Sonntag, 10. Januar 2010

Montag, 11.1.2010

Himmel und Erde sind dein, du hast gegründet den Erdkreis und was darinnen ist. Nord und Süd hast du geschaffen.

Psalm 89,12-13

Gott hat in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn, den er eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat.

Hebräer 1,2

Verbunden mit allem Lebendigen

Die heutige Tageslosung und der dazugehörige Lehrtext können uns bewusst machen, dass wir verbunden sind mit allem Lebendigen. Was wir heute Schöpfungsspiritualität nennen, ist in meinen Augen schon in diesen beiden Versen (und vielen anderen Versen der Bibel) grundgelegt.

Altes und Neues Testament - oder wie ich lieber sage Erstes und Zweites Testament - sind nicht einander ablösende Stufen der religiösen Entwicklung, sondern für Christinnen und Christen einander ergänzende und gegenseitig erläuternde Zeugnisse des Glaubens an den einen Gott. Der Christusglaube löst den Glauben an den Schöpfergott und den Gott Israels nicht ab, sondern bekräftigt, erneuert und vertieft ihn. Dabei steht Christus nicht - wie man den Hebräerbrieftext allenfalls auch verstehen könnte - am Ende der religiösen Entwicklung, sondern ist das Wort Gottes, das uns Nichtjuden den Zugang zum Gott des Ersten Testaments eröffnet und damit auch zur Sicht des jüdischen Glaubens, dass die gesamte Schöpfung das gute Werk unseres Gottes ist. Schöpfungsspiritualität in diesem Sinne bedeutet nicht, die Natur zu vergöttlichen, aber sie mit Achtung und Ehrfurcht zu behandeln, weil Gott allem seinen Lebensgeist eingehaucht hat.

Die beiden Texte erfüllen uns mit Ehrfurcht vor dem Leben (A. Schweitzer) und erinnern uns an unsere Verbundenheit mit allem Lebendigen. Dies zu bedenken ist für uns wichtig, nicht nur angesichts der Klimaerwärmung und der notwendigen Veränderung unseres Lebensstils, sondern auch für das menschliche Zusammenleben. "Nord und Süd hast du geschaffen" heisst es im Psalm. Wie relativ sind da unsere Grenzen, wie lächerlich unsere nationalen, wirtschaftlichen oder sonstigen Egoismen. Aus dem Bewusstsein für unsere Gleichheit und die Verbundenheit mit allem was lebt, könnte vielmehr eine Offenheit, Grosszügigkeit und Barmherzigkeit erwachsen, die solche Egoismen überwindet und unsere Welt heller, wärmer und menschlicher machen könnte.

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