Freitag, 22. Januar 2010

Sonntag, 7.2.2010

Gott, der du die Erde erschüttert und zerrissen hast, heile ihre Risse; denn sie wankt.

Psalm 60,4

Die Apostel wurden erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

Apostelgeschichte 2,4

Heilen

Während ich diese Zeilen schreibe, sind die Medien voll von den bestürzenden Nachrichten aus Haiti, wo die Erde erschüttert wurde. Unbegreiflich ist die enorme Zahl von Todesopfern, jedes einzelne ein Mensch mit seiner Geschichte, mit Menschen, die um ihn/sie trauern. Unzählige haben alles verloren - Angehörige und Freunde, ihr Obdach, Hab und Gut. Die bildhaften Worte des Psalms verbinden sich mit den realen Bildern aus dem Fernsehen und den Medien.

Sollen wir nun Gott fragen, wie er so etwas zulassen kann? Aber was wäre das für ein Gottesbild? Gott ist ja nicht der, der da oben im Himmel thront und nach Belieben die Fäden zieht. Ein Gott, der nach Belieben ein solches Erdbeben zulassen oder verhindern könnte, wäre ein Willkürherrscher und noch dazu zynisch, würde er es zulassen. Und hoffentlich haben wir uns auch abgewöhnt, in solchen Naturkatastrophen Strafen Gottes zu sehen. Denn das wäre nicht Glaube, sondern Zynismus und Blasphemie.

Was bleibt nun stattdessen? Ein ohnmächtiger Gott statt dem allmächtigen Gott. Aber wie könnten wir dann vertrauensvoll unser Leben in Gottes Hand legen? Bei solchen Katastrophen können wir nach menschlichen Ursachen und menschlicher Verantwortung fragen. Aber wir werden damit nicht alles erklären können. Darüber hinaus bleibt uns nichts anderes als die Erkenntnis Hiobs. Wir stossen an Grenzen unseres Begreifens, die wir aushalten müssen. Es bleibt uns nur die Erkenntnis, das es ist, wie es ist - und dass uns nur die haltung des Mitgefühls und die praktische Solidarität, die materielle Hilfe bleibt. Und das Vertrauen, dass auch diese Not und dieser Schrecken noch in Gottes Hand sind. Denn Gott ist weder allmächtig noch ohnmächtig. Gott ist mitfühlend. Er bleibt an der Seite seiner Menschen in ihren Glücksmomenten, aber auch in den tiefsten und dunkelsten Tälern.

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