Dienstag, 27. April 2010

Mittwoch, 28. April 2010

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
4.Mose 6,25
Christus spricht: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
Johannes 20,21

Segen

„B’hüet di Gott!“ oder „Alles Gute und Gott befohlen!“. So oder so ähnlich tönt es manchmal, wenn es ans Abschiednehmen geht. Das kann nach einer kurzen Begegnung auf der Strasse sein oder nach einem schönen gemeinsamen Abend. Es kann der Abschied vor einer Reise oder einem Spitalaufenthalt sein oder auch ein Abschied für längere Zeit, wenn vielleicht das Wiedersehen ungewiss ist oder der Abschied gar für immer. Mag sein, dass diese Worte manchmal nur eine Höflichkeitsfloskel sind, aber meist ist es doch viel mehr. Aus ihnen spricht ein Wissen oder zumindest eine Ahnung davon, dass mit jedem Abschied ein Loslassen verbunden ist. Jedes geht nun seinen eigenen Weg, einen Weg der noch im Dunkeln liegt und verbunden ist mit Ungewissheiten, mit Hoffnungen durchaus, aber auch mit Sorgen und Ängsten. Ich muss den anderen loslassen, kann ihm die nächste Wegstrecke nicht abnehmen. Aber ich begleite ihn oder sie mit meinen guten Wünschen und - mehr noch - ich anbefehle ihn oder sie dem Schutze einer höheren Macht, der Begleitung und Fürsorge unseres Gottes. Wie verblasst auch immer - in unseren Abschiedsformeln ahnen wir, dass wir unser Leben nicht machen können, dass wir das, was wir zum Leben wirklich brauchen, uns nicht selber geben können. Denn neben allem, was wir uns erarbeiten und erringen können, brauchen wir ganz wesentlich, dass andere gut über uns denken und uns Gutes wünschen. Wir sind darauf angewiesen, dass andere uns freundlich anschauen, ja dass das Leben selbst, dass Gott uns freundlich begegnet. All das können wir nicht selber machen und herstellen, wir sind darauf angewiesen, dass uns Gutes entgegenkommt - und zwar umso mehr, je schwerer und belastender unser Alltag aussieht.
Immer wieder brauchen wir es, dass andere uns Gutes wünschen. Das geschieht bei der Begrüssung und mehr noch beim Abschied. Es geschieht bei besonderen Festtagen und es geschieht jeden Sonntag im Gottesdienst im sog. aaronitischen Segen, aus dem die heutige Losung stammt.
Diese kraftvollen und wunderschönen Segensworte sind sehr alt. Sie gehören zu den ältesten geschriebenen Worten im Alten Testament. Sie sind Zusage Gottes auf dem Weg durch die Wüste, weitergesagt von Vätern und Müttern an ihre Töchter und Söhne und weiter von Generation zu Generation. Priester und Tempeldiener sagten sie den Gläubigen weiter und sie wurden sogar aufgeschrieben auf kleine Silberplatten. Es sind Worte wie Edelsteine, die man keinesfalls vergessen oder verlieren wollte.
Es sind Worte wie eine zärtliche Umarmung, Worte, die wir - so glaube ich - nicht nur hören, sondern auch spüren können, die nicht nur unseren Verstand, sondern auch unser Herz erreichen wollen. Wir können den Klang dieser Segensworte in uns aufnehmen und in uns wirken lassen und so mit in unseren Alltag hineinnehmen. Wir dürfen dabei all das mitbedenken, was unseren Alltag prägt, was wir zu unserem Leben brauchen und was uns kostbar ist und am Herzen liegt.
Nicht dass dann alle unsere Wünsche erfüllt würden und alles Schwere uns erspart bliebe, aber der Zuspruch des Segens Gottes erfüllt uns mit dem Vertrauen, dass wir es in allem, was uns begegnet, mit dem liebenden und zärtlichen Gott zu tun haben und er uns begleitet und mit seiner Kraft erfüllt. Leuchtend und kraftvoll tritt uns dieser Segen entgegen und mündet in den Zuspruch umfassenden Friedens. Und dieser Segen begleitet uns in unserem Alltag, in freundlichen Gesichtern und guten Wünschen, in offenen Herzen und Ohren unserer Mitmenschen, in einer liebevollen Umarmung oder in einem tröstlichen und ermutigenden Wort. Er begegnet uns im Wachsen der Saat auf unseren Feldern, in der Geburt eines Kindes, in der Liebe zweier Menschen und in vielen anderen Dingen. In unserem Alltag können wir die Spuren des Segens unseres Gottes wahrnehmen.
Die Segenszusage steht am Ende des Gottesdienstes. Mit ihr werden wir in unseren Alltag entlassen. Am Ende stehen keine Belehrungen, keine Ermahnungen, keine Fragen oder klugen Gedanken. Am Ende steht der Segen. Und das ist gut so. Das sollen wir hören und spüren und glauben, wenn wir aus der Gemeinschaft des Gottesdienstes in die kommende Woche verabschiedet werden, von der wir noch nicht wissen, was sie uns bringen wird.

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