Samstag, 29. Mai 2010

Samstag, 29. Mai 2010

Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.
Hesekiel 36,27

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Römer 5,5

Frieden mit Gott

Nehmen wir doch einmal an, das wichtigste in unserem Leben wäre nicht unser Wohlstand, nicht unsere gesellschaftliche Stellung oder unser Ruf, auch nicht unser Beruf oder unsere Klugheit, ja nicht einmal unsere Familie oder die Gesundheit. Nehmen wir einmal an, das Wichtigste und alles Entscheidende in unserem Leben wäre unser Verhältnis zu Gott. Und Gott nun würde uns den Frieden erklären. Er würde uns sagen: egal wie du bist, egal was dir geschieht, egal was noch kommen mag – ich sage ja zu dir. Daran kann nichts und niemand etwas ändern. Ich stehe zu dir – immer und ewig. Ich verspreche dir nicht, dass dir alles gelingt, dass du nie Angst haben musst, dass dir Sorgen und Rückschläge erspart bleiben. Aber ich verspreche dir, dass ich immer und unter allen Umständen zu dir stehen werde. Genau darum geht es nämlich in dem Abschnitt, zu dem der heutige Lehrtext gehört. Nehmen wir einmal an, das wäre so. Wie würde sich das auf unser Leben auswirken? Was würde sich für uns verändern?

Wir müssten weniger Angst davor haben, nicht zu genügen. Denn es ist genug, wenn wir das unsere tun, das, was wir können. Mehr kann niemand von uns verlangen. Das reicht. Wir müssen uns nicht mehr messen an irgendwelchen Massstäben, die uns überfordern. Und gerade wenn wir frei werden von dieser Angst, können wir immer wieder auch über uns hinauswachsen. Auch die Angst etwas zu verpassen können wir dann verlieren. Denn das Leben wird ja nicht erst dann gut und kostbar, wenn ich ja keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lasse, ja nichts verpasse, sondern achtsam bin für das, was mir begegnet, für die Menschen und die alltäglichen Dinge in meinem Leben. All dies wird kostbar dadurch, dass ich es beachte und ihm Wert und Wertschätzung gebe. Nicht was man für wertvoll und kostbar hält, gibt meinem Leben Sinn und Erfüllung, sondern nur das, von dem ich mich erfüllen lasse. Und um achtsam zu werden und sich an den alltäglichen Dingen des Lebens freuen zu können, braucht es eine innere Ruhe und Gelassenheit, die uns zuteil werden kann, wenn wir glauben können, dass wir Frieden mit Gott haben und uns den nicht erst verdienen müssen.

Wenn dieses Ja Gottes, diese Friedenserklärung das Entscheidende in unserem Leben wäre, dann wäre es auch nicht mehr so ungeheuer wichtig, was andere über uns denken, müssten wir nicht so sehr um unser Image besorgt sein. Wie viel mehr Zivilcourage, wie viel mehr an Kreativität und Vielfalt könnten wir uns erlauben, wenn wir uns nicht ganz so stark vom Urteil anderer abhängig machen würden – und oft nur vom vermuteten Urteil anderer.

Ja selbst mit dem Scheitern an beruflichen Herausforderungen oder in Beziehungen können wir dann leben lernen ohne daran zu verzweifeln, wenn wir darauf vertrauen, dass nichts und niemand das letzte Wort über uns hat ausser Gott – und der sagt bedingungslos Ja zu uns. Und noch in Krankheit und Tod dürfen wir dann glauben, dass eine hilfreiche Hand uns hält und uns hindurchführt. Wir müssten dann nicht alles von diesem Leben erwarten, weil wir glauben dürfen, dass auch am Ende der Friede Gottes uns erwartet.

Nehmen Sie das einmal an. Wie sieht das Leben aus, wenn wir es unter dieser Voraussetzung betrachten, dass das Entscheidende in unserem Leben unser Verhältnis zu Gott ist und dass der bedingungslos Ja zu uns sagt. Ist es nicht eine einladende, eine befreiende Perspektive? Ob wir sie uns zu Eigen machen können? Ob wir sie uns zu Eigen machen wollen? Solches Vertrauen könnte jedenfalls zum ruhenden Pol in unserem Leben werden, uns innere Ruhe und inneren Frieden geben. Und diese innere Ruhe, diesen inneren Frieden wünsche ich uns allen. Dass solche Gelassenheit nicht einfach ein für allemal da ist, das weiss auch Paulus. Er weiss um die Bedrängnis, um die Gefährdung unserer Glaubensgewissheit. Wir sind nicht einfach frei von unseren Lebensängsten. Wir stehen nicht einfach über den Dingen. Aber er ist überzeugt, dass Bedrängnis uns die nötige Ausdauer lehrt. Und wenn wir geduldig und ausdauernd an unserem Vertrauen auf Gottes Ja, seinen Frieden festhalten, dann erwächst uns daraus eine starke Hoffnung. Und diese Hoffnung wird uns nicht enttäuschen.

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