Donnerstag, 18. Februar 2010

Montag, 15. März 2010

Gott, dein Weg ist heilig.
Psalm 77,14

Jesus sprach: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Markus 8,34

Loslassen

Der Lehrtext aus dem Mkev kann uns darauf aufmerksam machen, wie entscheidend die Fähigkeit loszulassen in unserem Leben ist. Wie oft glauben wir, dass wir etwas erreichen und erkämpfen, festhalten und bewahren müssten – und all das ist ja zu seiner Zeit auch wertvoll und wichtig. Aber ebenso wichtig ist die andere Perspektive: unser Leben ist auch ein loslassen und Abschied nehmen. Ich denke als Vater dabei natürlich an meine Kinder. Wenn ich ihnen etwas Gutes tun möchte, dann werde ich bestimmt versuchen, ihnen Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln, ihnen Halt und Sicherheit, Selbstvertrauen zu geben, sie spüren lassen, dass ich sie liebe. Aber zu alledem muss noch eines hinzukommen. Ich muss sie loslassen. Ich muss sie ziehen lassen. Ich muss ihnen zugestehen, dass sie ihre eigenen Wege gehen dürfen. Würde ich das verhindern wollen, so würde ich sie ganz bestimmt früher oder später verlieren.

Ich denke aber auch an Erfahrungen in der Partnerschaft. Die Liebe zu einem Menschen hat immer auch etwas Besitzergreifendes. Wenn ich einen Menschen liebe und er mir wichtig ist, dann habe ich Erwartungen, Wünsche an ihn, dann ist es mir nicht egal, was er tut und ich möchte eine ganz besondere Nähe zu ihm. Und trotzdem macht mancher die schmerzliche Erfahrung, dass ohne Loslassen und Freigeben des Anderen, die Liebe nicht bestehen kann. Wenn ich den anderen besitzen will, werde ich ihn vermutlich verlieren.

Dass wir loslassen und Abschied nehmen müssen, das gilt auch für das Leben selbst. Wir müssen von lieben Menschen Abschied nehmen. Wir müssen auch von unserem eigenen Leben Abschied nehmen. Das kann oft unsagbar schwer sein. Das geht nicht einfach so. Denn hoffentlich hängen wir am Leben und an denen, die wir lieben. Aber wir können bitten um die Kraft loszulassen. Und gerade dann kann es sein, dass wir noch einmal neu die Dankbarkeit für das Gute, das uns geschenkt ist, erleben. Dann kann es sein, dass wir Nähe und Zuwendung spüren und annehmen können. Ich glaube, dass wir unser Leben so gewinnen können, wenn wir es verlieren, weil wir es dann ganz in Gottes Hand legen und offen werden für das, was er an uns tut. Dabei sage ich all das nur zögernd, weil ich weiss, dass gerade dieser letzte Lebensabschnitt nicht einfach mit ein paar guten Worten zu bewältigen ist und dass er viel Kraft braucht und die Fragen und Zweifel, das unbeantwortbare Warum dazugehört. Die Bibel ist auch hier kein Ratgeber mit einfachen Rezepten, aber sie schenkt uns eine grosse Verheissung: Was auch immer geschieht, Gott ist bei euch. Wie sehr ihr auch zweifelt, Gott lässt euch nicht fallen. Auch wenn ihr schwach seid, Gottes Kraft verlässt euch nicht.

Was können wir also tun, damit wir unser Leben gewinnen? Loslassen, Abschied nehmen, bereit sein zu verlieren? Wie können wir denn so das Leben gewinnen? Und ist das überhaupt etwas, das wir tun können? Als einfaches Rezept steht es uns jedenfalls nicht zur Verfügung. Es hat wohl weniger mit Tun als mit Lassen zu tun. Leer werden, um sich neu füllen und beschenken zu lassen, loslassen, um freizuwerden für das, was wirklich da ist und wofür uns so oft die Achtsamkeit fehlt. Das Leben verlieren, um es zu gewinnen.

Möglich wird eine solche Lebenshaltung nur dann, wenn wir darauf vertrauen können, dass unser Leben einen festen Grund hat. Wir brauchen die innere Gewissheit, dass unsere Zeit und unser Leben in Gottes Händen ist. Und mit dieser Gewissheit müssen wir uns immer wieder neu beschenken lassen. Wir haben sie nicht einfach als unseren Besitz. Deshalb sind Zeiten der Stille, des Gebets, der Meditation so wichtig in unserem Leben, auch wenn sie manchmal in der Hektik unseres Alltags oder dem Gewicht unserer Sorgen verloren gehen. Es tut uns gut, den Tag mit einem Moment der Stille, einem Gebet, einer Meditation, einem guten Gedanken zu beginnen und ihn ebenso zu beenden. Und es tut uns gut, auch zwischendurch immer wieder für einen Moment innezuhalten, bewusst zu atmen, unsere Lasten in Gottes Hand zu legen, loszulassen um frei zu werden und andere frei zu geben.

Sonntag, 14. März 2010

Der HERR wird aufheben die Schmach seines Volks in allen Landen.
Jesaja 25,8

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch
Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Offenbarung 21,4

Keine Tränen mehr

Wie schön und tröstlich ist doch dieses Bild aus der Offenbarung. Ein wunderbarer Traum. Eine Welt, in der es keine Tränen mehr gibt, kein Leid und keinen Schmerz, sogar keinen Tod mehr. Das ist zu schön, um wahr zu sein. Oder ist es eben doch nur ein schöner Traum? Wann wird das sein? Fragen, die wir offen lassen müssen. Wir können nicht sagen: dann oder dort wird das sein. Ein neuer Himmel und eine neue Erde - das liegt jenseits unseres Vorstellungsvermögens.
Trotzdem dürfen wir uns von der Kraft dieses Traumes berühren lassen. Welch zärtliches, mütterliches Bild von Gott wird da gezeichnet: er wischt alle Tränen ab. Das ist am Ende der grosse Weltenrichter: der, der uns in den Arm nimmt und unsere Tränen abwischt. Ist das nicht ein tröstliches Bild? Wie hoffnungsvoll ist dieser Traum! Keine Träne wird umsonst geweint, kein Schmerz, der ewig währt, kein Tod, der das letzte Wort behält. Und welche Einladung, jetzt schon hier und heute Tränen abzuwischen, Leid und Schmerzen zu lindern, Sterbenden beizustehen. Im Wissen darum, dass wir den neuen Himmel und die neue Erde nicht schaffen können, aber auch nicht schaffen müssen, dürfen wir uns ans Werk machen, bruchstückhaft und unvollkommen diesem Traum nachzuleben und ihm neue Nahrung zu geben. Denn eine andere Welt mit weniger Tränen, Leid und Schmerz ist jetzt schon möglich, wenn wir daran glauben und uns dafür einsetzen. Den neuen Himmel und die neue Erde könen wir dann getrost Gott überlassen. Aber vertrauen dürfen wir darauf.

Samstag, 13. März 2010

Ich, ich bin euer Tröster! Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen gefürchtet hast, die doch sterben?
Jesaja 51,12

Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?
Römer 8,31

Die Liebe Gottes

31 Was wollen wir dem noch hinzufügen? Wenn Gott für uns ist, wer kann wider uns sein? 32 Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? 33 Wer will gegen die Erwählten Gottes Anklage erheben? Gott ist es, der Recht spricht. 34 Wer will da verurteilen? Christus Jesus ist es, der gestorben, ja mehr noch, der auferweckt worden ist; er sitzt zur Rechten Gottes, er tritt für uns ein. 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis, Not oder Verfolgung? Hunger oder Blösse? Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht: Um deinetwillen sind wir dem Tod ausgesetzt den ganzen Tag,
zu den Schafen gerechnet, die man zur Schlachtbank führt.
37 Doch in all dem feiern wir den Sieg dank dem, der uns seine Liebe erwiesen hat. 38 Denn ich bin mir gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, 39 weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf vermag uns zu scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Für mich ist dieser Abschnitt aus dem Römerbrief einer der Schlüsseltexte unseres Glaubens. Und man darf es ruhig ganz salopp sagen: weil Gott für uns ist, haut uns nichts mehr um. Paulus bringt im wahrsten Sinne des Wortes Himmel und Hölle ins Spiel, um zu bekräftigen, dass alles, was uns aus der Bahn werfen kann, letztlich nichts gegen Gottes Liebe vermag. Aber ist das wirklich so? Können uns nicht manche Dinge aus der Bahn werfen, uns umhauen und unseren Lebensmut erschüttern? Eigentlich müsste uns ja nichts mehr umhauen, aber in Wirklichkeit bleiben wir doch ziemlich zerbrechlich. Aber genau darauf kommt es eben an: nicht wir müssen so stark, so unerschütterbar in unserem Glauben werden; nicht wir müssen immer aufrecht bleiben. Nein, wir dürfen schwach sein, wanken, zweifeln, fragen - aber all das trennt uns nicht von Gott und seiner Liebe. Wenn wir uns das immer wieder sagen lassen, können wir uns ganz auf das Leben einlassen. Es kann uns dann ziemlich mitnehmen, manche Stürme mit sich bringen - die Mächte und Gewalten leugnet Paulus überhaupt nicht -, aber eines bleibt unumstösslich: Gottes Liebe.

Freitag, 12. März 2010

Dann aber will ich den Völkern reine Lippen geben, dass sie alle des HERRN Namen anrufen sollen und ihm einträchtig dienen.
Zefanja 3,9

Der Seher Johannes schreibt: Ich sah eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen; die standen vor dem Thron und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und mit Palmzweigen in ihren Händen, und riefen mit großer Stimme: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamm!
Offenbarung 7,9-10

Von Wölfen und Lämmern

Das Buch der Offenbarung hat manch schwierige Seite. Wir sollten uns hüten davor, aus diesem Buch Geschichtsereignisse ablesen zu wollen. Wir sollten uns auch die Rachephantasien dieser bedrängten Chritinnen und Christen und des Sehers Johannes nicht zu Eigen machen. Und wir sollten auch das schroffe Schwarz-Weiss-Denken dieses Buches mit grösster Vorsicht behandeln. Aber das Bild des lammes, dem die Herrschaft gehört, bleibt ein kostbares Bild, ein Bild, dem wir uns getrost anvertrauen dürfen.
Das Lamm, das sich selbst hingibt, Bild für Jesus Christus, der statt sich mit Macht und Gewalt durchzusetzen zum Opfer machen lässt - es steht für die Friedensbotschaft der Bibel. Am Ende werden nicht die Mächtigen das Letzte Wort behalten. Die Gewalt, die immer neue Gewalt gebiert, wird sich nicht durchsetzen. Das Leben gehört dem Lamm und wer aus seinem Geist der Liebe und der Hingabe lebt, dem wird Segen daraus entstehen und der wird für andere zum Segen werden.
Weil wir das glauben, müssen wir nicht mit den Wölfen, müssen wir nicht um jeden Preis uns durchsetzen und unsere Interessen verteidigen. Der Segen Gottes gehört den Grosszügigen, den Friedfertigen, den Achtsamen, denen, die sich hingeben und einlassen könenn. Das ist ein Weg, der nicht ohne Tränen zu gehen ist, aber bei Gott - so heisst es in V.17 dieses Kapitels und im berühmten 21. Kapitel der Offenbarung - werden alle Tränen abgewischt werden.

Donnerstag, 11. März 2010

So spricht der HERR: Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Aber ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen.
Jeremia 30,12.17

Das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn.
1.Johannes 5,11

Niemand wird aufgegeben

Bei dem ist Hopfen und Malz verloren, sagen wir manchmal, wenn jemand einfach nicht kapieren will, was Sache ist oder wenn ein Kind auch beim x-ten Mal noch nicht begreift, was es geschlagen hat. Es gibt ja Menschen, die einem wirklich fast zur Weissglut bringen können. Ist es da nicht begreiflich, wenn wir dann resigniert feststellen: der oder die ist halt so und ihn oder sie einfach abschreiben? Oder sollten wir einfach grosszügig über alles hinwegsehen und alles still erdulden? Aber wohin sollen wir dann mit unserem Ärger, unserer Enttäuschung, unserer Wut?
Die heutige Tageslosung zeigt uns den Ärger Gottes über sein Volk. Es tönt fast so, wie wenn Gott sagte: bei euch ist Hopfen und Malz verloren. Und Gott redet Klartext, verschweigt auch seine Enttäuschung und seine Wut nicht. Aber das ist nicht sein letztes Wort. Er gibt sein Volk nicht auf. Und das ist das Entscheidende an dieser Losung. Bei Gott wird Klartext geredet, aber bei Gott wird niemand aufgegeben. Gott identifiziert uns nicht einfach mit unserem Tun - nach dem Motto: du bist eben so. Gott gibt niemand auf. Er will heilen und gesund machen. Solche Geduld und Grosszügigkeit kann Menschen helfen, neue Wege zu gehen und sich zu verändern.
Können auch wir einander so begegnen? Offen und ehrlich und zugleich geduldig und grosszügig? Sind wir bereit, niemanden aufzugeben - auch die ganz schwierigen Fälle, bei denen scheinbar Hopfen und Malz verloren ist? Denn wenn jemand abgeschrieben wird, dann hat er tatsächlich keine Möglichkeit mehr, heil zu werden. Wir merken es vielleicht am Besten bei unseren Kindern. Sie müssen spüren, dass wir ihnen Grenzen setzen und nicht alles gut heissen, über alles hinwegsehen. Aber mehr noch müssen sie spüren, dass wir sie bedingungslos ieben und 100%-ig hinter ihnen stehen, auch und besonders dann, wenn sie Fehler gemacht oder uns enttäuscht und verärgert haben. Denn nur dann können sie wachsen und sich entfalten.

Mittwoch, 10. März 2010

Das sei ferne von uns, dass wir uns auflehnen gegen den HERRN und uns heute von ihm abwenden.
Josua 22,29

Lasst uns darauf bedacht sein, dass wir einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten: Wir wollen die Versammlung der Gemeinde nicht verlassen.
Hebräer 10,24-25

In Gemeinschaft glauben

Glaube ja - Kirche nein. So lautet ein oft gehörtes Motto. Mag sein, dass Gottes Bodenpersonal manchmal tatsächlich keine allzu gute Figur abgibt. Und wenn man daran denkt, wie sich die Kirchen in ihrer Geschichte weltlicher Macht und Gewalt bedient haben oder von Missbrauchsskandalen hört, die sich durch nichts entschuldigen oder beschönigen lassen, dann kann man für dieses Motto durchaus Verständnis haben.

Trotzdem bin ich überzeugt, dass dem Glauben ohne Kirche etwas Wichtiges fehlt. Denn zum Glauben gehört für mich die Gemeinschaft der Glaubenden. Glaube ist Zwiegespräch zwischen dem Einzelnen und seinem Gott. Da hat jeder und jede einen direkten Draht und braucht die kirchliche Vermittlung nicht. Das gehört zu den wesentlichen Entdeckungen der Reformation. Aber unser Glaube lebt zwar nicht von der Fürsprache kirchlicher Instanzen und Amtsträger, aber er lebt von der Gemeinschaft der Glaubenden. Glaube braucht den Austausch, die gegenseitige Ermutigung, auch die Konfrontation mit den ethischen Massstäben und den Glaubensansichten anderer. Ja, unser Glaube braucht nicht nur die Gemeinschaft Gleichgesinnter, sondern mehr noch die Gemeinschaft verschiedener, damit unser Glaube offen und lebendig bleibt und wir unsere eigene Spiritualität oder Frömmigkeit nicht absolut setzen.

Einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten - das ist eine Aufgabe der Gemeinschaft, das kann nur im Miteinander gelingen. Gemeinschaft setzt Kreativität frei, hilft Menschen sich weiter zu entwickeln. Heute gibt es viele Formen des Austauschs und gerade auch die Kommunikation via Internet kann uns neue und anregende Kontakte ermöglichen. Aber nichts kann das Gespräch von Angesicht zu Angesicht ersetzen, das gemeinsame Feiern mit anderen Menschen, das gemeinsame Singen und Beten, die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Menschen, mit denen ich am selben Tisch, im selben Raum sitze und denen ich mit allen Sinnen begegne. Deshalb ist die unvollkommene, aber reale Gemeinschaft einer Kirchgemeinde nicht so einfach zu ersetzen. Spiritualität im Geiste Jesu ist mehr als persönlicher Glaube und Innerlichkeit, sie ist Gemeinschaft mit allen Fehlern und Schattenseiten. Und gerade weil Glaubensgemeinschaft Vielfalt und Verschiedenheit braucht, schätze ich die Vielfalt der Ortsgemeinde, die nicht Gesinnungs-, sondern immer auch ein Stück weit Schicksalsgemeinschaft ist von Menschen, die einander nicht ausgesucht haben. Dass jeder und jede darin Platz hat, dafür sollten wir beharrlich eintreten.

Dienstag, 9. März 2010

Die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.
Jesaja 40,5

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.
Epheser 1,18

Man sieht nur mit dem Herzen gut

Das Bild von den erleuchteten Augen des Herzens gefällt mir. Denn solche Augen des Herzens vermögen die Möglichkeiten zu sehen, die in Menschen und Dingen verborgen liegen, sehen das Hoffnungsvolle und Helle statt stets mit dem Dunkeln und Verlorenen zu hadern. Gott kann uns diesen Blick schenken, diesen Blick auf unser eigenes Leben und auf unsere Mitmenschen. Und so heisst Glauben vielleicht schlicht: mit den Augen des Herzens sehen zu lernen.
Wie sieht der Mensch, mit dem ich so schlecht zurechtkomme, aus, wenn ich ihn mit den Augen des Herzens betrachte? Wie sieht mein eigenes Leben aus, wenn ich den selbstkritischen oder den selbstmitleidigen Blick aufgebe und es mit den Augen des Herzens betrachte, achtsam für das Gute, die Möglichkeiten, das Hoffnungsvolle? Wofür möchte ich meine Kräfte einsetzen, weil ich es mit den Augen des Herzens betrachtet habe? Und was hilft mir zu glauben, dass die Augen des Herzens mich nicht täuschen, sondern mich allererst lehren, meine Welt so zu sehen wie sie sein könnte, würden wir die Gelegenheiten zur Liebe wahrnehmen?
Ja, das ist doch ein schöner Wunsch für den heutigen Tag: dass wir ein kleines Stück der Herrlichkeit unseres Gottes in unserem Alltag wahrnehmen können und mit den Augen unseres Herzens hoffnungsvoll und liebevoll durch diesen Tag gehen können und durch die Tage, die kommen.

Montag, 8. März 2010

Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
Jesaja 52,7

Jesus sandte die Zwölf aus, zu predigen das Reich Gottes und die Kranken zu heilen.
Lukas 9,2

Erwartungsvoll

Es gibt Menschen, die sind stolz darauf, dass sie Realisten sind und das Träumen lieber anderen überlassen. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt wird gerne mit dem Satz zitiert: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Bei allem Respekt vor der Lebensleistung dieser grossen Persönlichkeit, kann ich das nicht unwidersprochen stehen lassen. Die Bibel ist voll von Visionen einer Zukunft, in der die Menschen dem Willen Gottes gemäss in Gerechtigkeit und Frieden zusammenleben. Und ohne diese Visionen wären wir eindeutig ärmer. Sie sind Leitbilder für ein Leben, das unseren ganzen Einsatz wert ist und das unser Engagement und unsere Lebensenergien freisetzen kann.

Die Prophetenworte aus der heutigen Tageslosung sind nicht die Worte eines nüchternen Realisten. Sie hören die Schritte der Freudenboten schon zu einer Zeit, als die meisten ein Ende des babylonischen Exils sich überhaupt nicht mehr vorstellen konnten. Die Freiheit, der Frieden - sie waren ein Traum, aber ein Traum, der Menschen am Leben erhielt, ihnen Mut machte und sie befähigt, den Weg in die Freiheit auch zu gehen als er offenstand.

Wir sollen uns nicht einfach in eine bessere Zukunft flüchten, sondern hier und heute das Mögliche tun, ganz in der Gegenwart leben. Trotzdem brauchen wir Leitbilder einer heilvollen Zukunft wie sie uns in den biblischen Verheissungen begegnen, damit wir auch in schwierigen Zeiten oder unter ungerechten Verhältnissen erwartungsvoll leben können. Deshalb sandte Jesus die Zwölf aus, seine Hoffnungsbotschaft weiterzutragen. Deshalb bleibt es auch unsere Aufgabe, einander Hoffnung zu geben. Eine Hoffnung, die trägt, nimmt aber ihren Ausgangspunkt immer bei dem, was ist, sucht nach dem, was unser Herz erreicht und was wir glauben können. Wir haben sie nicht als Besitz. Wir sollen uns nicht das Blaue vom Himmel herab versprechen lassen. Wir dürfen auch skeptisch und zweifelnd sein. Aber hier und da vermögen wir hoffentlich die Schritte der Freudenboten zu vernehmen - in einer Phase voll Kummer und Sorgen, in leiblicher oder seelischer Not, wenn uns Unrecht widerfahren ist oder wenn wir selber Unrecht getan haben. Wie gut, wenn wir die Füsse der Freudenboten hören, wenn wir unter Krankheit leiden, wenn wir trauern oder wenn wir an der Schwelle des Todes stehen. Wenn wir vertrauen dürfen, dass auch dann immer noch Gottes liebende Arme uns weit ausgebreitet empfangen.

Sonntag, 7. März 2010

Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern.
Psalm 77,15

Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau.
Galater 4,4

Von einer Frau geboren

Es ist schon erstaunlich, dass Paulus in diesen Worten von der erfüllten Zeit und der Sendung des Sohnes ausdrücklich betont, dass dieser von Gott gesandte Sohn von einer Frau geboren ist. Man muss nicht gleich die katholische Marienverehrung teilen, um zu begreifen, dass es auf diese Frau ankommt. Und es wäre dem Sinn und Geist des Galaterbriefes und der neutestamentlichen Botschaft vermutlich angemessener, würde man nicht nur die eine, Maria, verehren, sondern die vielen einbeziehen in den Auftrag, die Botschaft des Sohnes weiterzutragen.
Warum betont Paulus so ausdrücklich, dass der Sohn Gottes von einer Frau geboren wurde? Ich denke, weil es ihm wichtig war, dass Jesus ganz Mensch ist, nicht ein überirdisches Wesen, das nur Menschengestalt angenommen hat. Von einer Frau geboren. Durch die Schmerzen einer Geburt hat er das Licht der Welt erblickt. Hat mit seiner Liebe, seiner Hingabe, seinen Geschichten, seinen Berührungen Menschen aufgerichtet und ermutigt, ihr Bild von Gott verändert. Darum brauchen auch wir unser Heil nicht in fernen Himmeln suchen, sondern hier auf der Erde unter den Menschen - von Frauen geboren. Menschlich handeln und immer wieder neu vertrauen und loslassen lernen. Das ist es, worauf es ankommt.

Montag, 15. Februar 2010

Samstag, 6. März 2010

Ihr solltet doch in der Furcht unsres Gottes wandeln, um den Lästerungen unsrer heidnischen Feinde zu begegnen.
Nehemia 5,9

Ihr habt von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist. Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel.
Epheser 4,21-22

Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft

Reichtum ohne Arbeit
Genuss ohne Gewissen
Wissen ohne Charakter
Geschäft ohne Moral
Wissenschaft ohne Menschlichkeit
Religion ohne Opfer
Politik ohne Prinzipien...

(Dalai Lama XIV.)

Vielleicht können wir vom Dalai Lama lernen, was Jesus gemeint hat und woran der Epheserbrief uns erinnert: Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel.

Freitag, 5. März 2010

Deine Gnade soll mein Trost sein, wie du deinem Knecht zugesagt hast.
Psalm 119,76

Gottes Gnade und Gabe ist den Vielen überreich zuteil geworden durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.
Römer 5,15

Der Himmel in dir

Sorge dich nicht um das, was kommen mag,
weine nicht um das, was vergeht;
aber sorge, dich nicht selbst zu verlieren
und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit,
ohne den Himmel in dir zu tragen.

Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, (1768 - 1834),
deutscher evangelischer Theologe, Philosoph und Pädagoge

Donnerstag, 4. März 2010

Der HERR ist groß und sehr zu loben, und seine Größe ist unausforschlich.
Psalm 145,3

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch!
1.Johannes 3,1

Sich bergen

„Haben Sie das Steuerrad für Ihr Leben schon in die Hand genommen oder warten Sie noch darauf, dass der Erfolg eintritt?“ So stand es in einer Zeitschrift für systemisches Management und Organisation zu lesen. Eine wichtige Frage - denn viel zu viele Menschen warten darauf, dass die Umstände besser werden, die anderen sich ändern, und so weiter. Da ist es gut, wieder einmal daran erinnert zu werden, dass wir selber unser Leben steuern müssen und dass wir zuerst einmal nur uns selbst beeinflussen und verändern können. Wenn wir das nicht begreifen, können wir noch lange auf die anderen oder die Verhältnisse schimpfen oder auf ein Wunder warten - aber vermutlich wird sich nicht viel an unserem Lebensgefühl ändern.
Aber so wichtig diese Erkenntnis ist, so ist sie doch nicht die ganze Wahrheit. Denn auch wenn wir uns bemühen, das Steuerrad unseres Lebens in die Hand zu nehmen, so merken wir doch, dass wir an Grenzen stossen, an Grenzen unserer Steuerungsmöglichkeiten, an Grenzen unserer Kraft. Zu sehr ist das Bild des Steurrads, das wir selber in die Hand nehmen sollen, geprägt von einem Machbarkeitsdenken, das allzu leicht Menschen überfordern kann.
Zweifellos: wir sollen das Steuerrad unseres Lebens selbst in die Hand nehmen. Glauben heisst nicht, die Hände in den Schoss legen und alles Gott überlassen. Aber der Glaube schenkt uns die Gewissheit, dass wir uns in einem Grösseren bergen können, das uns umfängt und trägt. In Gottes Geheimnis, in der Liebe des Vaters durch die wir Gottes Kinder sind. Mancher mag das als Regression verspotten - für mich ist es Lebenskunst, die Lebenskunst, das Steuerrad des eigenen Lebens in die Hand zu nehmen, aber es dann auch wieder loszulassen, wenn ich spüre, dass es jetzt nicht an mir ist, zu steuern. Und loslassen könen wir, wenn wir in dem Vertrauen leben, dass nicht die anderen oder ein blindes Schicksal dann das Steuerrad unseres Lebens übernehmen, sondern das göttliche Geheimnis, die göttliche Liebe, die uns umfängt.

Mittwoch, 3. März 2010

Der HERR sprach: Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich zur Ruhe leiten.
2.Mose 33,14

Es ist eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.
Hebräer 4,9

Ruhe

Es ist schon erstaunlich, welch hohen Stellenwert die Ruhe in der Bibel geniesst. Die Schöpfungsgeschichte endet nicht mit der Erschaffung der Menschen. Wir sind nicht die Krone der Schöpfung. Die Krone der Schöpfung ist die Ruhe am siebten Tag. Die Ruhe gehört zum göttlichen Schöpfungsrhythmus und zum menschlichen Lebensrhythmus. Gott gönnt uns Ruhe und wir sollten uns selbst und einander Ruhe gönnen. Aufatmen, abschalten, Pause machen - das ist nicht verlorene Zeit, sondern eine Lebensnotwendigkeit.

Ruhe brauchen wir äusserlich. Es tut uns nicht gut, wenn wir immer tätig sind, jede Minute sinnvoll nutzen wollen, ja keine Zeit verlieren, ja keine Gelegenheit verpassen. Aber wir brauchen auch innere Ruhe, einen Halt, einen Anker in unserem Leben. Wir brauchen etwas, das uns das Gefühl gibt, dass das Leben gut ist. Und beides - die innere und die äussere Ruhe - hängt zusammen. Es ist eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Darum dürfen wir uns Ruhe gönnen und aus der Ruhe leben, die Gott uns schenkt.

"Das Glück ist wie ein Schmetterling", sagte der Meister.
"Jag ihm nach, und er entwischt dir - setz dich hin, und er setzt sich auf deine Schulter."
"Was soll ich also tun, um das Glück zu erlangen?"
"Hör auf, hinter ihm her zu laufen."
"Aber gibt es nichts, was ich tun kann?"
"Du könntest versuchen, dich ruhig hinzusetzen,wenn du es wagst."
(Anthony de Mello)

Dienstag, 2. März 2010

Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Psalm 104,13

Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.
1.Timotheus 4,4

Lebensfreude

Wie schön, wie befreiend ist der heutige Lehrtext. Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. Wir dürfen unser Leben geniessen, uns freuen an den Möglichkeiten, die Gott uns schenkt, etwas wagen, vielleicht auch etwas Verrücktes tun. Die erste Frage ist dann nicht mehr: Kann ich das? Darf ich das? Was denken die anderen über mich? Ist das überhaupt erlaubt? Ja, mehr Lebensfreude, mehr wirklicher Lebensgenuss könnte uns gewiss gut tun.

Aber kann man das einfach so sagen? Wo bleiben da die Ethik und die Moral? Wo bleibt der Verzicht - gerade jetzt in der Passions- und Fastenzeit? Genuss und Verzicht sind in meinen Augen keine Gegensätze. Ich denke eher, dass nur wer geniessen kann auch zu gesundem Verzicht fähig ist und nur wer verzichten kann, ist fähig zu gesundem Genuss. Und die Ethik, die Frage nach dem Guten kommt auf eine ganz hilfreiche Weise wieder ins Spiel. Denn das Kriterium ist, ob etwas mit Danksagung empfangen werden kann. Keine Gebote und Verbote, sondern schlicht die Frage: kann ich Gott dafür danke sagen. Das ist sehr ähnlich wie die berühmte und grossartige Formulierung Augustins: Liebe - und tu, was du willst. Das tut gut und es befreit.

Montag, 1. März 2010

Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht.
Psalm 102,18

Christus spricht: Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.
Johannes 14,18

Burnout

Immer mehr Menschen kommen irgendwann an einen Punkt, wo sie „aus dem Takt geraten“. Das kann damit beginnen, dass die Arbeit nicht mehr rund läuft, dass sie mehr und mehr Überwindung kostet, bis hin zu quälenden Gefühlen der Überforderung und der Sinnlosigkeit des eigenen Tuns. Häufig übersehen Menschen die Alarmsignale, schämen sich für ihre Müdigkeit und Antriebslosigkeit, versuchen, noch mehr zu leisten und ihre Gefühle wegzudrängen statt frühzeitig innezuhalten und Hilfe zu suchen.

Dass Menschen sich ausgebrannt fühlen, hängt vermutlich auch mit den hohen Anforderungen unserer Leistungsgesellschaft zusammen. Und damit, dass heute vermeintlich jeder unzählige Wahlmöglichkeiten hat und mit jeder Entscheidung für sein Glück selbst verantwortlich ist und auch für sein Scheitern. Ich bin, was ich aus mir mache. Ich bin der, als der ich mich zeige. Das ist die gerfährliche Devise. Wo ist da Raum für Schwachsein, dafür, sich einzugestehen, dass ich mein Leben nicht einfach im Griff habe, dass ich auch mit Niederlagen zurechtkommen muss. Wenn unter Jugendlichen Loser/Verlierer zu einer der schlimmsten Beschimpfungen geworden ist, wer mag sich und anderen dann noch Schwächen eingestehen?

Irgendwann aber überfordert dieses ständige Stark-sein-müssen. Wie gut, dass es in der heutigen Tageslosung heisst: Gott wendet sich zum Gebet der Verlassenen und verschmäht ihr Gebet nicht. Hier bekommen wir die Erlaubnis, dass wir schwach sein dürfen, dass wir uns für unsere Gefühle der Verlassenheit und der Sinnlosigkeit nicht auch noch selbst verantwortlich machen müssen. Und zugleich hören wir, dass wir auch dann, wenn wir uns verlassen fühlen, nicht verlassen sind. Wenn ein Mensch aber weiss, dass er sich für seine Schwäche nicht schämen muss, dass er dennoch unendlich wertvoll bleibt, dann kann er ehrlich in den Spiegel schauen und sich eingestehen, dass er auf andere und vielleicht auch auf professionelle Hilfe angewiesen ist. Wenn ich sein darf, muss ich nicht allererst etwas aus mir machen. Wenn ich nicht allein bin, dann muss ich auch nicht alles alleine meistern. Darauf zu vertrauen tut gut!

Montag, 8. Februar 2010

Sonntag, 28. Februar 2010

Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken.
1.Mose 2,3

Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht.
Markus 2,27

Ruhen und Aufatmen

Der Sabbat gilt in der jüdischen Tradition als die Krone der Schöpfung. Er ist der wichtigste Tag der Woche und soll festlich begangen werden. Am augenfälligsten ist der besondere Charakter dieses Tages im Verbot der Arbeit. An einem Tag in der Woche sollen die Menschen ausruhen von ihrer Arbeit, und zwar alle Menschen, auch die Fremden und ebenso die Tiere. So wichtig ist den Juden die Sabbatruhe, dass sie überzeugt sind, dass der Messias kommt, wenn im ganzen Volk Israel die Sabbatruhe eingehalten würde. Der siebte Tag, der Sabbat soll zur Erholung und zum Studium der Tora, der Weisungen Gottes da sein. Um diesen Tag in seiner besonderen Würde zu schützen, wurden um den Sabbat herum eine Fülle von Vorschriften und Geboten errichtet, nicht um die Menschen einzuengen, sondern um ihnen dieses kostbare Geschenk Gottes zu erhalten. Auch die ersten Christen haben den Sabbat gefeiert. Neben den Sabbat trat der Sonntag, der Tag der Auferstehung Jesu Christi, der seit Kaiser Konstantin zum Ruhetag wurde und der ebenfalls in der Tradition des Sabbat steht. Sabbat und Sonntag sind Freudentage, an denen die Freude an Gottes Schöpfung zum Ausdruck kommt. Festliche Mahlzeiten, festliche Kleidung, Gottesdienst, Gastfreundschaft sollen darauf hinweisen.
Die Sabbatgebote, die christlichen Traditionen der Sonntagsheiligung wie Gottesdienst und Arbeitsruhe wollen diesen besonderen Tag der Woche schützen. Doch können solche Gebote die Menschen auch trotz ihrer guten Absicht einengen. Darum geht es in der Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern in unserem Evangeliumstext. Er gipfelt in der Aussage Jesu: "Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen." Was könnte dieser Satz für unseren heutigen Umgang mit dem christlichen Sonntag bedeuten?
Der Sonntag ist um des Menschen willen und nicht der Mensch um des Sonntags willen da. Kommt in unseren Sonntagen, in unseren Gottesdiensten etwas von unserer Lebensfreude, unserer Freude an der Vielfalt und Schönheit von Gottes Schöpfung zum Ausdruck? Nehmen wir uns am Sonntag Zeit für uns selber und füreinander, für Ruhe und Entspannung, für Gespräche und gemeinsame Unternehmungen? Oder ist er ein Tag, der von unbefriedigender Leere oder gar umgekehrt von belastendem Freizeitstress geprägt ist? Der Sonntag soll dazu dienen, dass die ganze Schöpfung befreit aufatmen kann. Menschen können befreit aufatmen, wenn am Wochenende für einmal nicht frühmorgens der Wecker klingelt und den Schlaf abrupt beendet. Menschen können befreit aufatmen, wenn keine Arbeitszeiten und Stundenpläne den Rhytmus der Familie bestimmen und alle gemeinsam beim Zmorge zusammensitzen und miteinander berichten können, wenn endlich einmal Zeit für einen Ausflug, eine Wanderung, einen Besuch bei Verwandten oder Bekannten bleibt. Solche Zeiten können heilige Zeiten sein in einer Zeit, in der die Arbeitszeiten immer flexibler und das Leben trotz aller Freiheiten immer verplanter wird. Aber schmerzhaft wird uns bewusst, dass es uns immer schwerer fällt, solche gemeinsamen Zeiten zu gestalten und miteinander zu geniessen, weil wir auch unsere Freizeit verplanen und jeder seine eigenen Wege geht.
Auch der Gottesdienst will ein befreites Aufatmen ermöglichen und ich denke er tut es auch, wenn er nicht zur Bildungsveranstaltung oder Moralpredigt wird, sondern ein Ort der Ruhe und der Begegnung ist, wenn er Raum bietet für Klage und Dank, für Ermutigung und Vergewisserung, dass Gott uns aufatmen lässt und uns begleitet und trägt. Befreit aufatmen können wir, wenn wir gemeinsam die Lieder unseres Glaubens singen, gemeinsam beten und spüren, dass wir in unserem Glauben miteinander unterwegs sind mit all unseren Ängsten und Hoffnungen, mit unserem Vertrauen, aber auch unseren Fragen und Zweifeln. Befreit aufatmen können wir, wenn wir in unseren Gottesdiensten Gottes Liebe feiern.
Ist der Sonntag ein Ausdruck unserer Lebensfreude, eine Zeit, um befreit aufatmen zu können, ein kostbares Geschenk Gottes für uns, dann ist es auch klar, warum wir ihn schützen und verhindern wollen, dass er ein Tag wird, wie jeder andere. Dann können wir den Satz Jesu mit gutem Recht noch einmal anders hören: Die Arbeit ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um der Arbeit willen. Geht der Sonntag als gemeinsamer Feiertag verloren, dann geht damit ein kollektiver Rhytmus verloren. Das betrifft nicht nur den Gottesdienst, sondern auch Familien, Freundschaften, Begegnungen in Vereinen und vieles Andere. Dann wird auch das befreite Aufatmen völlig individualisiert und ich fürchte, es wird kein befreites Aufatmen mehr sein. Und noch einmal anders: Die Freizeit ist um des Menschen willen da und nicht der Mensch um der Freizeit- und Konsumindustrie willen. Verkaufsoffene Sonntage betreffen nicht nur das Verkaufspersonal, sie verlocken auch die anderen, sich auch am Sonntag der Welt des Konsums und des Profits zu unterwerfen. Gibt es nicht Kostbareres, als sich auch am Sonntag das Leben vom Rhytmus der Freizeit- und Konsumindustrie oder vom Sendeplan des Fernsehens diktieren zu lassen?
Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. Wie der Sabbat dient auch der Sonntag dem befreiten Aufatmen der Schöpfung. Gott hat uns nicht als vereinzelte Wesen geschaffen, sondern dazu, dass wir miteinander das Leben gestalten und geniessen. Und der gemeinsame Rhytmus von Arbeit und Freizeit ist ein kostbares Geschenk unseres Gottes.

Samstag, 27. Februar 2010

Sieh nun herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne dein Volk Israel.
5.Mose 26,15

Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf.
Lukas 1,54

Gott sieht

Wir haben einen Gott, der uns sieht, einen Gott, der fähig ist zum Mitgefühl. Deshalb hat Blaise Pascal in seinem berühmten Memorial den Gott der Philosophen unterschieden vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Wir glauben nicht an einen unbewegten Beweger, sondern an einen Gott, der sich auf uns zubewegt, sich hineinziehen lässt in unsere Geschichten, mitfühlend und anteilnehmend. Wir glauben an einen Gott, der uns aufhilft und der uns einander aufhelfen lässt.

Glaube ist nicht ein Fürwahrhalten von Dingen, die wir nicht sehen und beweisen können, sondern ein Akt des Vertrauens und Sich-Anvertrauens. Wer glaubt, weiss um die Unverfügbarkeit des Lebens. Er weiss darum, dass er sich einem Anderen verdankt und bleibend auf Andere und Anderes angewiesen bleibt. Weil wir angewiesen sind und bleiben auf ein Du, das uns ansieht und anspricht, können wir nicht sein ohne die Beziehungen zu unseren Mitmenschen und zu Gott. In jedem freundlichen Blick, in jedem liebevollen Wort ereignet es sich, dass Gott uns ansieht und uns aufhilft.

Angesehen zu werden kann furchtbar sein, wenn ich voller Angst bin und glaube, mich verstecken zu müssen. Gott aber sieht uns freundlich an. Sein Blick ermutigt uns. In seinen Augen erfahren wir uns als wertvoll und bejaht. Mit all unseren Grenzen, Fehlern und Schwächen. Unwiderruflich. Kein Goldglanz, keine rosarote Brille ist nötig, sondern einzig und allein dieses JA, dieser freundliche Blick, der mir sagt: Du darfst sein. Ich segne dich. Mit diesem göttlichen Blick dürfen wir unsselber immer wieder betrachten - und ebenso die anderen, die uns begegnen.

Freitag, 26. Februar 2010

Pflüget ein Neues und säet nicht unter die Dornen!
Jeremia 4,3

Erneuert euch in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Epheser 4,23-24

Der neue Mensch

Wer immer nur auf ausgetretenen Pfaden geht und sich immer im sicheren Gebiet aufhalten möchte, der wird niemals etwas Neues entdecken. „Wenn du das machst, was du immer gemacht hast, kommst du nie weiter als dorthin, wohin du bis jetzt immer gekommen bist.“ Diese Lebensweisheit eines Fussballlehrers gilt auch für andere Bereiche und nicht zuletzt für den Glauben. Den Glauben haben wir nicht als ein gesichertes Ensemble von Glaubenswahrheiten, sondern immer nur in der Form des Vertrauens, im gewissen Ausschreiten in eine ungewisse Zukunft, weil wir dem Gott vertrauen, der uns bis hierher geführt hat.
Losung und Lehrtext ermutigen uns, in diesem Vertrauen Neues zu wagen und die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Die Erneuerung unseres Geistes und Sinnes ist nicht irgendwann abgeschlossen. Sowie die reformierte Kirche sich versteht als eine sich ständig erneuernde Kirche (ob sie auch nach diesem Selbstverständnis lebt? - so ist auch für uns als einzelne Erneuerung ein ständiger Prozess. Nicht im Sinne linearen Fortschritts, sondern so, dass wir immer wieder neu suchen wie wir im Sinn und Geist Jesu leben können und uns dabei durch unser Scheitern nicht entmutigen lassen.
Das ist ein entscheidender Unterschied zu allen Bemühungen, den neuen Menschen zu schaffen. Solche versuche sind immer totalitär und enden in Zwang und Unterdrückung - wir erinnern uns mit Schrecken an die Versuche, eine sozialistische Persönlichkeit zu schaffen. Der neue Mensch kann und darf nicht von aussen erzwungen werden. Erneuern lassen können wir uns nur durch den Geist Gottes und niemals unter Ausschaltung der eigenen Verantwortung, unserer Gefühle, unseres subjektiven Erlebens. Erneuerung im Geist Jesu macht uns nicht zu vollkommenen Menschen und es gibt auch nicht den neuen Menschen, den wir porträtieren könnten, als Ideal vor Augen stellen. Auch als neue Menschen bleiben wir verschieden und unvollkommen. Aber wir sehen uns und die anderen neu - mit den barmherzigen und gütigen Augen Gottes.

Donnerstag, 25. Februar 2010

Der HERR wird seinen Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben.
1.Mose 24,40

Der Engel sprach zu Petrus: Gürte dich und zieh deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um und folge mir!
Apostelgeschichte 12,8

Engel

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Rudolf Otto Wiemer

Mutig und zuversichtlich können wir unseren Weg gehen. Die Frage ist nicht, ob Engel uns auf unserem Weg begegnen, sondern ob wir sie wahrnehmen. Denn jeder kann für uns zum Engel werden. Und wir können für andere Engel sein. Darum können wir aufstehen und uns auf den Weg machen, im Vertrauen, dass Gott auch zu unserer Reise Gnade geben wird und einen Engel, der uns begleitet. Wir müssen das Ziel noch nicht kennen uns nicht gegen alle Unwägbarkeiten absichern. Auch vor Umwegen und Irrwegen brauchen wir keine Angst zu haben. Unseren Weg können wir nur selber gehen - mit Gottes Hilfe.

Mittwoch, 24. Februar 2010

Gedenkt des HERRN in fernem Lande und lasst euch Jerusalem im Herzen sein!
Jeremia 51,50

Jesus sprach: Wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird.
Markus 8,38

Gedenken

Die Tageslosung aus Jer 51 verstehe ich als eine Aufforderung, nicht allen Modeströmungen hinterherzulaufen, aber auch dazu, sich den neuen Erfahrungen nicht zu verschliessen. Wer um seine Wurzeln weiss, um die Quelle seines Glaubens, der kann auch ohne Angst in der Fremde leben und ohne Angst dem Fremden begegnen. Die Israeliten sollen nicht den Göttern Babels hinterherlaufen, sondern an ihrem Gott festhalten. Aber sie sollen auch zur Besinnung kommen, erkennen, was falsch gelaufen ist und umkehren.
Des Herrn gedenken sollen die Israeliten, indem sie über die Niederlage und ihr trauriges Schicksal hinausdenken. Zum einen, indem sie zurückdenken an vergangenen Erfahrungen der Bewahrung und Befreiung, ihren eigenen Anteil an Verantwortung an ihrem Geschick erkennen und daraus lernen und vorausschauen und Gott zutrauen, dass er ihr Geschick wieder wenden, ihnenZukunft und Hoffnung geben kann. Was sie in der Zwischenzeit tun können, das ist, der Stadt Bestes zu suchen, indem sie ihrem Glauben treu bleiben und sich dem Leben im Exil öffnen ohne sich damit einfach abzufinden.
Gedenken bedeutet auch für uns heute nicht das nostalgische Zurücksehnen nach vermeintlich besseren Zeiten. Gedenken ist die Kraft für das Leben hier und heute, weil es uns verbindet mit den Gotteserfahrungen, den Kraftquellen in unserem Leben. Im Gedenken sehnen wir uns nicht zurück, sondern werden Menschen, die fähig sind im heute zu leben im Wissen darum, dass unsere Gegenwart umfangen ist von Gottes Gegenwart - gestern, heute und morgen.
Der Lehrtext aus dem Markusevangelium steht im Zusammenhang der Worte Jesu über das Gewinnen und Verlieren des Lebens. Nur wer loslassen kann, dem kann Gott die Hände und das Herz füllen. Und loslassen kann nur, wer sich gehalten weiss. Wir hätten manchmal selbst gerne schlagkräftigere Beweise für unseren Glauben. Aber gerade in der Schwäche und Verletzlichkeit liegt die Kraft unseres Glaubens. Dass wir uns gehalten wissen auf Vertrauen hin. Dessen brauchen wir uns nicht zu schämen. Aber müssen wir wirklich „die anderen“ als abtrünniges und sündiges Geschlecht verurteilen und die Frohbotschaft des Evangeliums zur Drohbotschaft werden lassen? Zumindest bin ich überzeugt, dass hier höchste Vorsicht und Zurückhaltung geboten ist.

Dienstag, 23. Februar 2010

Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt.
Sprüche 3,29

Die Liebe verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre.
1.Korinther 13,5

Fairness und Selbstlosigkeit

So kompliziert unsere Welt in vielem auch ist - manche Dinge bleiben dennoch klar und einfach. Dem arglosen Nächsten nichts Böses zu tun ist schlicht ein Gebot der Fairness. Das ist indiskutabel. Grundsätzlich zumindest. Ist es aber immer noch so klar, wenn es darum geht, den anderen nur ein klein wenig zu übervorteilen, sich mit nicht ganz einwandfreien Mitteln einen kleinen Vorteil zu verschaffen? Ist es immer noch so klar, wenn es um die Karriere geht oder um politische Positionskämpfe? Wie oft verschieben wir die Grauzonen ein klein wenig und dann immer mehr zu unseren Gunsten und wir merken dabei gar nicht, wieviel Vertrauen dabei verlorengeht und wieviel an Lebensqualität, an Güte des Lebens wir dabei preisgeben. Wo Fairness selbstverständlich ist, braucht es weniger Gesetze und Verbote, weniger Kontrollen und weniger Strafen. da entstünde kein Raum für das schleichende Gift des Misstrauens, das unsere Beziehungen zerstört.
Und wieviel mehr hätten wir zu gewinnen, wenn wir uns nicht nur an dem Gebot der Fairness orientieren würden, sondern darüber hinaus an der Liebe, die nicht das Ihre sucht - und zwar nicht nur in Ehen und Partnerschaften, sondern überhaupt in unserem Zusammenleben. Nur ein frommer Wunsch? Mag sein. Aber auch ein Gebot der Vernunft. Warum können wir nicht in dieser Beziehung vernünftig sein, wo wir doch so stolz auf unsere Vernunft sind? Der Einwand liegt auf der Hand: wenn alle anderen so handeln würden, könnte ich es auch. Aber warum versuchen wir nicht einfach einmal, damit zu beginnen?

Montag, 22. Februar 2010

Der HERR ward mein Halt.
2.Samuel 22,19

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.
Hebräer 13,9

Ermutigung

Du, lass dich nicht verhärten
in dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind, brechen,
die allzu spitz sind, stechen
und brechen ab sogleich.

Du, lass dich nicht verbittern
in dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern
- sitzt du erst hinter Gittern -
doch nicht vor deinem Leid.

Du, lass dich nicht erschrecken
in dieser Schreckenszeit.
Das wolln sie doch bezwecken
daß wir die Waffen strecken
schon vor dem großen Streit.

Du, lass dich nicht verbrauchen,
gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
du brauchst uns und wir brauchen
grad deine Heiterkeit.

Wir wolln es nicht verschweigen
in dieser Schweigezeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen,
wir wolln das allen zeigen,
dann wissen sie Bescheid
Wolf Biermann

Ein festes Herz gibt Mut und Zivilcourage. Menschen mit aufrechtem Gang braucht es in jeder Zeit. Auch heute. Ein festes Herz können wir uns nicht selber geben. Aber wo unser Herz gefestigt wird, da wächst auch unser Mut. Da gewinnen wir an Klarheit. Das ist Gnade. Die Gnade unseres Gottes.

Sonntag, 21. Februar 2010

Einer teilt reichlich aus und hat immer mehr; ein andrer kargt, wo er nicht soll, und wird doch ärmer.
Sprüche 11,24

In allem erweisen wir uns als Diener Gottes; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
2.Korinther 6,4.10

homo incurvatus in se ipsum

Wie wär’s mit ein bisschen Latein am späten Nachmittag?
Homo incurvatus in se ipsum.
Klingt lustig, nicht? Ist es aber nicht.
Übersetzt bedeuten die Worte: Der in sich gekrümmte Mensch.
Ich glaube, das bin ich derzeit: in mich gekrümmt, um mich selbst kreisend. Und das Paradoxe ist: Man findet sich nicht etwa, nur weil man um sich selber kreist, sondern man verliert sich.
Komisch, nicht? Indem der Mensch zu sich selbst flieht, entfremdet er sich von sich selbst.
Das ist eine kleine Theorie vom guten alten Luther. Und ich vermute, er hat Recht.

Das sind Sätze aus dem Blog einer mir unbekannten Heidi. Und sie sind ein guter Kommentar zur Tageslosung. Wir Menschen sind von Gott als Beziehungswesen geschaffen. Das heisst nicht, dass wir uns nicht auch manchmal zurückziehen, die Einsamkeit und das Nachdenken suchen sollten - im Gegenteil. Wir brauchen das. Aber was uns gewiss nicht gut tut, ist, wenn wir nur noch um uns selber kreisen. Weil wir eben Sinn und Erfüllung nicht in uns selber, sondern nur im Miteinander finden.

Das gilt auch für den Umgang mit materiellen Dingen. Es hängt viel daran, ob wir einer Philosophie des Immer-Mehr anhängen, unseren Besitz mehren und gegen andere verteidigen wollen oder ob materielle Dinge für uns ein Mittel sind, uns am Leben zu freuen und andere zu erfreuen. Theoretisch haben die meisten von uns begriffen, dass Teilen glücklicher macht als horten. Aber warum leben wir oft nicht nach dieser Einsicht? Woher kommt dieses so tief verwurzelte Streben nach immer mehr und diese Angst vor Verlust, die unser Sicherheitsdenken nährt?

Dass das auch im Politischen eine Bedeutung hat, merken wir in der Entwicklungs- und Flüchtlingspolitik. Solange wir aus Angst um unseren Wohlstand uns krampfhaft verteidigen gegenüber denen, die kaum genug zum Leben haben, müssen wir Mauern und Zäune errichten, abweisen und ausschaffen. Ich weiss, dass es hier um komplexe politische Entscheidungen geht. Aber es tut gut, wenn wir uns immer wieder darauf besinnen, was denn nun die Leitlinie unserer Entscheidungen und unseres Handelns sein soll - Verteidigung und Abwehr aus Angst oder Grosszügigkeit, die sich zwar vor Missbrauch schützt, aber zuerst der Einsicht folgt, dass Teilen reicher und glücklicher macht.

Samstag, 20. Februar 2010

Du bist mein Gott.
Psalm 118,28

Jesus spricht: Niemand kommt zum Vater denn durch mich.
Johannes 14,6

Dankbarkeit

Die heutige Tageslosung ist der Abschluss eines langen Dankespsalmes. Einer, der von allen Seiten bedrängt wurde, hat erfahren, dass Gott ihm in seiner Bedrängnis weiten Raum geschaffen hat. Er hat erkannt, dass Gottesfurcht besser ist als Menschenfurcht. Was auch immer ihm Menschen antun können, so ist da immer noch Gott, der ihn auffängt und hält. Wir spüren dem Psalm noch an, dass da nicht einer in stoischer Gelassenheit und Gleichmut seinem Schicksal begegnet. Er ist aufgewühlt von dem, was ihm widerfährt, voller Emotionen. Sein Glaube ist keine absolute umumstössliche Lebensweisheit. Er ist eine Zuflucht, ein Ort, wo er sich bergen kann, sich bergen in dem vertrauen, dass Gott am Ende in allem immer noch da ist. So - und nur so - kann er am Ende des Psalms sagen: „Du bist mein Gott, ich will dich preisen, mein Gott, ich will dich erheben. Preist den Herrn, denn er ist gut, ewig währt seine Gnade.“ Solche Sätze sind in der Bibel immer eingebunden in konkrete Glaubenserfahrungen konkreter Menschen. Sie bieten uns eine Sprache des Glaubens an, in der wir uns mit unseren Erfahrungen bergen können. Wo sie sich aber von konkreten Erfahrungen losgelöst zu absoluten Wahrheiten verselbständigen, mit denen wir vielleicht sogar andere bekämpfen, werden sie zu Ideologien.

Das gilt fast mehr noch für den Lehrtext. Dieser Vers steht in den sog. Abschiedsreden Jesu. Er ist eingebettet in das bevorstehende Leiden und Sterben Jesu und Antwort auf die Jüngerfrage, wie sie den Weg kennen können, wenn sie gar nicht wissen, wohin Jesus geht. Und die Antwort ist eine Einladung zum Vertrauen. Ihr müsst den Weg gar nicht im Voraus kennen. Bleibt bei dem, was ihr mit mir erfahren und erlebt habt. Verlasst nicht den Weg der Liebe und der Hingabe. Dann werdet ihr den Weg auch finden. Dann werdet ihr Gottes Stimme erkennen, so wie ihr meine Stimme erkannt habt. Und ich bin überzeugt, dass es die Stimme des Herzens ist, die uns den richtigen Weg weist. Aber es bleibt je unser Weg und wir sollten daraus keine absoluten Glaubenswahrheiten und keine christlichen Absolutheitsansprüche ableiten.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Freitag, 19. Februar 2010

Dein Volk spricht: »Der Herr handelt nicht recht«, während doch sie nicht recht handeln.
Hesekiel 33,17

Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.
1.Johannes 1,9

Frei zum ehrlichen Blick auf uns selber ohne Angst

Warum muss eigentlich in der Bibel so viel von Sünde die Rede sein. Weil man über Menschen Macht ausüben kann, wenn sie ein schlechtes Gewissen haben und sich schuldig fühlen, würden manche religionskritischen Geister sagen. Und so wird Sünde und Schuld tatsächlich manchmal missbraucht, in den Religionen, aber auch in zwischenmenschlichen Beziehungen. Das aber ist ein Missbrauch und nicht das Ziel der biblischen Botschaft.
Weil das Dichten und Trachten des Menschen eben Böse ist von Jugend auf, wie es in der Sintflutgeschichte heisst, würden andere vielleicht sagen. Aber die Bibel weiss auch noch mehr von den Menschen zu sagen, dass sie nur wenig niedriger gemacht sind als Gott, dass sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gottes sind. Die Bibel vermittelt uns nicht einfach ein negatives, pessimistisches Menschenbild. Wir sind fähig zum Guten, aber eben auch zum Bösen und Gott hat uns die Freiheit gegeben, die eine und die andere Möglichkeit zu gebrauchen.
Weil wir Menschen uns selbst verfehlen und dem Anspruch Gottes nicht standhalten können, würden andere sagen. Darum brauchen wir das Vertrauen, dass Gott uns nicht allein nach unseren Taten beurteilt, sondern uns freispricht und uns aufatmen lässt. Das ist eine Befreiung, die nicht durch Schönfärberei oder Verdrängung erkauft ist und die uns deshalb wirklich frei machen kann. Frei vom Zwang zur Vollkommenheit und frei von der Angst davor, nichts wert zu sein. Frei zu einem Leben in gleichrangigen Beziehungen, weil keiner dem anderen etwas voraus hat. Frei zum ehrlichen Blick auf uns selber ohne Angst.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.
Jesaja 43,24-25

Jesus ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt.
Römer 4,25

Selig sind die Unvollkommenen

Dreimal ist in Losung und Lehrtext heute von unseren Sünden die Rede und dazu noch von unseren Übertretungen. Und darüber hinaus konfrontiert uns der Lehrtext auch noch mit der so schwierigen Sühnopfervorstellung. Nur ungern lassen wir uns als Sünderinnen und Sünder ansprechen und allzu lange ist dieses Wort auch missbraucht worden, um Menschen ein gesundes Selbstbewusstsein abzusprechen. Und dass da einer für unsere Sünden gestorben sein soll, ist für viele ein Ärgernis oder sprengt ganz einfach ihre Vorstellungskraft.
Lassen wir einmal all diese schwierigen Dinge in den Hintergrund treten, so bleibt für mich als Kern die befreiende Botschaft: Du musst nicht irgenwelchen Idealen entsprechen, weder deinen eigenen Erwartungen noch denen der anderen. Du darfst Fehler machen, darfst versuchen so zu leben, wie Gott dich gemeint hat und brauchst nicht zu verzweifeln, wenn du dabei scheiterst oder auf Irrwegen gehst. Du kannst aufhören dich zu rechtfertigen, deine schwierigen Seiten zu verdrängen oder sie auf andere zu projezieren. Du brauchst dich nicht ständig mit anderen zu vergleichen, weder um deine Überlegenheit zu beweisen noch um dein Licht unter den Scheffel zu stellen.
Du darfst sein, ohne Vollkommenheit zu erstreben. Du musst nicht erst etwas aus dir machen. Du musst dir auch nicht selbst vergeben. Wären wir nicht viel ärmer, wenn wir nur uns selber hätten, festgelegt wären auf unsere Geschichte, unsere Leistungen, unsere Fehler? Losung und Lehrtext sagen uns heute: Ihr seid am Ende nicht auf euch selber zurückgeworfen, sondern könnt euch in Gottes Arme werfen. Es sind die Arme eines liebenden Vaters, einer zärtlichen Mutter. Wenn Gott uns richtet, dann verurteilt er uns nicht, sondern richtet uns auf. Dann gilt: ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.
Psalm 86,5

Lasst uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben.
Hebräer 4,16

Einladung zum Gebet oder: in der Ruhe liegt die Kraft

Die heutige Tageslosung ist eine Einladung zum Gebet. Vielleicht klingt es in ihren Ohren etwas naiv, wenn ich sage: bei Gott finden sie immer ein offenes Ohr und er meint es gut mit ihnen. Vielleicht sehen sie in Gott eher eine Kraft oder Energie und weniger eine Person. Ich selbst bin überzeugt, dass Gott auch Kraft und Energie ist, unsichtbar, geheimnisvoll, allgegenwärtig, und sich nicht fassen lässt mit unseren Vorstellungen, Lehren und Gottesbildern. Die eher energetischen Gottesbilder erinnern mich daran, dass in uns und durch uns Menschen am Werk ist und nicht über unsere Köpfe hinweg oder jenseits von uns.
Aber ich erkenne auch, dass ich zum Beten die Vorstellung eines Gegenübers brauche, einen persönlichen Gott, der ein offenes Ohr für mich hat. Zum Beten braucht es eine Art zweite Naivität. Ich weiss zwar, dass die Vorstellung von Gott als Person Gott nicht wirklich gerecht werden kann, aber ich vertraue darauf, dass ich meine Gebete nicht ins Leere spreche, sondern einer da ist, der mich hört. Und wenn ich das tue, wenn ich das, was mir auf dem Herzen liegt, in der Stille in Worte fassen und loslassen kann, dann komme ich zur Ruhe und in dieser Ruhe liegt Gottes Antwort, in dieser Ruhe kann ich neue Klarheit gewinnen, in dieser Ruhe kann ich Entscheidungen treffen, in dieser Ruhe kann ich meine Ängste loslassen.
Beten ersetzt nicht das Gespräch mit anderen, die Freundschaft, das zwischenmenschliche Gespräch, aber umgekehrt gilt auch: all dies, so wertvoll es ist, kann das Gebet nicht ersetzen. Denn nirgends kann ein Mensch die Ruhe finden, die das Gespräch mit dem Ursprung unseres Lebens, das Gebet uns schenken kann.

Dienstag, 16. Februar 2010

Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
1.Mose 32,27

/Jesus sprach zu der kanaanäischen Frau:/ Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.
Matthäus 15,28

Kämpfen und Segen empfangen

Jakobs Ringen mit Gott am Fluss Jabbok gehört zu den faszinierendsten Geschichten des Alten Testaments. Dieser Jakob ist auf der Flucht vor seinem Bruder und wohl auch auf der Flucht vor sich selbst. Nach Jahren in der Fremde steht er vor der Rückkehr in die Heimat und zugleich vor der Wiederbegegnung mit seinem Bruder. An einem Fluss, den er zu überqueren hat - ein uraltes mythologisches Bild für Übergangs- und Schwellensituationen im Leben - bekommt er es in einem nächtlichen Traum mit einem geheimnisvollen Widersacher zu tun. Ohne zu ahnen, mit wem er ringt, hält er seinem Widersacher stand bis zur Morgenröte. „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Mit diesen Worten ringt er seinem Gegenüber den Segen ab.
Gibt es in unserem Leben nicht auch Situationen, in denen wir ringen und kämpfen müssen und nicht wissen mit wem wir es zu tun haben. Für mich enthält die Jakobsgeschichte eine grossartige Zusage. Auch in dem für uns vielleicht sinnlosen Ringen, in dem was wir nicht begreifen, haben wir es letztlich mit Gott zu tun. Und wenn wir wie Jakob standhalten, uns nicht entmutigen lassen, die Hoffnung nicht aufgeben, dann lässt Gott sich seinen Segen abringen. Jakob ist am Ende des Kampfes gezeichnet, er hinkt an der Hüfte, aber er ist nicht überwunden. Auch für uns gilt: wir sind wohl von den Erfahrungen unseres Lebens gezeichnet, tragen Verletzungen davon. Aber auch wir dürfen sagen: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Oder wie die kanaanäische Frau, die sich von Jesus nicht zurückweisen lässt und für deren unerschütterliches Vertrauen nicht enttäuscht wird. Seinen Segen schenkt usn Gott. Verdienen können wir ihn nicht. Aber beharrlich daran festhalten, dass er uns seinen Segen verheissen hat und niemals resigniert aufgeben. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand. Und auch wenn wir mit Gott ringen müssen in unserem Leben: er will uns nicht besiegen, sondern uns segnen.

Montag, 15. Februar 2010

Der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.
2.Mose 13,21

Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.
1.Johannes 1,5

Wolken- und Feuersäule

Eine Wolkensäule am Tage und eine Feuersäule bei Nacht weisen dem Volk Israel den Weg in die Freiheit. Den Weg müssen sie selber gehen, aber Gott begleitet sie, zeigt ihnen den Weg - übrigens nicht den direkten Weg, weil er ahnt, dass sie dann die Rückkehr in die Unfreiheit vorziehen könnten, denn der Weg in die Freiheit ist durchaus beschwerlich.
Faszinierend an den Bildern der Wolken- und der Feuersäule finde ich auch, dass beide Nähe vermitteln - sie sind Zeichen der Gegenwart Gottes - und zugleich Distanz fordern. Würde man in die Wolkensäule eintreten, könnte man nichts mehr sehen, wer der Feuersäule zu nahe käme, den würde sie verbrennen. Wir können Gott nicht fassen, ihn nicht in Besitz nehmen mit unseren Vorstellungen, Dogmen und Lehrsätzen. Wir können ihm immer nur hinterhergehen, versuchen, ihn zu unterscheiden von den Irrlichtern und Nebelwerfern, die uns auf falsche Wege führen.
Die Botschaft der Wolken- und der Feuersäule ist: Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr euch weist, weil Leben heisst: sich regen, weil leben wandern heisst. Vertrauensvoll dürfen wir uns auf den Weg machen, weil Gott uns verheissen hat, dass er mit uns geht. Ausschau halten dürfen wir nach den Wolken- und Feuersäulen auf unserem Weg, die wir mit den Augen unseres Herzens wahrnehmen können.

Sonntag, 14. Februar 2010

Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos 5,24

Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist.
Epheser 5,10

Recht und Gerechtigkeit sind schön

Amos ist einer der kämpferischsten Propheten der Bibel. Mit scharfen Worten kritisiert er die, die Haus an Haus reihen und nie genug bekommen können, die den Armen ihr Land stehlen und sie ausbeuten. Wäre er wohl heute bei der globalisierungskritischen Bewegung Attac oder einer ähnlichen Organisation. Das ist Spekulation, aber Amos erinnert uns daran, dass unser Glaube sich nicht auf die reine Innerlichkeit und das rein Private zurückziehen kann. Zum christlichen Glauben gehört der Einsatz für Menschlichkeit und Gerechtigkeit untrennbar dazu. Die Wege, die zu Recht und Gerechtigkeit führen, sind diskutabel und es gibt nicht nur den einen richtigen Weg. Das Ziel aber dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Und das Mass, das uns die biblische Botschaft gibt: die Würde jedes einzelnen Menschen als Gottes Ebenbild und die Orientierung am Wohl der Ärmsten und Schwächsten.
Wunderbar ist das Bild, das Amos uns für ein Zusammenleben nach den Weisungen Gottes gibt. „Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ Er zeigt uns, dass Recht und Gerechtigkeit mit Schönheit zusammengehen. Hier geht es nicht um einen verbissenen und erbitterten Kampf - so klar und kämpferisch Amos auch auftritt, sondern da fliesst der Einsatz für Recht und Gerechtigkeit aus den Herzen derer, die erkannt haben, dass das Leben nicht dadurch schön wird, dass die einen sich auf Kosten der anderen durchsetzen und bereichern. Schön und beglückend ist das Leben, wenn ich es mit anderen teilen kann und an ihrem Glück Anteil nehmen kann. Erst in gerechten Beziehungen kann unser Leben gelingen - im Kleinen wie im Grossen.

Samstag, 13. Februar 2010

Gideon sprach zu dem Engel des HERRN: Ist der HERR mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren?
Richter 6,13

Werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
Epheser 5,17

Stark sein und gestärkt werden

Die Frage des Gideon an den Engel mag uns durchaus vertraut sein. Wenn es einen Gott gibt und wenn Gott tatsächlich mit uns geht, wie er es uns versprochen hat, warum stösst uns dann dieses oder jenes zu - eine Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen, das Scheitern einer Beziehung, seelische Nöte, psychische Probleme. Vielleicht sind sie im Moment gerade in einer solch belastenden Situation, wo so wenig davon zu spüren ist, dass Gott mit ihnen geht.
Es ist wohltuend und befreiend, dass es in der Bibel immer wieder Frauen und Männer gibt, die solche Fragen an Gott stellen. Ihnen dürfen wir uns verbunden fühlen in Stunden des Zweifels. Wir müssen nicht immer stark sein im Glauben, im Aushalten belastender Erfahrungen. Die Klagenden hört Gott und die Zweifelnden richtet er auf. Gottvertrauen können wir uns nicht einreden, aber hoffen dürfen wir, dass es immer wieder neu in unseren Herzen wachsen kann und uns ermutigt und stärkt. Achtsam sein für die ermutigenden Zeichen, die helfende Hand, das tröstende Wort. Den Engel nicht übersehen, der zu uns spricht - und jede und jeder kann für uns zu einem Engel werden.
Wir müssen nicht immer stark sein. Da ist einer, der für uns stark ist und uns Stärke schenkt. Da ist einer, der unsere Schwäche mittragen kann, auch wenn wir vielleicht im Moment nur wenig davon spüren. Diese Erfahrung wünsche ich Ihnen.