Donnerstag, 18. Februar 2010

Montag, 15. März 2010

Gott, dein Weg ist heilig.
Psalm 77,14

Jesus sprach: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Markus 8,34

Loslassen

Der Lehrtext aus dem Mkev kann uns darauf aufmerksam machen, wie entscheidend die Fähigkeit loszulassen in unserem Leben ist. Wie oft glauben wir, dass wir etwas erreichen und erkämpfen, festhalten und bewahren müssten – und all das ist ja zu seiner Zeit auch wertvoll und wichtig. Aber ebenso wichtig ist die andere Perspektive: unser Leben ist auch ein loslassen und Abschied nehmen. Ich denke als Vater dabei natürlich an meine Kinder. Wenn ich ihnen etwas Gutes tun möchte, dann werde ich bestimmt versuchen, ihnen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, ihnen Halt und Sicherheit, Selbstvertrauen zu geben, sie spüren lassen, dass ich sie liebe. Aber zu alledem muss noch eines hinzukommen. Ich muss sie loslassen. Ich muss sie ziehen lassen. Ich muss ihnen zugestehen, dass sie ihre eigenen Wege gehen dürfen. Würde ich das verhindern wollen, so würde ich sie ganz bestimmt früher oder später verlieren.

Ich denke aber auch an Erfahrungen in der Partnerschaft. Die Liebe zu einem Menschen hat immer auch etwas Besitzergreifendes. Wenn ich einen Menschen liebe und er mir wichtig ist, dann habe ich Erwartungen, Wünsche an ihn, dann ist es mir nicht egal, was er tut und ich möchte eine ganz besondere Nähe zu ihm. Und trotzdem macht mancher die schmerzliche Erfahrung, dass ohne Loslassen und Freigeben des Anderen, die Liebe nicht bestehen kann. Wenn ich den anderen besitzen will, werde ich ihn vermutlich verlieren.

Dass wir loslassen und Abschied nehmen müssen, das gilt auch für das Leben selbst. Wir müssen von lieben Menschen Abschied nehmen. Wir müssen auch von unserem eigenen Leben Abschied nehmen. Das kann oft unsagbar schwer sein. Das geht nicht einfach so. Denn hoffentlich hängen wir am Leben und an denen, die wir lieben. Aber wir können bitten um die Kraft loszulassen. Und gerade dann kann es sein, dass wir noch einmal neu die Dankbarkeit für das Gute, das uns geschenkt ist, erleben. Dann kann es sein, dass wir Nähe und Zuwendung spüren und annehmen können. Ich glaube, dass wir unser Leben so gewinnen können, wenn wir es verlieren, weil wir es dann ganz in Gottes Hand legen und offen werden für das, was er an uns tut. Dabei sage ich all das nur zögernd, weil ich weiss, dass gerade dieser letzte Lebensabschnitt nicht einfach mit ein paar guten Worten zu bewältigen ist und dass er viel Kraft braucht und die Fragen und Zweifel, das unbeantwortbare Warum dazugehört. Die Bibel ist auch hier kein Ratgeber mit einfachen Rezepten, aber sie schenkt uns eine grosse Verheissung: Was auch immer geschieht, Gott ist bei euch. Wie sehr ihr auch zweifelt, Gott lässt euch nicht fallen. Auch wenn ihr schwach seid, Gottes Kraft verlässt euch nicht.

Was können wir also tun, damit wir unser Leben gewinnen? Loslassen, Abschied nehmen, bereit sein zu verlieren? Wie können wir denn so das Leben gewinnen? Und ist das überhaupt etwas, das wir tun können? Als einfaches Rezept steht es uns jedenfalls nicht zur Verfügung. Es hat wohl weniger mit Tun als mit Lassen zu tun. Leer werden, um sich neu füllen und beschenken zu lassen, loslassen, um freizuwerden für das, was wirklich da ist und wofür uns so oft die Achtsamkeit fehlt. Das Leben verlieren, um es zu gewinnen.

Möglich wird eine solche Lebenshaltung nur dann, wenn wir darauf vertrauen können, dass unser Leben einen festen Grund hat. Wir brauchen die innere Gewissheit, dass unsere Zeit und unser Leben in Gottes Händen ist. Und mit dieser Gewissheit müssen wir uns immer wieder neu beschenken lassen. Wir haben sie nicht einfach als unseren Besitz. Deshalb sind Zeiten der Stille, des Gebets, der Meditation so wichtig in unserem Leben, auch wenn sie manchmal in der Hektik unseres Alltags oder dem Gewicht unserer Sorgen verloren gehen. Es tut uns gut, den Tag mit einem Moment der Stille, einem Gebet, einer Meditation, einem guten Gedanken zu beginnen und ihn ebenso zu beenden. Und es tut uns gut, auch zwischendurch immer wieder für einen Moment innezuhalten, bewusst zu atmen, unsere Lasten in Gottes Hand zu legen, loszulassen um frei zu werden und andere frei zu geben.

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