Dienstag, 18. Mai 2010

Dienstag, 18. Mai 2010

Ich werde mich an euch als der Heilige erweisen vor den Augen der Heiden. Und ihr werdet erfahren, dass ich der HERR bin.
Hesekiel 20,41.42

Die Knechte des königlichen Beamten sprachen: Gestern um die siebente Stunde verließ deinen Sohn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.
Johannes 4,52-53

An den alltäglichen Wundern Vertrauen lernen

Ist es ein Wunder? Für den königlichen Beamten aus Kafarnaum war es ein Wunder, dass sein Sohn, der sterbenskrank war, wieder gesund wurde. Und dem Evangelisten erscheint es wichtig zu betonen, dass er genau in der Stunde gesund wurde, als Jesus das gesagt hat. Trotzdem scheint es mir wichtig, dass Jesus in dieser Geschichte gerade vor dem Wunderglauben warnt: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.“ Wir sollen unseren Glauben, unser Vertrauen nicht von übernatürlichen Wundern abhängig machen, sondern an den alltäglichen Wundern Vertrauen lernen.
Der Glaube des Hauptmanns stellt uns vor die Frage: Wie verhalte ich mich, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin? Worauf vertraue ich, wenn ich an meine Grenzen gerate? Kann ich dann die Dinge getrost aus der Hand geben und loslassen? Kann ich dann auf ein Wort hören, das heilt und mich wieder neu aufrichtet? Wenn wir uns diese Fragen stellen und auf das Beispiel des Hauptmanns achten, dann wird uns bewusst, dass wir uns in eine solche Haltung besser nicht erst an den Grenzen unseres Lebens einüben sollten. Wenn wir mitten im Leben, in den guten Tagen uns einüben in diese Haltung des Hauptmanns, dann üben wir uns ein im Hören auf die Worte, die wir brauchen und die wir uns nicht selber sagen können:
Ein Wort der Vergebung
Ein Wort der Anerkennung
Ein Wort der Ermächtigung
Ein Wort, das Selbstvertrauen weckt
Ein Wort der Liebe
Ein Wort, das in die Pflicht nimmt
Ein Wort, das Menschen verbindet
Gott schenkt uns heilende Worte. Er ist uns nahe, wenn wir ihn brauchen. Und dieses Evangelium geben wir einander weiter, indem wir einander Worte schenken, die Wunden heilen, die Schuld vergeben, die Gebeugte aufrichten, die Menschen in die Pflicht nehmen und ihnen eine Aufgabe geben, die Menschen spüren lassen, dass sie wertvoll sind. Ja, Worte können tatsächlich heilen. Auch wir können mit unseren Worten heilen – nicht körperliche Leiden, aber die Wunden der Seele, die Entzweiungen, die Menschen voneinander trennen, die Resignation, in der nichts mehr der Mühe wert ist.

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