

Hören

Momo konnte so zuhören, daß ratlose oder unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wußten, was sie wollten. Oder daß Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten. Oder daß Unglückliche und Bedrückte zuversichtlich und froh wurden. Und wenn jemand meinte, sein Leben sei ganz verfehlt und bedeutungslos und er selbst nur irgendeiner unter Millionen, einer, auf den es überhaupt nicht ankommt und der ebenso schnell ersetzt werden kann wie ein kaputter Topf und er ging hin und erzählte alles das der kleinen Momo, dann wurde ihm, noch während er redete, auf geheimnisvolle Weise klar, daß er sich gründlich irrte, daß es ihn, genauso wie er war, unter allen Menschen nur ein einziges Mal gab und daß er deshalb auf seine besondere Weise für die Welt wichtig war. So konnte Momo zuhören!
Ich denke, dass dieser Abschnitt aus der Geschichte Momo von Michael Ende ganz gut zu unserer Tageslosung passt. Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr. Wer zuhören kann und wahrnehmen kann, was das andere nötig hat, dem ist ein grosses Geschenk anvertraut. Der hat einen anderen Blick auf die Welt als den des Einteilens und Beurteilens. ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge weiss nicht immer schon Bescheid und ist fähig genau wahrzunehmen, sich überraschen zu lassen und Sichtweisen zu verändern. Wem möchten sie heute aufmerksam zuhören? Von wem möchten sie sich heute überraschen lassen? Wer könnte ein offenes Ohr für sie haben?

Donnerstag, 28.1.2010

Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht!

Jesaja 44,21

Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

Römer 11,29

Miterben der Verheissung

Als Christinnen und Christen sind wir die jüngeren Geschwister des Volkes Israel. Jesus war Jude und wollte nicht der Begründer des Christentums werden. Wir sind Miterben der Verheissung, aber nicht die Alleinerben. Judenmission ist für Christen ausgeschlossen, denn Gott hat seinen Bund mit Israel niemals wiederrufen. Das ist die erste Botschaft unserer Tageslosung. Sie nicht zu vergessen ist angesichts einer langen Geschichte des christlichen Antijudaismus oder gar Antisemitismus unerlässlich.
Wir dürfen diese Worte aber auch als Miterben der Verheissung hören. Dann hören wir darin die Zusage, dass Gott uns niemals fallen lässt. Was auch immer geschehen mag in unserem Leben, welche Fehler wir auch machen, welche Irrwege wir gehen, was uns auch von anderen angetan wird - niemals lässt Gott uns im Stich, niemals kann sein Ja zu uns ins Wanken geraten. Auf diesem Grund kann Lebensmut und Lebenszuversicht gedeihen. Wir müssen nichts aus uns selber machen. Wir dürfen fragen und zweifeln, wir dürfen klagen, gar wie Hiob anklagen, wir können auch durch Phasen unseres Lebens unseren Glauben fast vergessen - Gott vergisst uns nicht. Er hält an uns fest. Das ist tröstlich.

Mittwoch, 27.1.2010

Was bin ich? Was ist mein Volk, dass wir freiwillig so viel zu geben vermochten? Von dir ist alles gekommen, und von deiner Hand haben wir dir´s gegeben.

1.Chronik 29,14

Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.

1.Petrus 4,10

Miteinander

Wie verstehen sich wohl Menschen, die sich selbst im Sinne der heutigen Losung und des Lehrtexts begreifen? Ich denke, sie sind in der Lage, ihre Fähigkeiten und Begabungen zu erkennen. sie sind durchaus stolz und selbstbewusst. Sie haben es nicht nötig, sich klein und unscheinbar zu machen. aber ebenso wenig müssen sie sich anderen überlegen fühlen oder beweisen, wie grossartig sie sind.
Was sie sind und was sie haben, das schreiben sie nicht sich selber zu - so sehr sie auch durch eigenen Einsatz dazu beigetragen haben. Sie wissen darum, dass selbst ihre Fähigkeit, durch ihrer Hände Arbeit, durch eigene Anstrengung etwas zu erreichen, letztlich nicht ihr Verdienst ist, sondern ein Geschenk Gottes. Das macht sie fähig, dieses Geschenk auch weiterzugeben, das, was sie haben, mit anderen zu teilen, ihre Fähigkeiten in den Dienst anderer zu stellen. Dienen hat für sie nichts mit Unterwürfigkeit zu tun, sondern mit Dankbarkeit und Engagement. Sie erkennen, dass sie selbst genug haben und dass es nicht glücklich macht den Überfluss zu horten oder unermüdlich zu vermehren. Sie sind glücklich, wenn sie jemanden glücklich machen können.
Ist das nicht auch ein einladendes Menschenbild für uns selbst, attraktiver als so manch anderes Ideal von Erfolg und Glück? Und denken sie jetzt nicht: ich kann ja gar nichts, was ich in den Dienst der anderen stellen könnte. Auch die kleinen Dinge sind wichtig und Glück ist etwas, das sich vermehrt, wenn wir es mit anderen teilen. Und Unglück ist leichter zu tragen, wenn wir spüren dürfen, dass wir gebraucht werden.

Dienstag, 26.1.2010

Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

Jesaja 53,4

Ihr wisst, dass er erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme, und in ihm ist keine Sünde.

1.Johannes 3,5

Der zweite Blick

Die Vorstellungswelt des Jesaja oder des 1. Johannesbriefs ist uns heute nicht mehr so einfach zugänglich. Wie kann einer unsere Krankheit und unsere Schmerzen tragen? Und wie sollen wir uns das vorstellen, dass Jesus Christus unsere Sünden wegnimmt? Ganz abgesehen davon, dass der Begriff der Sünde weitgehend aus der Mode gekommen ist und manche sich fragen, wofür sie sich denn vor Gott schuldig fühlen sollen.
Trotzdem sind mir die heutige Losung und der Lehrtext wichtig: Zum ersten lehrt uns die Losung den zweiten Blick. Kein Mensch ist einfach nur das, was wir auf den ersten Blick in ihm sehen. Niemand geht in den Bildern auf, die andere von ihm haben. Vielleicht ist gerade der Mensch, dem ich es am wenigsten ansehe, ein Geschenk Gottes an mich. Das zweite ist: wir müssen unsere Lasten nicht allein tragen. Da ist einer, der unsere Lasten und Schmerzen kennt und uns tragen hilft. Wenn wir in diesem Vertrauen leben können, dann werden die Lasten leichter und erträglicher. Und das Dritte: damit, dass wir den Begriff der Sünde aus unserem Vokabular streichen, ist das Phänomen noch nicht aus der Welt geschafft. Wie auch immer wir es nennen mögen - es gibt die Erfahrung von Schuld, von Scheitern, vom Misslingen. Wie viele kennen das Gefühl, nicht zu genügen. Und die befreiende biblische Botschaft ist nun: du musst nicht genügen, weder vor Gott, noch vor den anderen, noch vor dir selbst. Denn da ist einer der von allem Anfang Ja zu dir sagt, so wie du bist. Mit diesem ja kann ich sein, darf ich mich verändern und immer wieder auch Fehler machen und scheitern. Nichts kann dieses Ja in ein Nein verwandeln. Mit diesem ja im Rücken kann ich leben.

Montag, 25.1.2010

Der HERR gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht.

Sprüche 2,6

Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.

1.Korinther 2,12

Herzensweisheit

Wissenschaft und Technik haben so manches Rätsel dieser Welt gelöst und uns beeindruckende Erkenntnisfortschritte und viele Erleichterungen im alltäglichen Leben beschert - wohl aber auch manch neue und früher unvorstellbare Probleme. Es stünde uns schlecht an, einer Wissenschafts- und Technikfeindlichkeit das Wort zu reden - wir alle profitieren ja auch davon.
Einen kritischen Blick lehrt uns die Bibel allerdings auf eine Weisheit, die sich lediglich der Dinge bemächtigen und sie zum eigenen Vorteil nutzen will. Wenn sie uns daran erinnert, dass Gott Weisheit gibt und dass wir nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott empfangen haben, dann ist damit eine Weisheit gemeint, die Verstand und Herz umfasst. Eine Weisheit, die sich von der Liebe bestimmen lässt und auf das Kleine und Verletzliche achtet. Diese Weisheit ist nicht nur für die Gebildeten und Weltläufigen da, sondern für alle Menschen. So macht Paulus die Korinther darauf aufmerksam, dass zu ihrer Gemeinde viele einfache Leute gehören, Hausfrauen und Hafenarbeiter. Von der Weisheit Gottes sind sie nicht ausgeschlossen - im Gegenteil.
Losung und Lehrtext laden uns heute ein, der Weisheit des Herzens zu folgen, die empfänglich ist, behutsam und achtsam. Es ist eine Weisheit, die uns lehrt, uns als Teil des Lebens zu verstehen und zu den Beziehungen Sorge zu tragen, in denen wir leben. Diese Weisheit kommt dann zum Tragen, wenn wir uns weder als die alleinigen Herren unseres Lebens verstehen noch als die Opfer der anderen oder des Schicksals, sondern als von Gott Beschenkte, die ihr Leben gestalten und etwas weitergeben können.

Sonntag, 24.1.2010

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Psalm 31,9

Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen.

Johannes 20,18

Neue Räume betreten

Kennen sie auch solche Situationen, wo sie vor allem die Defizite sehen, wie gebannt auf verlorene Möglichkeiten blicken, die Zukunft eher in dunklen Farben malen? Und haben sie schon einmal bemerkt, wie sehr uns dieser Tunnelblick lähmen und uns in eine regelrechte Problemtrance versetzen kann? Oder kennen sie das, wenn einem vor lauter Aufgaben, Erwartungen, fremden und eigenen Wünschen das Dasein wie ein Gefängnis vorkommt?
Ich denke gerade wenn jemand zu einer solchen Haltung neigt, kann die heutige Tageslosung Gold wert sein: Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Stellen sie sich nur einmal vor, wie das wäre, wenn vor ihnen ein weiter, offener Raum läge. Lassen sie einmal alle Einwände, die ihnen bestimmt sofort kommen, beiseite. Was wäre, wenn vor mir ein weiter Raum läge, wie würde ich ihn dann beschreiten, welche Schritte würde ich zuerst tun, wonach würde mein Herz sich sehnen? Einfach einmal so tun als ob, den Lebensmöglichkeiten nachspüren, die uns begeistern könnten. Und vielleicht ist ja das eine oder andere dabei, was wir tatsächlich verwirklichen könnten. Jedenfalls kann sich schon viel bewegen, wenn wir anfangen an die Möglichkeiten zu denken, statt mit dem Unmöglichen und den Hindernissen zu hadern.
Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Niemand hat unbegrenzte Möglichkeiten. Aber für jeden von uns eröffnet Gott einen weiten Raum an Lebensmöglichkeiten, an Gelegenheiten anderen zu begegnen, Neues auszuprobieren, Schritte zu wagen. Gott legt uns nicht auf das fest was gewesen ist, sondern gibt Zukunft und Hoffnung. Er will nicht dass wir zu Gefangenen unserer Geschichte oder fremder Erwartungen werden. Gott selbst will für uns der feste Grund sein, von dem aus wir mutig Schritte in neue Räume wagen können.

Samstag, 23.1.2010

So spricht der HERR: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und weicht mit seinem Herzen vom HERRN. Gesegnet aber ist der Mann, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist.

Jeremia 17,5.7

Wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten.

Hebräer 3,14

Seine Fahne nicht in den Wind hängen

Zuerst einmal irritiert mich die heutige Tageslosung, ja sie fordert mich zum Widerspruch heraus. Kann man einen so klaren Gegensatz zwischen dem Vertrauen auf Menschen und dem Vertrauen auf Gott machen? Und ist es nicht gut und wichtig, dass wir Menschen aufeinander verlassen, einander vertrauen? Und sollten wir mit dem Verfluchen nicht höchst zurückhaltend sein? Vertrauen unter Menschen ist etwas Kostbares und wo Menschen zusammenleben und -arbeiten, sollten sie sich auch aufeinander verlassen können.
Der entscheidende Punkt muss also ein anderer sein. Ich sehe ihn da, wo Menschen sich anpassen, ihre Fahne nach dem Wind richten, es möglichst allen recht machen wollen. Wer sich auf den Herrn verlässt, der orientiert sich am Massstab der Liebe und der Gerechtigkeit, der wagt auch einmal Nein zu sagen, z.B. wenn Menschen zu schwarzen Schafen erklärt werden oder Diskriminierungen ausgesetzt sind. Der erwartet auch nicht alles von materiellen Absicherungen oder von anderen Menschen, von Macht und Stärke. Und der weiss darum, dass dann, wenn alle Sicherheiten zerbrechen, einer da ist, der ihn hält.
Vertrauen auf Gott schliesst das Vertrauen in Menschen nicht aus. Misstrauen und der Rückzug auf mich selbst sind gewiss keine christlichen Tugenden. Aber in all diesen menschlichen Beziehungen gibt es keine letzten Sicherheiten. Vertrauen auf Gott heisst, dass ich auch dann noch einen Halt habe, wenn mir alle menschlichen Sicherheiten genommen werden. Denn nichts kann uns trennen von Gottes Liebe, die in Christus Jesus ist.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Freitag, 22.1.2010

Ich will meiner Herde helfen, dass sie nicht mehr zum Raub werden soll.

Hesekiel 34,22

Christus spricht: Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen. Ich bin der gute Hirte.

Johannes 10,10-11

Der gute Hirte

Das Bild des guten Hirten will uns zeigen, dass Christus uns behütet, ermutigt und tröstet. Es ist die Stimme eines zärtlichen und fürsorglichen Hirten. Hüten sollten wir uns allerdings davor, daraus ein Menschenbild von willenlosen Schafen als Herdentieren abzuleiten. Nein, dieser Hirte sucht ein freundschaftliches und partnerschaftliches Verhältnis zu uns Menschen. Der entscheidende Vergleichspunkt, um den es geht ist die Liebe zu den Schafen, der Schutz und die Fürsorge. Wir dürfen darauf vertrauen, das wir gut behütet sind. Die Stimme dieses guten Hirten ist eine leise und zärtliche Stimme und unterscheidet sich vom Befehlston der lauten Hirten und dem Eigennutz der Diebe. Nicht blinden Gehorsam fordert dieser Hirte, sondern dass wir hören, wahrnehmen, auf die leisen Töne achten lernen.

Unter der Leitung und dem Schutz des guten Hirten kann der Glaube an die güte des Lebens wachsen und aufblühen, Raum für Behutsamkeit und Zärtlichkeit entstehen und wir können unseren Weg zuversichtlich gehen.

Credo von Henning Schroer

Ich glaube, dass wir glauben können und sollen,
dass in der Härte der Welt
die Zärtlichkeit nicht als Schwäche,
sondern als Stärke das Leben
zu wahrer Liebe verändert.

Ich liebe es zu glauben,
dass der Glaube an die Liebe
der Hoffnung zarter Anfang ist,
denn die Zärtlichkeit ist die sanfte Gewalt,
die uns davon befreit, schon fertig zu sein.
Also sind wir miteinander unterwegs.

Ich hoffe, dass ich nicht allein glaube,
dass die Liebe, die stark ist wie der Tod
lässt Stille reden, wenn wir verstummen,
umfängt uns zärtlich zur Freiheit
und lernt von den Engeln
behutsam zugegen zu sein
wie steter Tropfen am Stein.

Donnerstag, 21.1.2010

Das Gesetz des HERRN ist vollkommen und erquickt die Seele.

Psalm 19,8

Wer sagt: Ich kenne Gott, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in dem ist die Wahrheit nicht.

1.Johannes 2,4

Gesetzlichkeit

Die Tageslosung aus Psalm 19 zeigt uns auf eindrückliche Weise, welchen Stellenwert das Gesetz, die Tora im jüdischen Glauben hat. Es ist nicht in erster Linie Paragrafenbuch, sondern ein Werk, dessen Schönheit der Psalmbeter/ die Psalmbeterin preist. Es wird nicht zuerst unter juristischen, sondern unter ästhetischen Kategorien wahrgenommen. Und wer könnte von unseren Paragrafen - so gut und sinnvoll sie auch sein mögen - sagen, dass sie die Seele erquicken. Die Tora, das Gesetz ist schön und vollkommen, eine Weisung zum Leben. Das sollten wir nicht vergessen, wenn wieder einmal voreilig das Zerrbild von der jüdischen Gesetzlichkeit auftaucht. Wo die Schönheit des Gesetzes das Herz berührt, da handelt ein Mensch aus Dankbarkeit danach und nicht aus gehorsamer Pflichterfüllung. Vielleicht kann man sogar sagen, dass wir das Gesetz Gottes nicht an seinem Buchstaben erkennen, sondern daran, dass wir es nicht mit saurer Miene tun, weil wir es eben müssen, sondern weil wir uns freuen, dass wir diese Weisung als Leitstern haben.

Losung und Lehrtext erinnern uns aber auch daran, dass der Glaube kein Lehr- und Paragrafengebäude ist, sondern eine Lebenshaltung, die sich auf das Tun auswirkt. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Glaube, der keine Früchte bringt, ist nichts anderes als eine Ideologie, also Götzendienst.

Vorsicht ist allerdings beim Urteil über die Früchte der anderen geboten. Bevor wir jemanden als Lügner disqualifizieren, sollten wir zuallererst genauer hinschauen, das Gespräch führen und mit der Möglichkeit rechnen, dass der andere nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Denn das wäre dann in der Tat Gesetzlichkeit, wenn wir unsere Vorstellungen von guten Früchten des Glaubens zum Massstab für die anderen machen würden und sie danach beurteilen und verurteilen und uns damit über sie stellen. Gesetzlichkeit ist nicht die Orientierung am Gesetz, an den Weisungen Gottes, sondern der Geist der Rechthaberei, der unsere Beziehungen gefährdet.

Mittwoch, 20.1.2010

Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

Jeremia 31,33

Der Gott des Friedens, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen.

Hebräer 13,20-21

Segen

Was für ein Satz! Mit einem Segenswunsch beschliesst der Verfasser des Hebräerbriefs seinen Brief. Es ist ein Brief, der engagiert anschreibt gegen eine Stimmung von Müdigkeit und Kleinmut, und spürbar kräftig ist der Segenswunsch am Ende. Und da ja auch uns Müdigkeit und Kleinmut wohl keine völlig unvertraute Stimmungslage sein dürfte, ist es gut wenn wir diese Bitte, diesen Wunsch, diesen Zuspruch auch auf uns beziehen: dass wir Menschen sein mögen, die sich ganz von dem Gott bestimmen lassen, den die Bibel den Gott des Friedens nennt.

Gegen die Müdigkeit und den Kleinmut bestärkt der Hebräerbrief die Christen in ihrem Glauben, dass der Gott des Friedens der Gott ist, "der den grossen Hirten der Schafe mit dem Blut eines ewigen Bundes von den Toten wiedergebracht hat, unseren Herrn Jesus". In ungeheurer Dichte bringt er die Botschaft seines ganzen Briefes, die Wahrheit des Evangeliums noch einmal auf den Punkt. Das Leben und Sterben und die Auferweckung Jesu von Nazareth sind uns zugute geschehen. In Jesus hat Gott einen ewigen Bund mit uns geschlossen. Und das heisst für den Verfasser des Hebräerbriefes: Die Zeit des Opferns ist vorbei. Gott will nicht durch Opfer gnädig gestimmt werden. Nun kennen wir ja in unseren Gottesdiensten schon lange keine Opferriten mehr. Ist dieses Grundanliegen des Hebr also für uns nur noch von religionsgeschichtlichem Interesse? Ich denke, so einfach werden wir die Logik des Opferns nicht los. Verkehrsopfer, Drogenopfer - unsere Sprache verrät uns, wie allgegenwärtig die Logik des Opferns auch heute noch ist. Und die Frage ist nicht nur erlaubt, sondern immer wieder notwendig, wem denn diese Opfer gebracht werden!

Aber auch in unser Gottesverhältnis schleicht sich die Logik des Opferns und Leistungen Erbringens immer wieder ein. Gottes Liebe und Anerkennung brauchen wir uns aber nicht durch irgendwelche Vorleistungen und guten Taten zu verdienen. Das ist die zentrale Entdeckung, die Luther und die Reformatoren in der Bibel gemacht haben. Und sie ist auch heute noch aktuell. Sie ist ein Gegengift gegen den Druck der Anforderungen und Ansprüche in unserer Leistungsgesellschaft, die zunehmend ins Unermessliche wachsen. Gott hat mit uns Frieden geschlossen. Er eröffnet uns einen Raum zum Leben, in dem wir uns entfalten können. Er fordert nicht, sondern er ermöglicht und befähigt.

"Der Gott des Friedens, der den grossen Hirten der Schafe mit dem Blut eines ewigen Bundes von den Toten wiedergebracht hat, unseren Herrn Jesus, möge euch tüchtig machen in allem Guten, seinen Willen zu tun, und in uns schaffen, was vor ihm wohlgefällig ist". Nicht Ermahnungen - die gibt es auch -, nicht Forderungen und Gebote beschliessen den Hebr, sondern ein Segenswunsch. So wie auch wir unsere Gottesdienste mit dem Segen beschliessen. Für mich ist im Gottesdienst der Segen mit das Wichtigste. Und es ist mir auch sehr wichtig, dass gerade am Ende des Gottesdienstes weder Belehrung noch Ermahnung stehen, sondern die Bitte um göttlichen Segen, der Zuspruch des göttlichen Segens, die Vergewisserung, dass ich die Kraft bekomme, die ich zum Leben brauche, Mut und Hoffnung und die Fähigkeit, Leben zu bewahren und zu fördern.

Im reformierten Gottesdienst gibt es verschiedene Formen des Segens. Manche bitten um den Segen, die Hände zum Gebet gefaltet. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass wir über den Segen Gottes nicht verfügen können, auch die Pfarrerinnen und Pfarrer nicht. Der Pfarrer, die Pfarrerin gehören zur Gemeinde und gemeinsam können wir nur bitten, dass Gott uns seinen Segen, die Kraft, die wir brauchen, schenken möge. Bitten in der Gewissheit, dass Gott uns auch schenken wird, was er uns zugesagt hat. Andere - so auch ich - sprechen den Segen zu, mit erhobenen Händen, der Geste des Austeilens und Mitteilens. Auch ich weiss, dass ich genauso wie alle anderen auf Segen angewiesen bin und ich weiss auch, dass ich über den Segen nicht verfügen kann. Aber am Ende des Gottesdienstes soll für mich die Zusage stehen, dass Gott in unserem Alltag mit seinem Segen uns begleiten wird, dass er uns befähigen wird, das Gute, das er von uns will, zu erkennen und zu tun und dass er uns die Kraft geben wird, unsere Müdigkeit und Resignation zu überwinden und in Trauer und Leid nicht zu verzweifeln. Und ich denke, dass dies in der Form des direkten Zuspruchs und der sichtbaren Segensgeste am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Worte und Gesten des Segens sind in unserem Leben Mangelware. Und es wäre zu wünschen, dass sie nicht nur im Gottesdienst, sondern auch in unserem Alltag mehr Raum finden. Ich denke z.B. daran, wie Eltern in katholischen Familien - z.T. auch heute noch - ihren Kindern beim Verlassen des Hauses mit dem Finger ein Kreuz auf die Stirn zeichnen. Solche Gesten können wir nicht einfach kopieren. Aber brauchen wir nicht auch Gesten und Zeichen, gute Worte, die uns immer wieder neu die Gewissheit geben, dass wir nicht allein auf unsere eigene Kraft angewiesen sind, sondern dass Gott uns mit seinem Geist und seinem Segen begleitet?

Segen ist gratis. Wir müssen uns den Segen nicht durch unsere guten Taten verdienen. Aber als Gesegnete werden wir befähigt zum Tun des Gerechten. Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben, dass unser christlicher Glaube künftig nur noch aus Beten und aus dem Tun des Gerechten bestehen könne. Nicht aus ewig gültigen unveränderlichen Wahrheiten besteht unser Glaube, sondern darin, dass wir offen sind für das, was uns begegnet und es in Klagen und Fragen, Bitten und Danken vor Gott bringen und in uns die Leidenschaft wecken lassen für alles Leben, für Gerechtigkeit und Frieden in unseren persönlichen Beziehungen, aber auch in unseren politischen Verhältnissen. Persönliche Frömmigkeit und Einsatz für Gerechtigkeit sind kein Gegensatz. Sie sind aufeinander angewiesen.

Der Segenswunsch am Ende des Hebr möchte uns bestärken in dem Vertrauen, dass Gott uns einen Raum zum Leben eröffnen will, in dem wir uns entfalten können. Helmut Gollwitzer hat die Botschaft unseres Predigttextes vor vielen Jahren in einem langen, aber eindrücklichen Satz zusammengefasst. "Wir bitten also zuallererst darum, dass diese grosse Gottesgeschichte uns nicht umsonst geschehen und gesagt ist, dass unser Herz dafür nicht zu klein ist, unsere Vernunft dafür nicht zu töricht, unser Leichtsinn oder auch unsere Verzweiflung dafür nicht zu gross, unsere Ohren dafür nicht zu unaufmerksam sind, sondern dass Er selbst, der grosse Täter in dieser Geschichte, unsere Herzen offen und weit, unsere Vernunft vernehmend und weise, unsere Ohren gespannt und aufmerkend mache, unseren Leichtsinn zum Ernst und unsere Verzweiflung zur Hoffnung wandle, kurz, dass Er jeden Tag durch Sein Wort, durch die Verkündigung dieser Geschichte in unser Wesen und Leben das Fenster des Glaubens schlage, durch das Himmelsluft einströmen und alle bösen Geister vertreiben kann".

Dienstag, 19.1.2010

Die Völker hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; dir aber hat der HERR, dein Gott, so etwas verwehrt.

5.Mose 18,14

Führe uns nicht in Versuchung.

Lukas 11,4

Die Zukunft ist offen

Haben sie heute ihr Horoskop schon gelesen? Wenn nicht, dann können sie es getrost bleiben lassen. Wenn ja, dann vergessen sie es am Besten wieder. Es gibt Richtungen im Christentum, für die sind Horoskope geradezu vom Teufel. Unsere heutige Losung könnte ihnen darin recht geben. Ich glaube aber, dass man Horoskope damit schon gewaltig überschätzt. Horoskope sind weder vom Teufel noch an sich gefährlich. Sie sind nicht mehr und nicht weniger, als der Versuch, Gemeinsamkeiten zwischen Menschen zu finden, die das gemeinsame Sternzeichen verbindet - und über die Trefferwahrscheinlichkeit kann man sich trefflich streiten. Gefährlich werden Horoskope nur dann, wenn wir anfangen zu glauben, dass menschen tatsächlich so sind, wie das Horoskop behauptet und die Zukunft unweigerlich so aussehen wird, wie das Horoskop sie schildert.

Darum ist dem Volk Israel der Gang zu Wahrsagern und Zeichendeutern untersagt. Sie wissen darum, wie leicht solche Vorhersagen und Deutungen sich schon allein dadurch erfüllen, dass ein Mensch sie für unausweichlich hält und dann auch alles tut, was sie letztendlich eintreten lässt. Dann aber gibt es für den menschen keine offene Zukunft mehr, sondern er wiederholt letztlich nur einen Film, der längst schon gedreht ist. Die Verheisssung Gottes aber ist: "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben." Unsere Zukunft liegt nicht in den Händen der Sterne, sondern in Gottes Hand. Sie ist ein Weg, der noch zu gehen ist und nicht eine Geschichte, die eigentlich schon abgeschlossen ist. Wenn es in der Bibel heisst, Gott kenne all die Tage, die noch sein werden und darus in der christlichen Theologie eine Lehre von der Vorsehung entwickelt wurde, dann ist damit nichts anderes gemeint, als dass unser ganzes Leben in Gottes Hand liegt. Unsere Freiheit, unseren Auftrag unser leben in Beziehung zu Gott zu gestalten, hebt das nicht auf. Auch wenn gott alle Tage unseres Lebens kennt, sind sie für uns noch offen und selbst unsere Vergangenheit kann im Angesicht Gottes in einem anderen Licht erscheinen als wir sie heute sehen. Es gibt keine äusseren Zeichen, an denen wir unsere Zukunft oder unsere Erwählung ablesen könnten. Aber wir haben die Zusage, das nichts uns aus Gottes Hand reissen kann. Offenheit, Zuversicht und gottvertrauen sind deshalb die Haltungen, mit denen wir unseren Weg gehen sollen. "Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr euch weist ..."

Das hat aber dann weitreichende Konsequenzen. Wenn unsere Zukunft nicht festgelegt ist, weder durch das Schicksal noch durch unsere bisherige Geschichte, dann dürfen wir uns selbst und andere auch nicht endgültig festlegen. Dann geht es längst nicht mehr nur um Horoskope oder Wahrsagerinnen, sondern darum, wie wir uns selbst und anderen begegnen. Bin ich einfach ein Produkt meiner Geschichte oder gar meiner Gene oder habe ich eine offenen Zukunft, so sehr sie auch mitbeeinflusst sein mag von genen und bisherigen Erfahrungen und Prägungen. In aller Erfahrung von Unfreiheit, die wir unweigerlich machen hat dennoch das letzte Wort die Freiheit, die Gott uns schenkt. Wir dürfen an offene Möglichkeiten glauben, die vor uns liegen und an der Hoffnung festhalten, die Gott uns schenkt. Ebenso haben unsere Mitmenschen ein Recht darauf, dass wir sie nicht festlegen und abschreiben. Die Aussage "Du bist eben so" ist nicht besser als Wahrsagerei, weil sie einen menschen festlegt und ihm keinen Raum mehr lässt, sich auch ganz anders zu zeigen und neue Wege zu gehen.

Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen endgültiger Urteile, die einem Menschen Zukunft und Hoffnung verweigern ...

Montag, 18.1.2010

Ich hatte dich gepflanzt als einen edlen Weinstock, ein ganz echtes Gewächs. Wie bist du mir denn geworden zu einem schlechten, wilden Weinstock?

Jeremia 2,21

Seid ihr so unverständig? Habt ihr denn so vieles vergeblich erfahren?

Galater 3,3.4

Dankbarkeit

Vorwurfsvolle Töne sind es, die wir in der heutigen Losung und im Lehrtext zu hören bekommen. Haben wir es nötig, uns solche Vorwürfe anzuhören? Die Worte der Tageslosung richten sich an das Volk Israel zur Zeit des Jeremia. Wahllos habt ihr euch jeweils mit der Macht verbündet, die euch den grössten Vorteil versprach, habt euch wie eine Prostituierte gegen vermeintlichen Lohn zu den Mächtigen ins Bett gelegt. Dabei habt ihr vergessen, dass ihr doch zu mir gehört, der ich euch in die Freiheit geführt habe. Über eurem schlauen Kalkül habt ihr die grundlegenden Werte und Prinzipien verraten, die ich euch mitgegeben habe. Nicht an Recht und Gerechtigkeit habt ihr euch orientiert, sondern schlicht an dem, was nützlich ist.

Und im Galaterbrief richtet sich der Vorwurf darauf, dass einige die Freiheit verraten haben, die ihnen von Gott geschenkt wurde. Unverständig sind für Paulus nicht nur die, die es allen recht machen wollen und ihre Fahne in den Wind hängen, es sind auch die, die alles richtig machen wollen. Paulus erinnert die Galater daran, dass sie doch schon einmal begriffen hatten, dass wir uns vor Gott nicht beweisen müssen, dass es nicht auf äusserlichen Gesetzesgehorsam ankommt. Die Rechthaberei und die gegenseitigen Vorschriftenund Verurteilungen sind für ihn nichts anderes als ein Rückfall in die Gesetzlichkeit. Wer sagt: du musst dies oder das tun, um zur Gemeinde dazugehören, der hat den Weg der Gnade schon verlassen. Da ist Paulus sehr radikal und konsequent in seiner Haltung. Stattdessen gilt: "Haltet an der Freiheit fest" und wie Augustin es wunderbar formuliert hat, "Liebe - und tu was du willst." Was christliches handeln ist, darüber müssen wir immer wieder neu das Gespräch suchen. Eins aber bleibt gewiss - es ist niemals gehorsame Gebotserfüllung, sondern freies handeln aus Liebe und Dankbarkeit.

Müssen wir uns diese Vorwürfe anhören? Das kann jeder und jede nur selbst beurteilen. Die Frage, woran wir uns orientieren und ob wir aus geschenkter Freiheit und aus Dankbarkeit handeln und ob unser Tun von Liebe bestimmt ist, die dürfen wir uns gewiss stellen.

Dienstag, 12. Januar 2010

Sonntag, 17.1.2010

Ich will Wasser gießen auf das Durstige und Ströme auf das Dürre: ich will meinen Geist auf deine Kinder gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen.

Jesaja 44,3

Gott hat den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!

Galater 4,6

In Freiheit wachsen können

Lange Jahre der Unfreiheit haben das Volk im Exil entmutigt. Viele haben sich abgefunden mit dem Leben unter babylonischer Herrschaft. Vielleicht war das Leben ja auch einigermassen erträglich an den Ufern von Babylon. Wenn da nicht die Sehnsucht nach der Heimat wäre, die Sehnsucht nach der Freiheit. Ein Prophet tritt auf, tritt im namen Gottes an gegen die Resignation und weckt aufs Neue die Hoffnung auf Freiheit. Mit wunderbaren Bildern weiss er diese Hoffnung zu nähren. Er kennt den Durst nach Freiheit und sagt den Menschen zu, dass Gott Wasser giessen werde auf das Durstige und Ströme auf das Dürre - neue Hoffnung und den Mut, in die Freiheit aufzubrechen und die Freiheit auch da zu gebrauchen, wo sie mühsam und beschwerlich ist.

Von diesem Geist der Freiheit redet auch der Lehrtext. Im Galaterbrief steht die Anrede an Gott "Abba, lieber Vater" für die Freiheit der Kinder Gottes, die nicht mehr Sklaven, sondern Kinder und damit Miterben der Verheissung sind. Abba, lieber Vater - das ist nicht Ausdruck kindlicher Naivität und Abhängigkeit. Es ist Ausdruck der Freiheit, die wir haben, wenn wir glauben, dass die Bindung an den Vater im Himmel uns unabhängig macht von aller Macht und Unfreiheit gegenüber Menschen und Dingen. Weil wir Gottes Kinder sind und "Abba, lieber Vater" beten dürfen, können wir uns im aufrechten Gang üben und dürfen wissen, dass nichts und niemand ganz über uns bestimmen darf, weil wir nur uns selbst gehören und unserem Gott.

Samstag, 16.1.2010

Wir wollen nicht mehr sagen zu den Werken unserer Hände: »Ihr seid unser Gott.«

Hosea 14,4

Was mit Händen gemacht ist, das sind keine Götter.

Apostelgeschichte 19,26

Woran du dein Herz hängst ...

Wenn wir heute die Erzählungen von Menschen lesen, die sich vor Geistern und Gespenstern fürchteten, dann fühlen wir uns - häufig unbewusst - überlegen. Das finstere Mittelalter haben wir schliesslich hinter uns gelassen. Wem käme es heute noch in den Sinn, an Geister und Gespenster zu glauben - obwohl nachts in einem dunklen Wald ...

Natürlich beten wir auch keine Götzenbilder mehr an. Wir sind doch moderne und aufgeklärte Leute. Aber vielleicht sind wir zu schnell in unserem Urteil. Zum einen könnte unsere Vorstellung von der Verehrung der selbstgemachten Bilder in früheren Zeiten ja auch ein Zerrbild sein. Hat man die Bilder angebetet oder hat man sich von den Bildern hinweisen lassen auf die Dimension des Göttlichen, die im Bild nicht aufgeht? Jedenfalls sollten wir uns das Urteil nicht allzu einfach machen.

In der jüdischen und christlichen Tradition allerdings findet sich eine grundsätzliche Bilderskepsis. Das Bilderverbot in den Zehn Geboten ist dafür der deutlichste Ausdruck, aber auch die jüdische Praxis, den Gottesnamen nicht auszusprechen. Daraus spricht ein Wissen darum, wie leicht das Hilfsmittel, das der Begegnung mit dem Göttlichen dienen soll, selbst vergöttlicht, verabsolutiert wird.

Gott lässt sich nicht festlegen, nicht einfangen in Bildern, aber auch nicht in Dogmen und Glaubenstraditionen, ja nicht einmal in den Buchstaben heiliger Schriften. Gott bleibt nur Gott, wenn er frei bleibt, sich immer neu Menschen zu zeigen und zu offenbaren. Auch Religionen sind letztlich nichts anderes als das Werk unserer Hände. Wir dürfen damit rechnen, dass Gott sich ihrer bedient, um Menschen den Weg zum Leben zu zeigen. Aber wir dürfen sie niemals verabsolutieren, niemals versuchen, die eigene Religion zur allein wahren zu erklären. Religiöse Toleranz ist schon allein deshalb geboten, weil alle Religion auch Menschenwerk ist.

Wäre es dann aber nicht konsequenter, auf jegliche Religion zu verzichten oder einen Standpunkt über den Religionen einzunehmen? Ich halte das für einen Trugschluss, denn damit entgehen wir dem Problem nicht. Wir würden dann nur unsere persönliche Religiosität zum Massstab machen. Was bleibt ist die Möglichkeit sich in einer religiösen Tradition zu beheimaten und zugleich offen zu bleiben für andere Überzeugungen und Traditionen, für die Menschen, die uns begegnen und für Erfahrungen, die unser Glauben und Denken verändern.

Und noch etwas anderes macht uns die heutige Losung und der Lehrtext bewusst. Martin Luther hat in seiner berühmten Auslegung des 1. Gebots gesagt: Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. So leicht wir uns heute über die Verehrung von selbstgemachten Götterbildern erheben, so wenig machen wir uns oft bewusst, wieviele selbstgemachte Götter wir heute verehren, ohne es überhaupt zu bemerken. Woran hängen wir unser Herz? Ist es materieller Reichtum oder ein berufliches Ziel, dass wir unbedingt erreichen wollen? Ist es ein Ideal von Liebe oder von Freundschaft? Ist es eine Vorstellung von Glück, die wir verfolgen? Oder das Motto "Zeit ist Geld"? Ist es dieses oder jenes, was wir unbedingt haben wollen? Oder die Heimat, eine Ideologie, oder einfach Spass oder unser Lieblingsverein? Wenn wir ehrlich sind, haben wir wohl alle solche Dinge, an die wir unser Herz hängen, auch wenn wir sie nicht Götter nennen würden. Die Religionssoziologie hat viele dieser Dinge schon längst als moderne Erscheinungsformen von Religion identifiziert? Längst nicht alles davon ist schlecht, vieles sogar erstrebenswert. Nur uns davon abhängig machen, unser Herz daran hängen, das sollten wir nicht.

Freitag, 15.1.2010

Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.

Josua 1,5

Wir sollten einen starken Trost haben, die wir unsre Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung.

Hebräer 6,18

Gehalten

Ratlos und sprachlos hören wir die Nachrichten von der Erdbebenkatastrophe in Haiti. So viele Todesopfer - und jedes von ihnen hat Angehörige, die trauern, die vielleicht noch verzweifelt auf der Suche sind. Unvorstellbar viele haben alles verloren, stehen vor den Trümmern ihrer Häuser und Wohnungen, vor den Trümmern ihres Lebens. Bei solchen Ereignissen fragen wir uns unweigerlich, wo denn da die Botschaft unserer heutigen Losung bleibt, der starke Trost, die Nähe unseres Gottes. Dürfen wir glauben, dass Gott auch in solcher Not und in solchem Elend noch da ist? Wo bleibt da die Gerechtigkeit Gottes? Wie kann er so etwas zulassen?

Wir müssen erkennen, dass angesichts solcher Ereignisse die Vorstellung eines allmächtigen Gottes, der willkürlich in den Geschichtslauf eingreift und hier gibt und dort nimmt, zum Scheitern verurteilt ist. Wir müssen uns hüten davor, in solchen Tragödien ein göttliches Strafhandeln zu vermuten. Die Menschen in Haiti sind nicht besser und nicht schlechter als wir. Ja, sie haben in diesem armen Land mehrheitlich schon ohne Katastrophen ein bitteres Schicksal zu tragen. Gott manipuliert nicht die Natur. Die einzige Botschaft, die eine solche Katastrophe für uns, die nicht direkt betroffen sind, hat, ist der Anruf zu Mitgefühl und Solidarität und die Erinnerung daran, dass Gott nicht Katastrophen und Lasten von uns fernhält, aber dass er uns die Kraft geben will, das, was uns widerfährt, zu tragen.

Auch angesichts der schrecklichen Ereignisse in Haiti bleibt die Botschaft der Tageslosung gültig: Nur wer sich gehalten weiss, kann auch loslassen. Die heutige Losung will dieses Vertrauen in uns wachsen und blühen lassen, dass - was auch immer in unserem Leben geschehen mag - Gott nicht von uns weichen wird und uns niemals verlässt. Es gibt sicher im Leben jedes Menschen Momente, wo davon nur wenig zu spüren ist und dieses Vertrauen ins Wanken gerät. Wir können es nicht erzwingen. Aber vielleicht können wir es uns sagen lassen, von lieben Menschen oder eben von Worten wie unserer heutigen Tageslosung.

Aus dem Glauben an den Gott, der Liebe ist, kann uns ein Grundvertrauen ins Leben erwachsen, das nicht mehr völlig abhängig ist von den Schwankungen des Alltags, ein Grundvertrauen, das in schwierigen Zeiten erschüttert werden kann, aber nicht verloren geht.

Der Lehrtext aus dem Hebräerbrief erinnert uns an den starken Trost, an die angebotene Hoffnung - und zugleich blendet er nicht aus, dass wir diesen Trost, diese Hoffnung wie in einem zerbrechlichen Gefäss in uns tragen. Wir sollten einen starken Trost haben. Aber wir wissen auch darum, wie schwer es uns manchmal fallen kann, daran festzuhalten. Unserer Fragen und Zweifel müssen wir uns nicht schämen. Aber erinnern dürfen wir uns daran, dass sich dieser starke Trost gerade dann bewährt, wenn unsere Kräfte erlahmen und wir unsere Hoffnung nicht mehr am Gelingen oder an unserer Stärke festmachen, sondern allein daran, dass wir uns in Gottes Hand fallen lassen und zulassen können, dass wir uns nicht selber tragen, sondern getragen werden.

Hoffnung ist nicht die Überzeugung,
dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit,
dass etwas Sinn hat,
egal wie es ausgeht!

Diese Hoffnung haben wir, weil der, der uns ins Leben gerufen hat, uns niemals verlässt und nicht von uns weichen wird.

Montag, 11. Januar 2010

Donnerstag, 14.1.2010

Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt; denn er nimmt mich auf.

Psalm 49,16

Gott hat auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus.

Epheser 2,5.6

Worauf wir uns verlassen können

Im Leben ist nur eines sicher - der Tod. An diese einfache Wahrheit erinnert der 49. Psalm. Aber für den Psalmbeter oder die Psalmbeterin gibt es noch etwas anderes, worauf wir uns verlassen können: Gott wird mich erlösen aus des Todes Gewalt; denn er nimmt mich auf. Es ist diese Gewissheit, die die Psalmbeterin trägt. Auch mein Tod ist in Gottes Hand. Das nimmt die Furcht, die Furcht vor dem Tod und die Furcht vor dem Leben; die Furcht vor denen, die Macht über uns ausüben können und deNeid auf die, die scheinbar mehr haben oder können als wir selber.

Die erste Lebensweisheit lässt uns unser Leben als ein Sein zum Tode erfahren. Dies kann zu einer resignativen Lebenshaltung führen, zu stoischem Gleichmut oder auch zum Versuch, möglichst viel aus diesem begrenzten Leben herauszuholen. Wer sich aber auch im Tode noch in Gottes Hand geborgen weiss, der kann gelassener im Hier und Jetzt leben, weil er nicht alles von diesem Leben erwarten muss. Der vertraut nicht auf Besitz, Macht, Einfluss, Sicherheiten, sondern darauf, dass er - was auch immer geschehen mag - niemals aus Gottes hand fallen kann. Das befreit vom ständigen Kreisen um sich selbst und öffnet uns für ein Leben in lebendigen Beziehungen. Wenn ich sein darf, was ich bin, verliere ich das Bedürfnis, ständig etwas aus mir zu machen, mich zu beweisen. Wenn ich meine Ganzheit nicht erreichen muss, sondern mich in Gott ganz wissen darf, dann kann ich leben mit all dem Fragmentarischen, den Brüchen, dem Unvollkommenen und Unvollendeten.

"Tot in den Sünden" sind wir nicht, weil wir alle so schlechte Menschen wären. Wir sind es, wenn wir glauben, unser Leben und unser Ganzsein selber bewerkstelligen zu können und uns auf unsere eigenen Leistungen und materielle Sicherheiten verlassen. Dann ist unser Sein ein "Sein zum Tode". Wo wir exzentrisch werden, unser Leben aus Gottes Hand annehmen und lernen, es in all seiner Bruchstückhaftigkeit zu leben - achtsam und dankbar, da wachen wir auf zum Leben - schon heute.

Mittwoch, 13.1.2010

Es übervorteile keiner seinen Nächsten, sondern fürchte dich vor deinem Gott.

3.Mose 25,17

Christus spricht: Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

Johannes 13,15

Fair handeln

Die heutige Tageslosung steht im Zusammenhang der Bestimmungen für das sog. Jobeljahr. Jedes 50. Jahr - so sah es diese Bestimmung vor, sollte ein Jahr der Befreiung sein, in dem die Sklaven freigelassen und das Land seinem ursprünglichen Besitzer zurückgegeben werden sollte. Diese Rückgabe von Land an die Besitzer ist Ausdruck des Glaubens, dass der Boden letztlich Gott gehört und den Menschen zur Sicherung ihres Lebensunterhalts anvertraut ist. Wer Land erwirbt, erwirbt lediglich für eine begrenzte Zeit seinen Ertrag. Entsprechend war auch je nach dem, wie lange das nächste Jobeljahr entfernt war, ein höherer oder niedrigerer Kaufpreis vorgesehen.

Entwicklungsorganisationen und engagierte Christinnen und Christen haben diesen Gedanken wieder aufgenommen in der Forderung nach einem Schuldenerlass für die armen Länder. Auch der Gedanke des fairen Handels steht im Zusammenhang mit dieser Überzeugung, dass die Schöpfung uns Menschen von Gott anvertraut ist, damit Menschen vom Ertrag der Erde leben können und sich von ihrer Hände Arbeit ernähren können. Fairer Handel ist eine Frage des christlichen Glaubens und der ökonomischen Vernunft. Denn ohne einen fairen Handel kann es auf längere Sicht keine friedlichen und stabilen Verhältnisse und damit auch keine prosperierende Wirtschaft geben.

Vor allem aber erinnert uns die Tageslosung daran, dass die Schöpfung uns nur anvertraut ist und dass die Güter des Lebens von Gott nicht zur privaten Vermehrung auf Kosten anderer gedacht sind, sondern zum teilen, damit alle leben können. Diese einfache Wahrheit verlieren wir im Alltag allzu oft aus den Augen.

Grösse im biblischen Sinne ist nicht bestimmt durch Macht und Erfolg oder durch besondere Leistungen, sondern durch die Fähigkeit, sich in den Dienst anderer zu stellen. Jesu Beispiel, wie er seinen Freunden die Füsse wäscht, ist durchaus nachahmenswert. Denn hier bückt sich jemand nicht aus Unterwürfigkeit oder gar Angst, sondern um des Nächsten willen, aus Liebe. Nur wer genügend Rückgrat hat, kann sich auch bücken ohne sich zu verbiegen. Beides gehört zusammen: der aufrechte Gang und das klare Wort gegenüber der Macht und da, wo Menschen ungerecht behandelt werden unter unfairen Verhältnissen leiden und die Demut und Dienstbereitschaft gegenüber denen, die uns nötig haben - in der Nähe und in der Ferne.

Sonntag, 10. Januar 2010

Dienstag, 12.1.2010

Sie stimmten den Lobpreis an und dankten dem HERRN: Denn er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewiglich.

Esra 3,11

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.

Epheser 1,3

Loben befreit

Wer loben kann, der hat mehr vom Leben. Wer ein Gespür dafür entwickelt, wofür er Grund zum Danken hat, der ist reicher. Wer weiss, wem er den Segen in seinem Leben verdankt, der hat auch dann einen Halt, wenn ihm Steine in den Weg gelegt werden und der Weg durch dunkle Täler führt.

Für mich sind diese Einsichten mehr als die Botschaft des "Positiven Denkens", die heute vielerorts verbreitet wird - und zugleich haben sie manches damit gemein. Vielen Menschen ist das Jammern und Klagen meist näher als das Loben. Jeder von uns hat ja auch seine Lasten zu tragen. Würden wir da jemand von aussen einfach dazu auffordern, positiver zu denken, ja gar zu loben, dann hiesse dies vermutlich, dass wir den, der Grund zur Klage sieht, nicht wirklich ernst nehmen.

Klagen ist nicht verboten. Wichtig ist aber, dass wir darin nicht stecken bleiben. Nur wenn wir behutsam die Augen dafür öffnen, oder uns öffnen lassen, für das Gute, das Gott uns schenkt, für die Lichtblicke und Kraftquellen in unserem Leben, nur dann können wir aus der Klage auch wieder herausfinden zum Lob. Können wir glauben, dass Gott uns nur solche Lasten auferlegt, für die er uns auch die Kraft gibt, sie zu tragen? Können wir uns auch in schwierigen Zeiten den Blick für das Schöne bewahren? Wissen wir, was wir in solchen Zeiten nötig haben? Nehmen wir uns Zeit für die Menschen und Beziehungen, die uns auch durch schwierige Zeiten tragen können?

Wir sind gesegnet - was auch immer in unserem Leben geschehen mag. Jedem von uns schenkt Gott Kraftquellen, auch wenn sie uns manchmal verborgen bleiben. Wenn wir sie spüren und auf sie vertrauen, dann finden wir zurück zum Lob. Und wer loben kann, hat sie bewusst wahrgenommen, in dessen Leben fliessen diese Kraftquellen. Und vielleicht tut es uns manchmal sogar gut, in einer Gemeinschaft, im gottesdienst oder im persönlichen Gebet ins Lob einzustimmen, selbst wenn uns im Moment gar nicht so sehr danach zumute ist. Es könnte ja sein, dass diese Lob seine eigene Kraft in uns entfaltet und uns die Kraftquellen erst erschliesst.

Montag, 11.1.2010

Himmel und Erde sind dein, du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist. Nord und Süd hast du geschaffen.

Psalm 89,12-13

Gott hat in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.

Hebräer 1,2

Verbunden mit allem Lebendigen

Die heutige Tageslosung und der dazugehörige Lehrtext können uns bewusst machen, dass wir verbunden sind mit allem Lebendigen. Was wir heute Schöpfungsspiritualität nennen, ist in meinen Augen schon in diesen beiden Versen (und vielen anderen Versen der Bibel) grundgelegt.

Altes und Neues Testament - oder wie ich lieber sage Erstes und Zweites Testament - sind nicht einander ablösende Stufen der religiösen Entwicklung, sondern für Christinnen und Christen einander ergänzende und gegenseitig erläuternde Zeugnisse des Glaubens an den einen Gott. Der Christusglaube löst den Glauben an den Schöpfergott und den Gott Israels nicht ab, sondern bekräftigt, erneuert und vertieft ihn. Dabei steht Christus nicht - wie man den Hebräerbrieftext allenfalls auch verstehen könnte - am Ende der religiösen Entwicklung, sondern ist das Wort Gottes, das uns Nichtjuden den Zugang zum Gott des Ersten Testaments eröffnet und damit auch zur Sicht des jüdischen Glaubens, dass die gesamte Schöpfung das gute Werk unseres Gottes ist. Schöpfungsspiritualität in diesem Sinne bedeutet nicht, die Natur zu vergöttlichen, aber sie mit Achtung und Ehrfurcht zu behandeln, weil Gott allem seinen Lebensgeist eingehaucht hat.

Die beiden Texte erfüllen uns mit Ehrfurcht vor dem Leben (A. Schweitzer) und erinnern uns an unsere Verbundenheit mit allem Lebendigen. Dies zu bedenken ist für uns wichtig, nicht nur angesichts der Klimaerwärmung und der notwendigen Veränderung unseres Lebensstils, sondern auch für das menschliche Zusammenleben. "Nord und Süd hast du geschaffen" heisst es im Psalm. Wie relativ sind da unsere Grenzen, wie lächerlich unsere nationalen, wirtschaftlichen oder sonstigen Egoismen. Aus dem Bewusstsein für unsere Gleichheit und die Verbundenheit mit allem was lebt, könnte vielmehr eine Offenheit, Grosszügigkeit und Barmherzigkeit erwachsen, die solche Egoismen überwindet und unsere Welt heller, wärmer und menschlicher machen könnte.

Samstag, 2. Januar 2010

Freitag, 1.1.2010

„So Gott will und wir leben“ - Gedanken zum neuen Jahr mit Jak 4,13-15
Geradezu sprichwörtlich ist diese clausula jacobaei aus Jak 4,15 geworden. „So Gott will und wir leben“ - wie viele von uns es vermutlich aus der Lutherbibel in den Ohren haben - das ist der grosse Vorbehalt, der über unserem Leben steht. Wir können machen und planen, Vorsätze fassen, uns Ziele setzen und überlegen, wie wir sie erreichen. Das alles ist richtig und gut, solange wir darüber nicht vergessen, dass unser Leben nicht allein in unseren Händen liegt. Am Beginn eines neuen Jahres sagt uns der Jakobusbrief, dass wir Gott einbeziehen sollen - in unser Planen und Machen, aber auch in unsere gespannte Erwartung, was dieses Jahr wohl bringen mag - und dass wir uns von Gott erst recht unterbrechen lassen sollen, wenn wir schon gar nicht mehr viel vom neuen Jahr erwarten.

Aber was heisst das eigentlich - Gott einbeziehen in unsere Pläne? Das erste ist: Gott unterbricht unsere Allmachtsphantasien. Er sagt uns: nimm dich und deine Pläne, aber auch deine Enttäuschungen nicht so ungeheuer wichtig. Denen mit den grossen Plänen und Konzepten sagt er: es könnte alles auch noch ganz anders kommen. Bescheidenheit und Demut gehören zum menschlichen Mass. Den Resignierten aber sagt er: Wagt etwas mehr Vertrauen. Traut euch, traut Gott etwas zu. Es hängt nicht alles von eurer kleinen Kraft ab und mit Gottes Hilfe könnt ihr mit eurer kleinen Kraft viel bewirken. Beides sollen wir hören - und jedes zu seiner Zeit.

Wir können und wir dürfen für das neue Jahr Pläne schmieden, uns Ziele setzen, etwas erwarten. Das ist auf jeden Fall besser als die Haltung, dass man am besten gar nichts erwartet und die Enttäuschungen schon einprogrammiert oder die Hände in den Schoss legt und denkt, es kommt ja eh, wie es kommen muss. Damit hätten wir den grossen Vorbehalt des Jakobusbriefs völlig missverstanden. Die Frage ist nur, ob wir unsere Pläne und Ziele zum Mass aller Dinge machen. Die Frage ist, ob wir in unserem Planen und Machen nur an gute Geschäfte und Gewinne denken und stetig um uns selber Kreisen. Die Frage ist, ob wir noch Augen und Sinne haben für das Überraschende, das Ungeplante, das Notwendige, für die Bedürfnisse unserer Seele und das, was die Menschen brauchen, die uns begegnen.

Das, so glaube ich, ist die zweite Botschaft unseres Textes, die mindestens genauso wichtig ist: Gott unterbricht uns durch Menschen, die uns begegnen und die uns brauchen - und diese Unterbrechung tut uns gut, ist heilsam. Denken wir an ein Kind, das krank wird. Das kann unseren wohlorganisierten Alltag und unsere Pläne ganz schön durcheinanderbringen. Aber wie oft merken wir dann im Rückblick, dass die Krankheit verbunden war mit einem wichtigen Entwicklungsschritt, wo unser Kind die Unterbrechung und unsere Nähe und Zuwendung besonders nötig hatte. Und wir erkennen: die Unterbrechung, so störend sie auch war, ist für uns beide notwendig und heilsam gewesen. Hat es in unserem Leben noch Platz für solche Unterbrechungen? Nehmen wir uns die Zeit und sind wir achtsam genug, um zu bemerken, wo jemand uns nötig hat - in der Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz? Spüren wir, wann ein Mensch uns gerade jetzt braucht und nicht irgendwann dann, wenn es unsere Agenda zulässt? Übrigens kann es auch sein, dass wir selber der Mensch sind, der uns gerade am nötigsten braucht. Auch für uns selbst kann es wichtig sein, darauf zu achten, wo wir innehalten müssen, wo unsere Seele nicht mehr mitkommt, wo wir uns selbst überfordern und vergessen, was wirklich wichtig und notwendig ist für unser Leben.
Die dritte Botschaft: Gott unterbricht uns durch Gelegenheiten, die wir niemals planen können und die wir uns nicht erträumt hätten. Wir sollen über all unserem Planen nicht vergessen, dass Gott uns in unserem Leben immer wieder neue Türen auftut, neue Wege ebnet, neue Brücken baut. Die Sprache des NT, das Griechische, kennt das schöne Wort vom Kairos. Das ist nicht die ablaufende Zeit der Uhr, die erbarmungslos tickt, sondern die erfüllte Zeit, die Gelegenheit, das Fenster, dass sich auftut und wo etwas Neues entstehen kann - ohne dass wir es vorher geplant oder gezielt in die Wege geleitet hätten. Für das Neue Testament ist dieser Kairos verbunden damit, dass sich Gott uns gezeigt hat in der Geschichte Jesu Christi. Und ich bin überzeugt, dass sich Jesus Christus auch uns zeigt, wo Türen sich öffnen, Brücken und neue Wege auftauchen, Menschen uns begegnen und etwas in uns wachrufen, dass wir noch nicht entdeckt oder längst vergessen haben. Worauf es ankommt, ist, diese Gelegenheiten zu erkennen und sie auch zu ergreifen - und nicht zu vergessen, wem wir sie verdanken.

„So Gott will und wir leben“ - dieser Vorbehalt ist nicht zuletzt eine grosse Einladung, in der Gegenwart zu leben, die Gelegenheiten im Jetzt wahrzunehmen und auf die Menschen zu achten, die uns begegnen. Darum möchte ich an den Schluss meiner Gedanken einen - wie ich finde - wunderbaren Satz des Mystikers Meister Eckehart setzen. Er wäre ein guter und hilfreicher Leitsatz für dieses neue Jahr:
"Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch ist immer der, der dir gerade gegenübersteht, das notwendigste Werk ist stets die Liebe."

Sonntag, 10.1.2010

Wie soll ich dem HERRN vergelten all seine Wohltat, die er an mir tut?

Psalm 116,12

Der Geheilte ging hin und fing an, in den Zehn Städten auszurufen, welch große Wohltat ihm Jesus getan hatte.

Markus 5,20

Dankbar sein

Das Schöne ist, dass es gar nichts zu vergelten gibt. Dass es nicht auf unsere Taten und Leistungen ankommt, weil das Ja Gottes vor all unserem Tun uns immer schon gilt. Wenn wir das begreifen, dann entsteht die Dankbarkeit von selbst.

Heute gilt jeder als seines Glückes Schmied. Wir sind um unser Image besorgt, um unser Fortkommen und unseren Erfolg, wir konstruieren unsere Biographie. Und wer scheitert, trägt scheinbar selbst die Verantwortung. Auch unsere Galubens- und Sinnkonzepte basteln wir uns selber zusammen. Wir leben in einer Welt voller Möglichkeiten. Oft ist das schön. Niemand sollte sich zurücksehnen in eine Zeit, wo alles das meiste vorgegeben war durch starre Ordnungen, durch Stand und Herkunft. Aber manchmal stellen wir schmerzhaft fest, dass auch heute nicht allen alle Möglichkeiten offen stehen, dass z.B. Herkunft und Bildung immer noch eng zusammenhängen. Und wir erkennen, dass die Individualisierung uns nicht nur befreit hat, sondern auch tragende Netze dabei zerbrochen sind. Wir merken, dass Mobilität und Flexibilität die Konstanz von Beziehungen erschweren.

Wie gut tut es da, wenn wir uns sagen lassen, dass es in unserem Innersten, in unserer Gottesbeziehung ein Ja gibt, das unumstösslich ist, das wir uns nicht verdienen müssen, das allem anderen vorausgeht. Dass es da zumindest einen Ort gibt, wo wir nichts werden müssen, keine Masken tragen, kein Image pflegen, sondern ganz einfach sein dürfen, wie wir sind - und geliebt werden.

Samstag, 9.1.2010

Gott der HERR spricht: Ich will noch mehr zu der Zahl derer, die versammelt sind, sammeln.

Jesaja 56,8

Das Volk neigte einmütig dem zu, was Philippus sagte, als sie ihm zuhörten und die Zeichen sahen, die er tat. Und es entstand große Freude in dieser Stadt.

Apostelgeschichte 8,6.8

Mehr werden

Ist es das Ziel des Christentums, mehr zu werden? Gilt das Gesetz des ständigen Wachstums auch für Religionen? Die Apostelgeschichte erzählt vom Wachstum der christlichen Gemeinde und freut sich daran. Aber heute sind wir mit Recht skeptisch gegenüber Wachstumsideologien im bereich der Religion. Allzu oft sind sie Ausdruck von Intoleranz und Absolutheitsansprüchen und diese tragen wiederum den Keim der Gewalt in sich. Ohne Religionsfrieden gibt es keinen Weltfrieden, ohne religiöse Toleranz kein friedliches Zusammenleben.

Ich bleibe skeptisch gegenüber christlichen Wachstumsbewegungen. Aber ich frage mich auch, ob es nicht an der Zeit wäre, offensiver und selbstbewusster für ein liberales und offenes Christentum einzutreten. Nicht Mission und Bekehrung sind das Ziel. Das Ziel ist ein einladendes Christentum, dass Raum lässt für unterschiedliche Glaubensansichten, aber auch für klare und entschiedene Glaubensansichten, wenn sie Raum lassen für Andersdenkende. In diesem Sinne sollten wir uns doch nicht damit abfinden, den Rückgang zu verwalten, sondern zumindest qualitativ zu wachsen und Raum für Neues entstehen zu lassen. Das könnte so einladend wirken, dass dann auch quantitativ Wachstum möglich wird, weil Menschen erkennen, dass es in der Gemeinschaft einer liberalen und offenen Kirche gut ist zu leben und Raum für die Lebens- und Sinnfragen ist, die Menschen bewegen, Raum für das Suchen und das Gespräch.

Freitag, 8.1.2010

Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

5.Mose 6,5

Christus spricht: Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Johannes 13,35

Liebe - und tu, was du willst

Auf diese einfache Kurzformel hat der Kirchenvater Augustin die jüdisch-christliche Ethik gebracht. Es geht nicht um das Erfüllen von Geboten und Vorschriften um ihrer selbst willen. Worum es geht, das ist der Mitmensch und das, was die Liebe gebietet. Immer wieder ist die Achtsamkeit für den Mitmenschen und für das, was unser Herz uns sagt, das Kriterium des Guten. Warum ist das Gute dann oft so schwierig?

Ein Hindernis ist die Bequemlichkeit. Wer sieht, was zu tun ist, der muss sich auch bewegen - und der läuft Gefahr, etwas falsch zu machen. Wer keine Fehler machen will, wer sich die Hände nicht schmutzig machen will, der wird niemals lernen zu lieben. Manchmal steht uns auch die Haltung im Wege, dass der andere ja selber schuld ist an seinem Schicksal. Das mag zum Teil sogar stimmen, aber die Liebe fragt nicht nach Schuld, sondern sieht zuerst die Bedürftigkeit und gibt, was der Andere braucht. Nicht selten fühlen wir uns auch nicht zuständig. Dann sind es die Anderen oder der Staat oder wer auch immer, denn wir für verantwortlich halten. Aber der Anruf des Anderen lässt sich nicht einfach delegieren. Oder wir fühlen uns überfordert. Aber liesse sich nicht schon viel erreichen, wenn wir das uns Mögliche tun? Mehr ist nicht notwendig. Und wir können uns selbst auch Verbündete und Hilfe suchen. Auch selbstgesetzte Grenzen können uns behindern, wenn wir Menschen nach dem Schema "wir und die Anderen" einteilen, nach Nationen, Religionen, Parteien und nur die für der Hilfe würdig ansehen, die zu uns gehören.

Das grösste Hindernis ist aber, dass wir allzu oft um uns selber kreisen, zu beschäftigt und gestresst sind. Dann verlieren wir die Achtsamkeit und nehmen gar nicht mehr wahr, was die Liebe uns gebietet. Oder wir folgen der Stimme unseres Herzens nicht mehr, weil uns das zu sehr von unseren selbstgestzten Zielen und Plänen abbringen würde. Keine Zeit oder keine freien Kapazitäten heisst es dann. Nur dass wir dabei gar nicht mehr merken, dass wir längst nicht mehr auf Kurs sind, weil unser Lebensschiff ziellos umhertreibt, wenn wir um uns selber kreisen. Deshalb sind es stets Gott und die Mitmenschen, die allein uns aus diesem Kreisen um uns selbst befreien können. Die Voraussetzung aber ist, dass wir uns unterbrechen lassen und innehalten, zur Ruhe kommen und aufatmen. Die Liebe tun kann nur, wer die Stimme der Liebe hört - und das gelingt nur, wenn wir nichts tun, sondern empfänglich werden.
Donnerstag, 7.1.2010

Gott tut große Dinge, die wir nicht begreifen.

Hiob 37,5

Der Glaube ist eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Hebräer 11,1

Es muss doch mehr als alles geben

Wie gerne hätten wir unser Leben im Griff und alles unter Kontrolle. Wir verlassen usn auf das, was wir sehen und was man uns beweisen kann. Aber tief in uns steckt doch ein Gepür dafür, dass es doch mehr als alles geben muss. Liebe kann man nicht sehen, aber man kann sie erfahren. Trotz aller Liebesbeweise, lässt sich Liebe letztlich nicht beweisen. Ebenso ist es mit dem Glauben. Die Wahrheit des Glaubens ist die innere Gewissheit und die Hoffnung. Sie lässt sich nicht beweisen und dennoch können wir sie erfahren. Sie ist der Sinn und das Gespür für das Unendliche. Schleiermacher hat die Religion einmal als Gefühl der schlechthinnigen Abhängigkeit bezeichnet. Und ebenso ist sie die Erfahrung grösstmöglicher Freiheit. Vertrauen und Zuversicht sind die Signatur des Glaubens, eine Haltung, die sich auf mehr richtet, als auf das, was vor Augen ist - in unserer Welt, im Blick auf die Mitmenschen.
Mittwoch, 6.1.2010
Epiphanias

Der HERR, euer Gott, versucht euch, um zu erfahren, ob ihr ihn von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieb habt.

5.Mose 13,4

Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr´s ertragen könnt.

1.Korinther 10,13

Protect me from what I want

So lautet eine Leuchtschrift der Künstlerin Jenny Holzer. Ein spannender Denkanstoss, der zur Tageslosung passt. Denn normalerweise bitten wir ja eher darum, dass unsere Wünsche erfüllt werden. Aber es ist hilfreich, wenn wir fähig werden, unsere Wünsche noch einmal genauer in den Blick zu nehmen. Dienen sie uns wirklich? Und wem dienen sie noch? Wer wüde Schaden nehmen, wenn sich unsere Wünsche erfüllen? Tut es uns und anderen wirklich gut, was wir uns wünschen?

Dasselbe kann ich auch auf meinen Glauben beziehen. Wer wünschte sich nicht einen festen und unerschütterlichen Glauben. Aber im Rückblick dürfen wir dann oft erkennen, dass unser Glaube sich ja nur dann weiterentwickeln kann, wenn er von Zeit zu Zeit ins Wanken gerät. Zweifel und Unsicherheiten sind die notwendigen Samenkörner neuen Glaubens. Und auch im Glauben gilt: Nur wer sich ändert bleibt sich treu - oder besser gesagt: bleibt Gott treu.
Dienstag, 5.1.2010

Gott, der HERR, der Mächtige, redet und ruft der Welt zu vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang.

Psalm 50,1

Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet.

Hebräer 12,25

Die Sprache des Herzens

Im Film "Monsieur Ibrahim et les fleurs du coran" gibt es eine Szene, in der Monsieur Ibrahim zu Momo sagt: Wenn Gott uns die Schönheit des Lebens zeigen will, dann braucht er dazu keine Bücher. Die heiligen Bücher der Weltreligionen erzählen uns von den Glaubenserfahrugnen unserer Vorfahren. Deshalb sind sie wichtig und hilfreich für uns, Vorbereitungen auf die eigene Begegnung mit dem Göttlichen. Aber sie ersetzen niemals die eigenen Achtsamkeit, die Aufmerksamkeit für die Sprache des Herzens und das offene Ohr für die Anrede durch den Anderen, die Menschen, die uns begegnen. Würden wir nur unsere Erfahrungen für wichtig halten, so würden wir uns selbst absolut setzen und zum Mass aller Dinge machen. Würden wir aber unsere heiligen Schriften absolut setzen, so würden wir in Dogmatismus erstarren. Erst der Dialog von beidem und das Gespräch mit anderen ermöglicht Entwicklung und Wachstum.
Montag, 4.1.2010

Ich komme, um alle Völker und Zungen zu versammeln, dass sie kommen und meine Herrlichkeit sehen.

Jesaja 66,18

Der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.

Epheser 1,17

Jesus Christus erkennen

Für die ersten Christinnen und Christen war es die alles entscheidende Erfahrung ihres Lebens, dass ihnen in diesem Jesus von Nazareth, dem Sohn der Maria, der im Haus eines Zimmermanns aufgewachsen ist, Gott selbst begegnet. Sie nannten ihn den Christus, den Gesalbten Gottes. Nach 2000 Jahren Kirchengeschichte - mit all ihren dunklen Seiten - hat dieses Bekenntnis der ersten Christen für uns heute eher etwas erstarrt Dogmatisches und wenig von einer umstürzenden und befreienden Gotteserfahrung.

Trotzdem bleibt dieses Bekenntnis der ersten Christen etwas Revolutionäres. Sie sahen Gott in einem Menschen aus Fleisch und Blut. Und sie konnten und wollten ihren Glauben nicht trennen von diesem Menschen. Sie erzählten, dass dieser Jesus uns in unseren Mitmenschen auch heute noch begegnet - als Aufruf zu Liebe, Anteilnahme und Mitgefühl. Im Anderen, der uns seine Bedürftigkeit zeigt, begegnet uns Gott. Solche Gotteserfahrung bedarf einer besonderen Weisheit, einer Weisheit, die Achtsamkeit und den Blick für das Kleine und Unscheinbare einschliesst. Keine übernatürlichen Offenbarungen brauchen wir, sondern eine neue Perspektive auf das Alltägliche. Denn dort scheint auf, wird offenbar die Herrlichkeit Gottes.
Sonntag, 3.1.2010
2. Sonntag nach Weihnachten

Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den HERRN, deinen Gott, vergisst.

5.Mose 8,12.14

Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.

1.Korinther 10,31

Bewusst geniessen

Die heutige Tageslosung ist eine Einladung, die Dinge unseres Lebens bewusst zu geniessen. Nicht Askese, Enthaltsamkeit und Verzicht ist gefragt, sondern dass wir lernen, bewusst und dankbar wahrzunehmen und anzunehmen, was wir erreicht haben und was uns geschenkt wurde. Wir dürfen durchaus stolz sein auf Erreichtes und uns daran freuen - wenn wir uns bewusst bleiben, dass es nicht allein unser Verdienst ist und wir uns dabei nicht den anderen überlegen fühlen.

Ist es nicht so, dass nur der, der sich an den Dingen freuen und dafür dankbar sein kann, auch fähig wird, zu verschenken und zu teilen? Wenn wir uns an schönen Dingen, an Erfolgen, am Genuss erfreuen können, dann können wir auch eher in Wüstenzeiten verzichten, warten, uns in Geduld üben.

Bewusst geniessen bedeutet Freude an der Fülle, Glück im Augenblick, Dasein im Jetzt. Das ist das Gegenteil einer unersättlichen Gier, die nie genug hat, sich nie an der Gegenwart freuen kann, weil sie stets mehr will und die Erfüllung nur in dem sehen kann, was noch fehlt, was vielleicht morgen oder übermorgen zu erreichen ist - und dann doch wieder nicht genug ist. Die Gier kann nicht verzichten, kennt keine Geduld. Der Genuss lässt sich am Augenblick genügen.

Samstag, 2.1.2010

Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, soviel ihrer sind.

Psalm 97,1

Der Engel sprach zu Maria: Dein Sohn wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben.

Lukas 1,32

Lebensfreude und Dankbarkeit - Vertrauen und Hoffnung

Wer sich auf die Sprache der Bibel einlässt, stolpert immer wieder über patriarchalische Bilder und Traditionen. Hoffentlich verwechseln wir sie nicht mit der eigentlichen Botschaft. "HERR" wird in vielen Bibelübersetzungen verwendet, wo im hebräischen Urtext der Gottesname, das sog. Tetragramm steht. dieser Gottesname darf in der jüdischen Tradition nicht ausgesprochen werden. Das oft grossgeschriebene "HERR" ist ein unbeholfener Versuch, diesem Respekt für die Macht des Göttlichen Rechnung zu tragen.

Im Psalm wird Gott als König bezeichnet. In einer Zeit, in der Könige herrschen und zwar mit absoluter Macht, der die Untertanen häufig wehrlos ausgeliefert sind, ist das ein Ausdruck von Widerstandskraft. Denn wenn Gott König ist, dann gehören wir als Menschen keinem anderen Menschen, dann kann niemand - ausser Gott allein - die Herrschaft über mein Leben beanspruchen. Diese "Herrschaft" gibt Freiheit und Unabhängigkeit. In dieser Freiheit und Unabhängigkeit kann Lebensfreude entstehen und Dankbarkeit - und nicht zuletzt ein Gefühl der Verbundenheit mit allem Leben und des Respekts vor allem Lebendigen.

Das Wort des Engels an Maria gibt diesem König noch einmal eine neue Gestalt. Es ist nicht der Herrscher im Palast mit den Insignien der Macht, sondern das Kind in der Krippe, Sohn einer jungen Mutter aus dem Volk mit ungeklärter Vaterschaft. Ein König der sich klein macht, der Anteil nimmt und Menschen ermutigt und stärkt.

Durch die Botschaft des Engels wird Maria bewusst: was in meinem Leib entsteht, ist kein Unglück. Es ist auch nicht bedeutungslos. Nein, ich, eine einfache Frau, bin wichtig. Aus mir kann Grosses entstehen. Mit Maria dürfen wir alle darauf vertrauen, dass wir etwas Wichtiges zu geben imstande sind, wenn wir nicht versuchen irgendwelchen Zielen und Idealen hinterherzujagen, sondern einfach wir selber sind, unsere Möglichkeiten einsetzen und in Wüstenzeiten die Hoffnung und Geduld aufbringen, auf das Wachsen und Aufblühen von etwas Neuem zu warten.