Montag, 31. Mai 2010

Dienstag, 1. Juni 2010

Hüte dich und bleibe still; fürchte dich nicht, und dein Herz sei unverzagt.
Jesaja 7,4

Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!
1.Korinther 16,13

Ein unverzagtes Herz

Keinen Tag soll es geben, an dem ihr sagen müsst,
niemand ist da, der uns schützt.
Keinen Tag soll es geben, an dem ihr sagen müsst,
niemand ist da, der uns hilft.
Keinen Tag soll es geben, an dem ihr sagen müsst,
wir halten es nicht mehr aus.
So segne euch der barmherzige Gott.

Samstag, 29. Mai 2010

Montag, 31. Mai 2010

Von dem HERRN kommt es, wenn eines Mannes Schritte fest werden. Fällt er, so stürzt er doch nicht; denn der HERR hält ihn fest an der Hand.
Psalm 37,23.24

Christus spricht: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
Johannes 10,27-28

Glücklich sein

Ein Mann wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so glücklich sein könne.
Er sagte:
"Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich liebe, dann liebe ich ..."
Dann fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten:
"Das tun wir auch, aber was machst Du darüber hinaus?"
Er sagte wiederum:
"Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich ... "
Wieder sagten die Leute:
"Aber das tun wir doch auch!"
Er aber sagte zu ihnen:
"Nein -
wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel."
unbekannter Verfasser

Nur wenn wir ganz achtsam und gegenwärtig sind, können wir die Stimme des guten Hirten hören.
Nur wenn wir ganz achtsam und gegenwärtig sind, können unsere Schritte fest werden.

Sonntag, 30. Mai 2010

Josua fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder, betete an und sprach: Was sagt mein Herr seinem Knecht?
Josua 5,14

Christus spricht: Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein.
Johannes 12,26

Nachfolge ist Humanität

Der Ruf in die Nachfolge ist nichts anderes als der Ruf zur Menschlichkeit. „Was ihr einem dieser Geringsten getan habt , … (Mt 25). Zwar schafft die Nachfolge Jesu Distanz zur Welt, weil unser Leben nicht mehr im Vorfindlichen aufgeht. Aber sie verweist uns gerade neu an diese Welt als Schöpfung Gottes, an den Nächsten als Gabe und Aufgabe. Der Geist der Nachfolge ist der Geist echter Humanität. Dazu ein Zitat von A.bert Schweitzer (aus: Mesch und Menschlichkeit, Stuttgart 1956):
„Überall, wo die Idee des Mitempfindens und der Liebe ist, ist Humanitätsgesinnung im Werden begriffen. Humanitätsgesinnung ist diejenige, die dem Wesen des Menschen, seinem höheren Wesen, das ihn über alle Kreatur erhebt, entspricht. Denn in seiner Entwicklung hat er das Vermögen des Mitempfindens und des Miterlebens erlangt, und dieses Vermögen muß nun sein Verhalten in allem bestimmen. Die ersten, die das auszusprechen und zu denken wagten, waren die Denker des späten Stoizismus. Sie haben den Begriff der Humanitätsgesinnung geprägt, und sie stimmten darin mit der Idee der Liebe überein, wie sie bei den jüdischen Propheten, bei Jesus, bei Paulus auftritt.“

Samstag, 29. Mai 2010

Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.
Hesekiel 36,27

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Römer 5,5

Frieden mit Gott

Nehmen wir doch einmal an, das wichtigste in unserem Leben wäre nicht unser Wohlstand, nicht unsere gesellschaftliche Stellung oder unser Ruf, auch nicht unser Beruf oder unsere Klugheit, ja nicht einmal unsere Familie oder die Gesundheit. Nehmen wir einmal an, das Wichtigste und alles Entscheidende in unserem Leben wäre unser Verhältnis zu Gott. Und Gott nun würde uns den Frieden erklären. Er würde uns sagen: egal wie du bist, egal was dir geschieht, egal was noch kommen mag – ich sage ja zu dir. Daran kann nichts und niemand etwas ändern. Ich stehe zu dir – immer und ewig. Ich verspreche dir nicht, dass dir alles gelingt, dass du nie Angst haben musst, dass dir Sorgen und Rückschläge erspart bleiben. Aber ich verspreche dir, dass ich immer und unter allen Umständen zu dir stehen werde. Genau darum geht es nämlich in dem Abschnitt, zu dem der heutige Lehrtext gehört. Nehmen wir einmal an, das wäre so. Wie würde sich das auf unser Leben auswirken? Was würde sich für uns verändern?

Wir müssten weniger Angst davor haben, nicht zu genügen. Denn es ist genug, wenn wir das unsere tun, das, was wir können. Mehr kann niemand von uns verlangen. Das reicht. Wir müssen uns nicht mehr messen an irgendwelchen Massstäben, die uns überfordern. Und gerade wenn wir frei werden von dieser Angst, können wir immer wieder auch über uns hinauswachsen. Auch die Angst etwas zu verpassen können wir dann verlieren. Denn das Leben wird ja nicht erst dann gut und kostbar, wenn ich ja keine Gelegenheit ungenutzt verstreichen lasse, ja nichts verpasse, sondern achtsam bin für das, was mir begegnet, für die Menschen und die alltäglichen Dinge in meinem Leben. All dies wird kostbar dadurch, dass ich es beachte und ihm Wert und Wertschätzung gebe. Nicht was man für wertvoll und kostbar hält, gibt meinem Leben Sinn und Erfüllung, sondern nur das, von dem ich mich erfüllen lasse. Und um achtsam zu werden und sich an den alltäglichen Dingen des Lebens freuen zu können, braucht es eine innere Ruhe und Gelassenheit, die uns zuteil werden kann, wenn wir glauben können, dass wir Frieden mit Gott haben und uns den nicht erst verdienen müssen.

Wenn dieses Ja Gottes, diese Friedenserklärung das Entscheidende in unserem Leben wäre, dann wäre es auch nicht mehr so ungeheuer wichtig, was andere über uns denken, müssten wir nicht so sehr um unser Image besorgt sein. Wie viel mehr Zivilcourage, wie viel mehr an Kreativität und Vielfalt könnten wir uns erlauben, wenn wir uns nicht ganz so stark vom Urteil anderer abhängig machen würden – und oft nur vom vermuteten Urteil anderer.

Ja selbst mit dem Scheitern an beruflichen Herausforderungen oder in Beziehungen können wir dann leben lernen ohne daran zu verzweifeln, wenn wir darauf vertrauen, dass nichts und niemand das letzte Wort über uns hat ausser Gott – und der sagt bedingungslos Ja zu uns. Und noch in Krankheit und Tod dürfen wir dann glauben, dass eine hilfreiche Hand uns hält und uns hindurchführt. Wir müssten dann nicht alles von diesem Leben erwarten, weil wir glauben dürfen, dass auch am Ende der Friede Gottes uns erwartet.

Nehmen Sie das einmal an. Wie sieht das Leben aus, wenn wir es unter dieser Voraussetzung betrachten, dass das Entscheidende in unserem Leben unser Verhältnis zu Gott ist und dass der bedingungslos Ja zu uns sagt. Ist es nicht eine einladende, eine befreiende Perspektive? Ob wir sie uns zu Eigen machen können? Ob wir sie uns zu Eigen machen wollen? Solches Vertrauen könnte jedenfalls zum ruhenden Pol in unserem Leben werden, uns innere Ruhe und inneren Frieden geben. Und diese innere Ruhe, diesen inneren Frieden wünsche ich uns allen. Dass solche Gelassenheit nicht einfach ein für allemal da ist, das weiss auch Paulus. Er weiss um die Bedrängnis, um die Gefährdung unserer Glaubensgewissheit. Wir sind nicht einfach frei von unseren Lebensängsten. Wir stehen nicht einfach über den Dingen. Aber er ist überzeugt, dass Bedrängnis uns die nötige Ausdauer lehrt. Und wenn wir geduldig und ausdauernd an unserem Vertrauen auf Gottes Ja, seinen Frieden festhalten, dann erwächst uns daraus eine starke Hoffnung. Und diese Hoffnung wird uns nicht enttäuschen.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Freitag, 28. Mai 2010

Merkt auf mich, ihr Völker, und ihr Menschen, hört mir zu! Denn Weisung wird von mir ausgehen, und mein Recht will ich gar bald zum Licht der Völker machen.
Jesaja 51,4

Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
Johannes 3,17

Einen Menschen lieben

Einen Menschen lieben,
heißt ihn so zu sehen,
wie Gott ihn gemeint hat.
Fjodor M. Dostojewski

In diesem Satz von Dostojewski steckt eine tiefe Weisheit, denn dem, was Gott für seine Welt und für seine Menschen will, entspricht dieser liebevolle Blick auf die Mitmenschen. Jesus hat uns vorgelebt, was es heisst, Menschen so zu sehen, wie Gott sie gemeint hat. Deshalb hat er nicht gerichtet, sondern aufgerichtet, nicht verurteilt, sondern zur Umkehr eingeladen, nicht ausgegrenzt, sondern Gemeinschaft geschenkt. Davon leben wir und das sind wir einander schuldig.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.
Psalm 118,17

Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.
Galater 2,20

Niemand ist sich selbst genug

Eigentlich ist es ja ein ungeheuerlicher Satz, den Paulus da schreibt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Für ihn ist es das Zentrum der Neuausrichtung seiner Identität und der Grund seiner Freiheit. Er, der mit besonderem Eifer die Gebote Gottes erfüllen wollte, weiss nun, dass er gerade mit diesem Eifer, mit seinen Vollkommenheitsidealen letztlich in sich selbst verschlossen geblieben ist und nur scheitern konnte. Erst als er sich davon lösen und sich öffnen konnte, bekam sein Leben eine neue Richtung. Seine Erkenntnis: In all meiner Begrenztheit und Unvollkommenheit darf ich vertrauen, dass ein anderer für mich eintritt und die Fragmente meines Lebens ganz macht. Das ermöglicht Gelassenheit und gibt innere Ruhe. Denn das Zentrum meines Lebens ist nicht meine stets höchst unvollkommenen Identität, sondern Christus, der mich mit mir selbst, mit Gott und mit dem Leben versöhnen will.
Jenseits von Selbstaufgabe und Selbstverwirklichung taucht hier die Möglichkeit eines Lebens auf, das Selbstverwirklichung ermöglicht im Loslassen von Identitätszwängen, weil wir einfach sein dürfen und nicht etwas aus uns machen müssen, weil wir uns selbst erst dann finden, wenn wir von uns weggehen und den Anruf des Anderen - Gottes und der Mitmenschen - vernehmen. Ich bin mir nicht selbst genug, auch wenn ich mich noch so sehr mühe - diese Erkenntnis des Paulus kann unser Leben öffnen, uns freier und gelassener machen.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Mittwoch, 26. Mai 2010

Der Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich.
Jesaja 51,6

Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet ihr auch im Sohn und im Vater bleiben.
1.Johannes 2,24

Auf nichts Vergänglichs trauen

Gott, lass uns dein Heil schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Lass uns einfältig werden,
Und vor dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Diese Strophe aus dem wunderbaren Abendlied von Matthias Claudius passt für mich wunderbar zu unserer heutigen Tageslosung. Aus ihr spricht das tiefe Vertrauen, dass dem, der auf Gott vertraut, ein Halt gegeben ist, der nicht von dieser Welt ist und der bleibt, auch wenn alles ins Wanken gerät. Und zugleich bewahrt uns diese Strophe vor einer Gefahr unserer heutigen Tageslosung. Denn wie oft erliegen gerade fromme Christinnen und Christen der Faszination apokalyptischer Katastrophenszenarien. Es geht aber nicht darum, Weltuntergangsszenarien auszumalen - und noch viel weniger natürlich, sie herbeizusehen als vermeintliche Zeichen bevorstehenden Heils oder als Strafen für die Unfrommen. All das wäre nicht fromm, sondern eher zynisch und gottlos. Die fromme Einfalt, von der Matthias Claudius spricht, will nicht Leid und Katastrophen deuten und erklären, sondern richtet den Blick fest auf das, was in allem Leid und in allen Katastrophen Halt und Hoffnung geben kann: lass uns dein Heil schauen - in den Menschen, die uns begegnen, in der Liebe, die wir geben und empfangen, im Wort, das uns tröstet, in der Gemeinschaft, die uns stärkt.

Montag, 24. Mai 2010

Dienstag, 25. Mai 2010

Der Herr sättigte sie mit Himmelsbrot. Er öffnete den Felsen, da flossen Wasser heraus, dass Bäche liefen in der dürren Wüste. Denn er gedachte an sein heiliges Wort.
Psalm 105,40-42

Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.
Matthäus 6,34

Satt werden

Es gibt heutzutage Menschen, oft sind es Manager und Führungskräfte, die reisen in die Wüste, um wieder einmal zu sich selber zu kommen. In der endlosen Weite und Kargheit der Wüste suchen sie eine Auszeit, ohne Telefon, e-Mail, Termine und Hektik. Oft brechen dann die Fragen auf: Wer bin ich? Wo bleibe ich? Was ist mir wichtig im Leben?
Wüstenzeiten sind in der Bibel Zeiten der Anfechtung und der Klärung. Es sind Zeiten, in denen Menschen lernen, von dem zu leben, was Gott schenkt. Die Tageslosung erinnert an die Geschichte vom Manna und den Wachteln aus 2. Mose 16. So wie das Manna immer nur für einen Tag reicht und verdirbt, wenn man es anhäufen und horten will, so können wir auch viele der Dinge, die wir wirklich zum Leben brauchen, nicht auf Vorrat halten und horten. Liebe, Freundschaft, Verständnis, Selbstvertrauen, Lebensmut, Treue – all das entsteht immer wieder neu, wenn wir Menschen einander begegnen. Und auch Glaube und Gottvertrauen sind solches Lebensbrot, das wir nicht auf Vorrat halten können, so kostbar ein Schatz biblischer Geschichten, von Liedern und persönlichen Glaubenserfahrungen auch ist. Immer wieder neu muss der Glaube, muss das Gottvertrauen in uns entstehen und wachsen. Wir können ihnen den Boden bereiten, können Sorge dazu tragen und wir können aufmerksam sein dafür, wo uns all dies geschenkt wird. Denn oft können wir die kleinen Zeichen ja gar nicht mehr sehen und wahrnehmen, weil wir viel zu sehr gefangen sind in der Hektik unseres Alltags, in den Sorgen und dem Kummer, die uns plagen. Gerade in den Wüstenzeiten unseres Lebens erfahren wir das. Zurückgeworfen auf uns selbst sind wir konfrontiert mit der Frage: Was ist das? Was ist das, was wir wirklich zum Leben brauchen, worauf es wirklich ankommt?
So mag es sein, dass eine Zeit der Krankheit, so schwierig und belastend sie auch sein mag, zur Erfahrung von Freundschaft und Liebe wird, zur Erfahrung des Getragen- und Begleitetseins. So kann es sein, dass aus der Sehnsucht nach dem Alten die Sehnsucht wird, nach dem, was noch kommt, was das Leben vielleicht an neuen Chancen und Glück für uns bereithält. So kann aus dem Zweifel und der Anfechtung neuer, reiferer Glaube entstehen.
Wüstenzeiten sind keine einfachen Zeiten. Wir müssen sie nicht schön reden, sie nicht verklären. Aber wir dürfen damit rechnen, dass sie auch für uns der Beginn von etwas Neuem werden. Wir brauchen uns nicht zu verzehren in Sehnsucht nach dem guten Alten, dem unwiederbringlich Verlorenen. In den Wüstenzeiten unseres Lebens dürfen wir Ausschau halten nach dem Manna und den Wachteln, die Gott uns zugedacht hat. Damit wir satt werden und erkennen, dass Gott bei uns ist auf allen unseren Wegen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Montag, 24. Mai 2010

Der Geist des HERRN wird über dich kommen; da wirst du umgewandelt und ein anderer Mensch werden.
1.Samuel 10,6

Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.
Apostelgeschichte 1,8

In der Kraft des Geistes

Der Lehrtext am heutigen Pfingstmontag gehört zur Geschichte von Christi Himmelfahrt. Indem der Auferstandene die Jüngerinnen und Jünger verlässt, gibt er ihnen Freiheit und eröffnet ihnen und uns einen Raum, den wir wahrnehmen und in dem wir Verantwortung tragen können, Verantwortung für unser Leben, Verantwortung für die Menschen, die Gott uns anvertraut hat und für seine ganze Schöpfung, Verantwortung auch für die Botschaft vom Reich Gottes, die Jesus verkündet hat. Der Auferstandene geht. Aber er lässt sie nicht allein zurück. „Ihr werdet aber Kraft empfangen, wenn der heilige Geist über euch kommt, und ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samaria und bis an die Enden der Erde.“ Sie bekommen nicht die Antwort auf alle Fragen, auch nicht einen Glauben, der durch nichts mehr ins Wanken geraten kann und erst Recht werden sie nicht frei von allem Leid. Aber Kraft - die ist ihnen verheissen. Und Kraft von Gott dürfen auch wir uns in unserem Leben erhoffen. Wir leben nicht allein von unserer eigenen bescheidenen Kraft und wir sind nicht allein, wenn wir an die Grenzen unserer Kräfte kommen. Indem wir unseren Weg gehen und reden von dem, was uns mit Hoffnung und Glauben erfüllt, aber auch von unseren Zweifeln und Sorgen, werden wir Zeuginnen und Zeugen sein. Zeuginnen und Zeugen sollen nämlich etwas bezeugen und nicht andere überzeugen oder gar überreden. Der erste und einzige Anspruch an Zeugen ist der, dass sie wahrhaftig sind. Und das gilt umso mehr in Glaubensdingen, wo wir ja nicht einfach mehr oder weniger objektive Sachverhalte schildern können. Und die Vielfalt der Zeuginnen und Zeugen eröffnet jedem den Raum, den eigenen Glauben zu finden, wahrzunehmen, was ihn oder sie mit Hoffnung und Kraft erfüllt.
Wir müssen nicht wissen, was damals vor den Toren Jerusalems wirklich geschehen ist, sollen nicht wie gebannt zum Himmel starren. Hätte es damals schon Fotos oder Filme gegeben - es wäre wohl nichts darauf zu erkennen gewesen. Spannend ist es ja, dass viele Bilder der Himmelfahrt, den Auferstandenen auf einer Wolke emporschwebend darstellen. In der Apostelgeschichte heisst es aber, dass eine Wolke ihn aufnahm und ihren Blicken entzog. Das Entscheidende lässt sich nicht zeigen, fassen, beweisen. War es ein Traum oder ein reales Geschehen? Ich vermute, dass es darauf gar nicht ankommt und dass vielleicht schon diese Unterscheidung nicht angemessen ist. Für die Jüngerinnen und Jünger Jesu war es jedenfalls eine reale Kraft, die sie in Bewegung setzte und mit Hoffnung und Vertrauen erfüllte. Nur dadurch konnte die Botschaft Jesu bis heute ihren Weg finden bis an die Enden der Erde.
Und wo stehen wir heute im Echo dieser Botschaft vom Leben? Wofür stehen wir als Zeuginnen und Zeugen ein - nicht nur in Worten sondern auch in Taten? Wer oder was gibt uns Kraft, wenn unsere Kräfte nicht mehr reichen? Von wem lassen wir uns den Weg weisen? Welche Worte können wir sagen, welche Lieder können wir singen? Welchen Menschen können wir vertrauen? Wo erwarten und erhoffen wir uns Gottes Hilfe? Wo starren wir wie gebannt zum Himmel und verlieren das Leben aus den Augen? Oder starren wir eher auf die Erde und verlieren den Blick für die Kraft, die uns von Gott her zuteil wird?
Unseren Weg können wir nur selber gehen - hier auf dieser Erde unter den Menschen, die uns be-gegnen. Gott gibt uns Kraft dazu, jeden Morgen neu. Von diesem Vertrauen leben wir. Das genügt.

Sonntag, 23. Mai 2010

Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.
Psalm 119,162

Paulus schreibt: Wir danken Gott ohne Unterlass dafür, dass ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr glaubt.
1.Thessalonicher 2,13

Die leere Tasse

Eines Tages kam eine Schülerin zum Meister. Sie hatte schon so viel von dem weisen Mann gehört, dass sie unbedingt bei ihm studieren wollte. Sie hatte alle Angelegenheiten geregelt, ihr Bündel geschnürt und war den Berg hinauf gekommen, was sie zwei Tage Fußmarsch gekostet hatte.
Als die junge Frau beim Meister ankam, saß der im Lotussitz auf dem Boden und trank Tee. Sie begrüßte ihn überschwänglich und erzählte ihm, was sie schon alles gelernt hatte. Dann bat sie ihn, bei ihm weiterlernen zu dürfen.
Der Meister lächelte freundlich und sagte: "Komm in einem Monat wieder."
Von dieser Antwort verwirrt ging die junge Frau zurück ins Tal. Sie diskutierte mit Freunden und Bekannten darüber, warum der Meister sie wohl zurückgeschickt hatte. Einen Monat später erklomm sie den Berg erneut und kam zum Meister, der wieder Tee trinkend am Boden saß.
Diesmal erzählte die Schülerin von all den Hypothesen und Vermutungen, die sie und ihre Freunde darüber hatten, warum er sie wohl fortgeschickt hatte. Und wieder bat sie ihn, bei ihm lernen zu dürfen.
Der Meister lächelte sie freundlich an und sagte: "Komm in einem Monat wieder."
Dieses Spiel wiederholte sich einige Male. Es war also nach vielen vergeblichen Versuchen, dass sich die junge Frau erneut aufmachte, um zu dem Meister zu gehen. Als sie diesmal beim Meister ankam und ihn wieder Tee trinkend vorfand, setzte sie sich ihm gegenüber, lächelte und sagte nichts.
Nach einer Weile ging der Meister in seine Behausung und kam mit einer Tasse zurück. Er schenkte ihr Tee ein und sagte dabei: "Jetzt kannst du hier bleiben, damit ich dich lehren kann. In ein volles Gefäß kann ich nichts füllen."
(Quelle: unbekannt)

Samstag, 22. Mai 2010

Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er erscheint?
Maleachi 3,2

Wir haben einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.
1.Johannes 2,1

Das Ende der Angst

Bedrohlich wirkt unsere heutige Tageslosung. Wie gut, dass wir dazu den Lehrtext aus dem 1. Johannesbrief haben. Weil wir einen Fürsprecher haben beim Vater, brauchen wir keine Angst zu haben. Wir sind frei von dem ständigen Druck, genügen zu müssen - Gott und den Menschen. Wer religiöse Ängste produziert, wer Menschen moralisch oder seelisch unter Druck setzt, der handelt nicht im Geist Christi. Wir müssen nicht ständig mit einem schlechten Gewissen herumlaufen, weil wir unseren eigenen Massstäben oder denen unserer Mitmenschen oder den Massstäben Gottes nicht genügen. „Sündige tapfer“ hat Luther zu seiner Zeit formuliert. Damit ist keine moralische Gleichgültigkeit gemeint, sondern das Vertrauen, dass ich, wo ich mich um das Gute, das ich erkannt habe, bemühe, meine Schwächen und Fehler, mein Scheitern akzeptieren kann, weil ich mich angenommen weiss, so wie ich bin. Vollkommenheitsideale machen Menschen kaputt. Es genügt, sich um das Gute zu bemühen. Der Rest ist Gnade, die Gelassenheit wirkt.

Freitag, 21. Mai 2010

Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaot, alle Lande sind seiner Ehre voll!
Jesaja 6,3

Der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat das Reich eingenommen! Lasst uns freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben.
Offenbarung 19,6-7

Was ist uns heilig?

Losung und Lehrtext des heutigen Tages werden wohl nur noch im kirchlichen Binnenbereich verstanden - oder selbst dort nicht mehr? Es ist die Sprache längst vergangener absolutistischer Königtümer. Taugt diese Sprache noch für unsere Zeit? Nein, ich möchte nicht an einen allmächtigen Herrscher glauben, der Reiche einnimmt. Ich brauche eine andere religiöse Sprache, ein neues Lied. Was aber bleibt, ist die Frage, was uns heilig ist? Und was uns heilig sein müsste, damit das Leben auf dieser Erde gelingt, damit wir leben können und die anderen mit uns? Sind uns Dinge heilig, die uns abhängig machen und Leben zerstören oder sinnlos machen? Oder ist uns das Leben selbst heilig, die Würde der Menschen und aller Kreatur? Respektieren wir die Grenzen, die uns gesetzt sind, damit Leben gelingt und Leben gelingen kann für die, die nach uns kommen? Für diese und ähnliche Fragen sollte unser Glaube eine Orientierungshilfe sein.
So gesehen, dürfen wir durchaus an unserer Losung und dem Lehrtext festhalten, denn wenn Gott, der Schöpfer allen Lebens, heilig ist, dann kann nichts uns heilig sein, was dieses Leben zerstört. Und wo Gott die bestimmende Kraft ist, kommen alle menschlichen Macht- und Herrschaftsanprüche an ihre Grenze. Darüber dürfen wir uns tatsächlich freuen und fröhlich sein.

Dienstag, 18. Mai 2010

Donnerstag, 20. Mai 2010

Gott spricht: Von nun an lasse ich dich Neues hören und Verborgenes, das du nicht wusstest.
Jesaja 48,6

Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre.
Epheser 1,9-10

Gottes Geheimnis - unser Leben

Stellen sie sich vor, das Geheimnis des Willens Gottes, das Neue und Verborgene, das er uns erkennen lässt, wäre nicht eine Lehre, die sich in Glaubenssätzen fassen lässt, sondern nichts anderes als unser Leben. Es wäre unser Leben nicht als Produkt unserer Leistungen und Taten, unserer Misserfolge und unseres Scheiterns, sondern unser Leben als Geschenk, als Fülle von Möglichkeiten zur Begegnung, zur Mitmenschlichkeit, zur Freude, zur Bewährung, zum Neubeginn, zum Staunen, zur Dankbarkeit, zum Engagement, …
Was gäbe es da heute Neues zu entdecken, zu hören und zu sehen? Welche Geheimnisse wären da zu erkunden - und welche zu wahren? Welche Entscheidungen sind zu treffen? Worüber kann ich Klarheit finden? Was gibt es nicht alles, was wir noch nicht wissen über uns selber, über das Leben, über die Menschen, denen wir begegnen und für die wir oft schnell unsere Schubladen und Urteile bereit haben? Was Gott uns zeigen will, können wir nur selber entdecken. Eines aber dürfen wir wissen - es wird am Ende heilsam und befreiend sein.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?
1.Mose 18,14

Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.
Hebräer 10,35

Am Vertrauen festhalten

Echte Stille ist Klarheit, darauf wächst alles Schöpferische von Wert.
Alles, was lebt und dauert, entsteht aus dem Schweigen;
wer diese Stille in sich trägt, kann den lauten Anforderungen von außen gelassen begegnen.
(Yehudi Menuhin)
Echtes Vertrauen wächst in der Stille. Wenn die Anforderungen von aussen, Belastungen und Sorgen, Forderungen und Überforderungen unser Vertrauen ins Wanken bringen, dann hilft kein Aktivismus, kein „mehr-desselben“; dann ist es Zeit, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Mit dem Vertrauen ist es wie mit der Liebe - wir können uns damit nur beschenken lassen. Aber wer sich beschenken lassen will, muss die Augen aufmachen und vor allem sein Herz öffnen.

Dienstag, 18. Mai 2010

Ich werde mich an euch als der Heilige erweisen vor den Augen der Heiden. Und ihr werdet erfahren, dass ich der HERR bin.
Hesekiel 20,41.42

Die Knechte des königlichen Beamten sprachen: Gestern um die siebente Stunde verließ deinen Sohn das Fieber. Da merkte der Vater, dass es die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.
Johannes 4,52-53

An den alltäglichen Wundern Vertrauen lernen

Ist es ein Wunder? Für den königlichen Beamten aus Kafarnaum war es ein Wunder, dass sein Sohn, der sterbenskrank war, wieder gesund wurde. Und dem Evangelisten erscheint es wichtig zu betonen, dass er genau in der Stunde gesund wurde, als Jesus das gesagt hat. Trotzdem scheint es mir wichtig, dass Jesus in dieser Geschichte gerade vor dem Wunderglauben warnt: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.“ Wir sollen unseren Glauben, unser Vertrauen nicht von übernatürlichen Wundern abhängig machen, sondern an den alltäglichen Wundern Vertrauen lernen.
Der Glaube des Hauptmanns stellt uns vor die Frage: Wie verhalte ich mich, wenn ich mit meinem Latein am Ende bin? Worauf vertraue ich, wenn ich an meine Grenzen gerate? Kann ich dann die Dinge getrost aus der Hand geben und loslassen? Kann ich dann auf ein Wort hören, das heilt und mich wieder neu aufrichtet? Wenn wir uns diese Fragen stellen und auf das Beispiel des Hauptmanns achten, dann wird uns bewusst, dass wir uns in eine solche Haltung besser nicht erst an den Grenzen unseres Lebens einüben sollten. Wenn wir mitten im Leben, in den guten Tagen uns einüben in diese Haltung des Hauptmanns, dann üben wir uns ein im Hören auf die Worte, die wir brauchen und die wir uns nicht selber sagen können:
Ein Wort der Vergebung
Ein Wort der Anerkennung
Ein Wort der Ermächtigung
Ein Wort, das Selbstvertrauen weckt
Ein Wort der Liebe
Ein Wort, das in die Pflicht nimmt
Ein Wort, das Menschen verbindet
Gott schenkt uns heilende Worte. Er ist uns nahe, wenn wir ihn brauchen. Und dieses Evangelium geben wir einander weiter, indem wir einander Worte schenken, die Wunden heilen, die Schuld vergeben, die Gebeugte aufrichten, die Menschen in die Pflicht nehmen und ihnen eine Aufgabe geben, die Menschen spüren lassen, dass sie wertvoll sind. Ja, Worte können tatsächlich heilen. Auch wir können mit unseren Worten heilen – nicht körperliche Leiden, aber die Wunden der Seele, die Entzweiungen, die Menschen voneinander trennen, die Resignation, in der nichts mehr der Mühe wert ist.

Montag, 17. Mai 2010

Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er's hört.
Jesaja 30,19

Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige: Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan und niemand kann sie zuschließen.
Offenbarung 3,7.8

Endlich klar sehen

Die heutige Tageslosung stammt aus einem Abschnitt des Jesajabuchs, der zum Abschied von Illusionen aufruft. Die Illusion, von der es Abschied zu nehmen gilt, ist die Faszination für die Stärke und Macht Ägyptens, das Vertrauen auf Gewalt und Arglist. Israels stärke aber sind Umkehr und Gelassenheit, Ruhe und Vertrauen. Wenn Israel umkehrt zu Gott, ruhig und gelassen auf seine Hilfe vertraut, dann wird es endlich klar sehen und auch politisch klug handeln.
Endlich klar sehen und von Illusionen Abschied nehmen - das ist die Einladung der Tageslosung auch für uns heute. Von welchen Illusionen gilt es für uns Abschied zu nehmen? Welchen falschen Versprechungen sitzen wir auf? Ist ständiges Wachstum nicht eine Illusion, die nicht zuletzt auf Kosten der Natur geht? Stellen wir uns wirklich der Herausforderung, weltweit Gerechtigkeit und Solidarität zu fördern, damit alle Menschen leben können? Und persönlich - vertrauen wir da vor allem auf unsere eigene Stärke oder unsere guten Kontakte? Oder müssen wir gerade von der Illusion unserer Schwäche Abschied nehmen und uns endlich etwas zutrauen?
Weil Gott uns etwas zutraut und uns unsere Grenzen aufzeigt, lehrt er uns den offenen und ehrlichen Blick. Weil sein Blick gnädig auf uns ruht, können wir vor ihm von Illusionen Abschied nehmen und erfahren, wie gut es tut, endlich klar zu sehen. Dann finden wir die Ruhe und Gelassenheit, in der unsere Stärke liegt.

Sonntag, 16. Mai 2010

Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte.
1.Mose 12,4

Nun werden die, die aus dem Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.
Galater 3,9

Vertraut den neuen Wegen

1. Vertraut den neuen Wegen,
auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: sich regen,
weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen
am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausgezogen
in das gelobte Land.
2. Vertraut den neuen Wegen
und wandert in die Zeit!
Gott will, dass ihr ein Segen
für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten
das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten,
wo er uns will und braucht.
3. Vertraut den neuen Wegen,
auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen.
Die Zukunft ist sein Land.
Wer aufbricht, der kann hoffen
in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen.
Das Land ist hell und weit.
Text: Klaus Peter Hertzsch 1989

Samstag, 15. Mai 2010

Es ist der HERR; er tue, was ihm wohlgefällt.
1.Samuel 3,18

Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe.
Johannes 6,40

Auf Gott hören

Es ist eine Geschichte von Unrecht, Mut und Einsicht, der unsere heutige Tageslosung entstammt. Da ist Eli, der altgewordene Priester und da sind seine Söhne, die sich das Opferfleisch im Tempel unter den Nagel reissen. Eli ist zu schwach, um dem Unrecht seiner Söhne etwas entgegenzusetzen. Und da ist der junge Samuel, der Eli dient. Eines Nachts hört er eine Stimme, die ihn ruft. Er hält sie für Eli’s Stimme. Aber der schickt ihn drei Mal zurück. Die Stimme erzählt Samuel, dass die Tage des Hauses Eli gezählt sind. Er hat natürlich Angst, aber als Eli ihn fragt, verschweigt er nichts. Und Eli? Er wird nicht wütend über Samuel, weil dieser das Unrecht beim Namen nennt. Er schlägt nicht auf den Boten ein, auch wenn dieser nur sein junger Diener ist, sondern nimmt sich die Botschaft zu Herzen. „Er ist der Herr; er wird tun, was in seinen Augen richtig ist“ lautet seine Antwort in der neuen Zürcher Übersetzung.
Im Zusammenhang der Geschichte ist mir zweierlei wichtig geworden. Zum einen der Mut und das Rückgrat des jungen Samuel. Er wählt nicht das taktische Schweigen oder die geschickte Ausrede. Er hat den Mut, Eli gegenüber auszusprechen, was ihm die nächtliche Stimme gesagt hat - ohne zu wissen, welche Folgen er damit provoziert. Und das andere ist die Einsicht des Eli. Er mag zu schwach sein, seinen Söhnen Einhalt zu gebieten. Aber er sucht keine Ausreden. Er respektiert, dass seiner priesterlichen Macht eine Grenze gesetzt ist und er übernimmt Verantwortung. Deshalb sind seine Worte auch weniger Ausdruck einer frommen Schicksalsergebenheit als Respekt vor der Verantwortung für sein Tun und vor der Macht, die alle menschliche Macht begrenzt. Unrecht und Machtmissbrauch wird es immer geben. Aber es braucht Menschen, die den Mut haben, das Unrecht beim Namen zu nennen und dagegen aufzutreten und die Träger von Macht - angefangen im Kleinen in der Familie bis hin zur Wirtschaft und Politik - müssen sich ihrer Grenzen bewusst und auf ihre Verantwortung ansprechbar bleiben.
Jesus hat diesen aufrechten Gang vorbildlich gelebt und ermutigt uns zum aufrechten Gang und zur Übernahme von Verantwortung. „Das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe.“ Wer sich in diesem Vertrauen im aufrechten Gang übt, dessen Leben hat Bestand.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Freitag, 14. Mai 2010

Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.
2.Mose 23,8

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
1.Johannes 4,16

Sehnsucht nach Liebe

Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe, nach einer Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, nach einer Liebe, die nicht immer aufs Neue gefährdet ist und nur auf Widerruf gilt. Wir spüren die Sehnsucht nach Liebe, die zu uns gehört und uns menschlich macht und zugleich erfahren wir, dass wir solche Liebe einander nicht geben können. Ja, mehr noch, wir müssen erkennen, dass je mehr wir von einander die Erfüllung unserer Sehnsucht nach Liebe erwarten, wir einander überfordern und die Liebe, die wir suchen, oft gerade gefährden. Denn dann machen wir den anderen für unsere Enttäuschungen verantwortlich, sehen sie als Zeichen, dass der andere uns zuwenig liebt oder aber, dass wir eben nicht liebenswert sind. Doch kaum etwas kann die Liebe stärker gefährden als Vorwürfe und Forderungen nach Liebesbeweisen. Liebe lässt sich nicht einfordern oder erzwingen.
Muss sich dann aber unsere Sehnsucht nach Liebe nicht auf etwas richten, das unsere menschlichen Beziehungen übersteigt? Gibt es einen solchen Ort, ein solches Wesen, eine solche Kraft, wo diese Sehnsucht nach Liebe gestillt wird, wo ich mich wirklich bedingungslos geliebt wissen darf? „Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm“ heisst es im 1. Joh.
Unser Glaube ist Vertrauen auf eine bedingungslose Liebe, die uns von allem Anfang an und bis in alle Ewigkeit gilt, auf ein Ja, das all unserem Tun vorausgeht. Wir dürfen unser Lebensschiff festmachen in dieser Liebe. Dann wird die Liebe derer, die uns wichtig sind, entlastet davon, meine Existenz, mein Selbstwertgefühl, meinen Lebenssinn allererst begründen zu müssen. Liebe kann dann freier werden von Erwartungen und Ansprüchen. Enttäuschungen stellen dann nicht mehr alles in Frage. Und wer vom anderen nicht alles erwartet, wird freier, ihm offen zu begegnen. Glauben heisst: Vertrauen auf Gottes bedingungslose Liebe und loslassen: Erwartungen, Forderungen, Ansprüche. Wer loslassen kann, kann sich als freier Mensch auf diese Welt einlassen, auf eine Liebe die menschenmöglich ist, auf Scheitern und Neubeginn, auf dankbar erlebtes Glück und auf den Schmerz unausweichlicher Verletzungen. Wer dieser bedingungslosen Liebe vertraut, kann Liebe geben und Liebe empfangen. Und darin tun wir Gottes Willen.
Wie solche Liebe sich auf unser Leben auswirkt, das können wir nur ausprobieren und das kann jeder und jede für sein eigenes Leben nur selber entdecken. Ich möchte sie deshalb nur mit einigen Fragen einladen, sich auf diesen Entdeckungsweg zu begeben.
1. Angenommen, sie würden tatsächlich bedingungslos geliebt - was würde sich dadurch in ihrem Leben verändern?
Wen oder was könnten sie dann vielleicht ineinem neuen Licht sehen? Sich selbst oder einen anderen Menschen oder bestimmte Erfahrungen, gegenwärtige oder längst vergangene?
2. Wenn Gottes bedingungslose Liebe sie tatsächlich frei machen würde, Erwartungen und Ansprüche loszulassen - welche Erwartungen und Ansprüche würden sie dann zuerst loslassen? Und wer würde das als erstes merken und woran? Woran würden sie selber erkennen, dass sie loslassen können? Wo und wann ist ihnen das vielleicht schon gelungen?
3. Worin könnte sich in ihrem gegenwärtigen Leben die Liebe zu Gott zeigen? Welchem Menschen möchten sie sich neu zuwenden? Welche Schritte tun sie dabei konkret?
Unser Glaube ist das Vertrauen auf die bedingungslose Liebe Gottes. Er besiegt die Welt, wenn er uns frei macht loszulassen und einander offen und mit Liebe zu begegnen. Solchen Glauben schenke uns Gott, der die Liebe ist.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Gott spricht: Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen.
Jesaja 57,16

Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.
Römer 8,34

Stellvertretung

„Menschen leben davon, dass jemand für sie eintritt.“ Diese menschliche Grunderfahrung ist vielleicht der beste Schlüssel zum heutigen Lehrtext. Und es ist ein notwendiger Widerspruch gegen all die vermeintlichen Weisheiten der Kategorie „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „Jeder ist sich selbst der Nächste“. Wir leben davon, dass jemand für uns eintritt. Wir kämpfen nicht allein und auf verlorenem Posten. Weder auf Erden noch im Himmel. So wie Christus im Himmel für uns eintritt, so sollen wir auf Erden füreinander eintreten statt gegeneinander anzutreten. Barmherzig sollen die Masstäbe sein, mit denen wir einander messen und wo des einen Kraft nicht genügt ist ein anderer da, der hilft. Wo einer schuldig wird, ist ein anderer, der verzeiht. Wo einer angegriffen wird, ist einer der ihn verteidigt. Alles nur ein schöner Traum, aber die Verhältnisse sind nicht so? Mag sein, aber wenn wir nicht anfangen unsere Träume zu leben, bleibt es für uns ein Traum. Un dwir haben einen guten Grund - Christus, der im Himmel für uns eintritt und uns auf Erden den Rücken stärkt und den Blick weitet für die vielen Möglichkeiten füreinander einzutreten.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Wollte Gott, dass alle im Volk des HERRN Propheten wären und der HERR seinen Geist über sie kommen ließe!
4.Mose 11,29

Wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied.
Römer 12,4-5

Aufeinander angewiesen

Das Bild vom einen Leib und den vielen Gliedern ist ein wunderbares Bild für die christliche Gemeinschaft. Dass jeder und jede seinen eigenen Platz und seine eigene Aufgabe hat und Platz ist für unterschiedliche Gaben und Begabungen, das kann man nicht oft genug betonen und wiederholen. Vielfalt ist Reichtum und die Glieder des Leibes sind aufeinander angewiesen. Das Bild ist so stark und so einleuchtend, dass es gar keine grossen Erklärungen braucht. Aber es hat auch eine Gefahr. Denn am Leib hat jedes Glied seinen bestimmten Ort und seine bestimmte Aufgabe. Es herrscht Ordnung. Gilt das auch für den Leib Christi?
Der Tageslosung aus dem 4. Buch Mose geht eine Episode voraus, wo zwei Männer sich - bewegt durch den Geist Gottes - wie Propheten gebärden. Josua fordert deshalb Mose dazu auf, ihnen Einhalt zu gebieten und wieder Ordnung zu schaffen. Aber Mose weist ihn zurück mit den Worten der heutigen Losung. Sollten nicht auch wir manchmal mehr heilige Unordnung zulassen und bedenken, dass das Wirken des Geistes zuerst Lebendigkeit ist und nicht Ordnung?

Dienstag, 11. Mai 2010

Alle Morgen weckt er mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören.
Jesaja 50,4

Jesus sprach zu seinen Jüngern: Euch ist's gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen.
Lukas 8,10

Ein sanfter Weckruf

Früh am Morgen klingelt der Wecker. Noch müde und verschlafen denken wir an die Aufgaben des Tages. Reicht die Zeit noch für ein Frühstück? Werde ich alles schaffen können, was ich mir für heute vorgenommen habe, was ich heute erledigen muss?
Hoffentlich sieht ihr Morgen in der Regel nicht so aus. Denn die heutige Tageslosung weckt ganz andere Bilder. Es ist ein sanfter Weckruf. Er reisst mich nicht aus den Federn, sondern weckt mir behutsam das Ohr, macht mich wach und aufmerksam, neugierig und erwartungsvoll für den neuen Tag. Ich nehem mir Zeit, anzukommen und mich auf den Tag einzustellen. Worauf freue ich mich? Was macht mir sorgen? Was liegt vor mir? Was wird es heute zu hören und zu sehen geben? Was will Gott mir sagen? Kann ich so bewusst in den neuen Tag gehen - im Vertrauen, dass Gott mit mir geht?

Montag, 10. Mai 2010

Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.
Sprüche 16,9

Johannes der Täufer sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist.
Johannes 3,27

Der Mensch denkt, aber Gott lenkt

Dieser Satz aus dem biblischen Buch der Sprüche ist auch in den Schatz unserer Sprichwörter und Lebensweisheiten eingegangen. Nicht hohe Theologie, sondern ganz praktische und alltägliche Lebensweisheit ist es, was dieses biblische Buch ausmacht. Die Tageslosung erinnert und an die Grenzen unseres Machens und Planens. sie ist nicht als Aufforderung zu verstehen, sich mit politischen Entscheidungen einfach abzufinden oder auf das Planen und Machen zu verzichten.
Im Gegenteil - es ist wichtig, dass unser Herz sich einen Weg ausdenkt, dass wir Verantwortung übernehmen und Pläne machen, es ist wichtig, bei politischen Entscheidungen mitzureden. Blinde Schicksalsergebenheit wäre gewiss der falsche Weg. Dennoch erfahren wir immer wieder die Begrenztheit all unseres Planens und Machens, müssen erkennen, dass Dinge sich anders entwickeln als wir es uns ausgedacht haben. Gelingt es uns, uns in diese Realität nicht nur resigniert drein zu schicken, sondern sie auch positiv anzunehmen? Können wir in dem, was auf uns zukommt auch neue Kräfte und Möglichkeiten entdecken? Können wir uns auch in Ungewissheit und existenzieller Unsicherheit unserem Gott anvertrauen und ihm unsere Wege befehlen, in der Hoffnung und in dem Vertrauen, dass er Wege für uns weiss und uns auch durch Unsicherheiten hindurch begleitet und trägt? Ich formuliere das bewusst als Frage, weil ich durch eigene Erfahrungen weiss, wie wenig die Aufforderung zu mehr Gottvertrauen manchmal hilft und wie wenig das machbar ist. Aber ich hoffe, dass die Worte der heutigen Losung uns ermutigen können, unseren Weg zu gehen mit gespannter Neugier, was er uns wohl bringen mag und offen für das, was uns begegnet. Ich hoffe, dass er uns hilft, die richtige Balance zu finden: uns ans Werk zu machen, zu planen und Ideen zu entwickeln, unsere Vorsätze umzusetzen und zugleich offen zu sein dafür, dass alles ganz anders kommen kann und Pläne scheitern, aber auch neue, überraschende Möglichkeiten auftauchen können.
„Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt.“ Diese biblische Lebensweisheit will uns keine Angst machen, sondern uns ermutigen, das Leben in seiner ganzen Unplanbarkeit und Unvorhersehbarkeit zu wagen - in dem Vertrauen, dass Gott uns mit seiner Liebe und Treue begleitet auf allen unseren Wegen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Du sollst nicht töten.
2.Mose 20,13

Das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang an, dass wir uns untereinander lieben sollen. Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger.
1.Johannes 3,11.15

Unaufhaltsam

Das eigene Wort,
wer holt es zurück,
das lebendige
eben noch
ungesprochene
Wort?

Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb,
fällt Schnee.

Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht dein Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinen Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,

Worte mit bunten, weichen Federn.
Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf,
anzukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.

Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.

Hilde Domin (1962)

Samstag, 8. Mai 2010

Erhebet den Herrn, unsern Gott, betet an vor dem Schemel seiner Füße; denn er ist heilig.
Psalm 99,5

Jesus fragte den geheilten Blinden: Glaubst du an den Menschensohn? Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an.
Johannes 9,35.37-38

Vertrauen

Ein Blindgeborener wird geheilt. Ist das nicht ein Grund zur Freude? Aber die Rechtgläubigen machen ihm Vorwürfe. Was dieser Jesus sagt und tut, das passt nicht in ihre Ordnung und zu ihren Glaubenssätzen. Statt sich mit dem Geheilten zu freuen, beschimpfen sie ihn und werfen ihn hinaus. Er aber weiss, wer ihm geholfen hat und er erkennt in seinem Herzen, dass er diesem Jesus vertrauen kann. Er vertraut nicht der überlieferten Ordnung und den Glaubenssätzen, sondern dem, dem er begegnet ist und dem, was er erfahren hat. Sollten wir nicht auch uns mehr an lebendigen, heilsamen Begegnungen orientieren als an festgeschriebenen Glaubenssätzen, die eigenen und fremden Erfahrungen ernst nehmen und uns davon berühren lassen?
Der Geheilte wirft sich am Ende vor Jesus nieder (so die korrekte Übersetzung) - als Geste des Vertrauens und der Dankbarkeit. Die Lutherübersetzung „und betete ihn an“ ist problematisch, weil sie aus diesem Vertrauen und der Dankbarkeit Anbetung und göttliche Verehrung macht und damit die Geschichte ihrerseits schon wieder in Kategorien der Rechtgläubigkeit deutet. Zuerst einmal sollten wir sie aber als Einladung verstehen, Vertrauen zu wagen und sich auf den Weg mit Jesus einzulassen. Als wer er sich uns dann zeigen wird, müssen wir nicht schon festschreiben.

Freitag, 7. Mai 2010

HERR, deine Güte ist ewig. Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.
Psalm 138,8

Wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Epheser 2,10

Lebende Kunstwerke

Wenn heute in Losung und Lehrtext vom Werk Gottes die Rede ist, so stellt sich bei mir die Assoziation des Kunstwerks ein. Ist das nicht ein schönes Bild - wir alle, die ganze Schöpfung ein Kunstwerk Gottes? Ein Kunstwerk will ins rechte Licht gerückt werden, damit es seine Wirkung entfalten kann. Es will wahrgenommen und betrachtet werden. Es inspiriert und bringt den Betrachter auf neue Gedanken, bewirkt etwas in ihm, lehrt ihn, etwas Neues zu sehen.
Was bedeutet es für mich selbst, wenn ich versuche, mich als Kunstwerk Gottes zu sehen, ein Kunstwerk, auf das Gott stolz ist? Und wenn ich die anderen als lebende Kunstwerke Gottes sehen lerne? Was sähe das dann aus, wenn wir versuchten, einander nicht in den Schatten zu stellen, sondern in ein Licht zu rücken, in dem jedes sich entfalten kann? Wozu könnten uns die Menschen inspirieren, denen wir heute begegnen? Wer lehrt uns heute, etwas neues zu sehen?
Und als lebende Kunstwerke sind wir dazu geschaffen, selber Kunstwerke hervorzubringen. Welches könnten dennn meine guten Werke sein, die Gott in mir bereitet hat? Welche Wege kann und will ich gehen?

Montag, 3. Mai 2010

Donnerstag, 6. Mai 2010

Nicht uns, HERR, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre um deiner Gnade und Treue willen!

Psalm 115,1
Wer von sich selbst aus redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
Johannes 7,18

Ich sagen

In Glaubensfragen können wir nur von uns selber reden. Wer von Gott reden will, muss den Mut haben, Ich zu sagen. Angesichts des heutigen Lehrtextes sind das vielleicht überraschende Aussagen. Aber gerade deshalb halte ich sie für notwendig. Denn das Problem ist nicht das „Ich-Sagen“, sondern das Bestreben, die eigene Ehre in den Vordergrund zu stellen. Natürlich gibt es auch ein solches „Ich -Sagen“, das nur zeigen will, wie gut ich bin, wie vorbildlich mein Glaube, wie beeindruckend meine Erkenntnisse. Aber es gibt umgekehrt auch den Verzicht auf das Ich, der gerade die eigenen Einsichten und Ansichten als absolute und objektive Wahrheit erscheinen lässt. Diese Gefahr ist gross, sobald Menschen im Namen Gottes zu reden beginnen.
Deshalb plädiere ich dafür, im Glauben nur in der Ich-Form zu reden - als Zeichen der Demut und nicht des Selbstruhms. Denn ich kann nur bezeugen, was ich glaube, worauf ich vertraue und freue mich, wenn das auch andere inspiriert und ich möchte offen bleiben dafür, dass andere mich in meinem Glauben inspirieren und korrigieren können. Dann dient nämlich gerade das „Ich-Sagen“ der Ehre Gottes.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen.
Jeremia 17,14

Jesus sprach: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Markus 2,17

In schlechter Gesellschaft

Warum begibst du dich denn in so schlechte Gesellschaft? Das ist doch kein Umgang für dich! Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Eltern sagen das ihren Kindern. Kinder und Erwachsene suchen sich so ihre Freundschaften und Kontakte. Wer nicht dazu passt wird meist gemieden. Und wenn sich einer nicht an die ungeschriebenen Regeln hält, bekommt er das schmerzhaft zu spüren. Das fängt ja schon in der Schule an und ist im modernen Networking der Erwachsenenwelt nicht anders. Da werden Kontakte gepflegt unter dem Gesichtspunkt der Nützlichkeit und geschaut, wer zu meinem Profil passt. Und ist das nicht alles durchaus sinnvoll und vernünftig?
Jesus passt nicht in dieses System. Ohne Not begibt er sich in schlechte Gesellschaft, nimmt Kontakt auf mit Sündern, Zöllnern und Huren. Er ist sich nicht zu schade dafür, mit ihnen an einem Tisch zu sitzen. Und genau das werfen sie ihm vor. Wie kannst du nur? Aber Jesus beugt sich diesem sozialen Druck nicht. Er versucht weder seine Gesellschaft in ein besseres Licht zu rücken noch distanziert er sich davon. Er sagt schlicht: genau die haben jemand nötig, der sich Zeit für sie nimmt, der für sie da ist, der ihnen vielleicht auch hilft, einen anderen Weg in ihrem Leben zu finden. Was macht es für einen Sinn, wenn die vermeintlich Guten und Anständigen unter sich bleiben und sich gegenseitig auf die Schultern klopfen. Es gehen ja schliesslich auch nicht die Gesunden zum Arzt, sondern die Kranken. Und vielleicht haben wir ja nur noch nicht gemerkt, wo wir selber bedürftig sind, angewiesen auf Gottes Grosszügigkeit und Vergebung.

Dienstag, 4. Mai 2010

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?
Jeremia 23,29

Jesus sprach: Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte!
Lukas 12,49

Nicht mit dem Feuer spielen

Voller Wut und Zorn wendet sich Jeremia gegen die falschen Propheten, die Ungerechtigkeiten schönreden statt für die Gerechtigkeit zu kämpfen, die den Mächtigen nach dem Mund reden statt ihnen den Spiegel vorzuhalten. Gottes Wort ist mehr als ein frommer Zuckerguss über unserem alltäglichen Leben. Wer Gottes Wort einfach dazu benutzt, die Verhältnisse zu legitimieren und dem Leben, so wie es ist, ein wenig Sinn und Tiefe zu verleihen, der spielt mit dem Feuer. Gottes Wort ist auch Ruf zur Umkehr, Kritik an ungerechten Verhältnissen. Es stört unsere Bequemlichkeit und schafft Unruhe. Das sollten wir vielleicht nicht ganz vergessen, wenn wir heute die Nützlichkeit und stabilisierende Kraft des Glaubens betonen.
Allerdings ist es nicht weniger wichtig zu bedenken, wie leicht entschiedener Glaube in religiösen Fanatismus umkippen kann. Und der spielt ebenso oder noch mehr mit dem Feuer. Wir haben das Wort Gottes immer nur als unsere Glaubensansichten - irrtumsanfällig - und wir haben kein Recht, unsere Glaubensansichten anderen aufzuzwingen. Bezeugen, argumentieren, bekennen - all das dürfen und sollen wir, Rückgrat zeigen und einstehen für das, was wir glauben. Aber mit Demut und im Wissen darum, dass sich unsere Glaubenseinsichten verändern können und wir irren können.

Montag, 3. Mai 2010

Bessert euer Leben und euer Tun, so will ich bei euch wohnen an diesem Ort.
Jeremia 7,3

Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
1.Johannes 4,19

Dem Gewissen und der Liebe folgen

Es ist ein beliebtes Muster, die Kirchen in Fragen der Werte und der Moral für zuständig zu erklären. Und ebenso beliebt ist es, den Kirchen vorzuwerfen, sie würden den Menschen zu viele Vorschriften machen, wenn die Werte und Moralvorstellungen dann mit den eigenen nicht übereinstimmen oder unbequem sind. Könnte es sein, dass der Ruf nach der Kirche als moralischer Instanz manchmal auch der Versuch ist, für die eigenen unsicher gewordenen Wert- und Moralvorstellungen eine höhere Legitimation zu erhalten?
Aber Fragen der Werte und der Moral lassen sich nicht einfach delegieren. In einer demokratischen Gesellschaft müssen wir uns auch über Fragen der Werte und der Moral immer wieder neu verständigen und es gibt keine ewig gültigen Massstäbe. Die Aufgabe der Kirchen ist es nicht, Werte und Moral von oben herab vorzuschreiben. Ihre Aufgabe ist es, daran zu erinnern, dass unser Leben und Zusammenleben nur dann gelingen kann, wenn Menschen Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und bereit sind, der Stimme ihres Gewissens zu folgen, das Gute zu tun und das Böse zu meiden und füreinander Verantwortung zu übernehmen. Dabei erinnert uns unser Glaube daran, dass es keinen Glauben ohne moralisches Handeln geben kann und dass es für das Handeln im Glauben zwar keine endgültigen, ewigen Gesetze gibt, sehr wohl aber einen Massstab - nämlich die Liebe und eine gute Grundlage, nämlich, dass wir zuerst geliebt sind.